Nazi-Rock auf Schulhöfen
Mit kostenlosen CDs, die auf Schulhöfen verteilt werden, versucht die rechtsradikale NPD, Jugendliche für ihre Partei zu ködern. Zum Teil sind sie damit erfolgreich, denn im Gegensatz zu früher bieten die braunen Verführer jetzt ein größeres musikalisches Spektrum an. Die Texte jedoch sind nach wie vor dumpf-rassistisch.
" Ich war platt, wusste gar nicht, was ich machen sollte, bin in der Schule rumgerannt, habe allen gesagt: Schmeiß die weg, schmeiß die weg! Oder schick sie zu einem Radiosender, der sie gegen richtige Musik umtauscht. Und dementsprechend haben dann die meisten auch richtig reagiert und sie weggeschmissen."
Juliane Hundt und Stephanie Luther, beide 18 Jahre, beide in der 13. Klasse. Sie erinnern sich noch gut, wie NPD-Kader vor der Friedrich-List-Oberschule in Berlin-Pankow CDs mit rechter Musik verteilten.
"Ich habe gesehen, dass sie einige auch eingesteckt haben. Und ich weiß auch, dass es an unserer Schule einige gibt, die damit in Kontakt stehen."
Das sei jedoch nur eine Handvoll Zehntklässler, sagt Stephanie. Die beiden Mädchen haben vor drei Jahren ARADI gegründet, die Antirassistische Demokratische Initiative.
" Ich denke, es gibt schon einige wenige, die sehr stark daran glauben, was die NPD versucht zu vermitteln oder Nazis. Aber der Großteil sind wirklich Mitläufer, die eben Freunde suchen oder in einem schlechten sozialen Umfeld aufgewachsen sind und sich eben mit denen identifizieren können, weil sie Freunde sind, weil sie einen starken Zusammenhalt haben in der Gruppe. Ich denke, das ist der Großteil."
Die rechte Szene setzt verstärkt auf Musik, Jugendliche anzuwerben: Die NPD Schulhof-CD enthält martialisches Liedgut. Der Kampf eines Mädchens für Nazi-Deutschland wird verherrlicht, Deutschrock gegen das Kapital, das die Völker unterdrücke. So was kommt an, glaubt Stephanie.
"CDs sind ja irgendwie schon was Besonderes. Wir haben uns auch mal 'ne CD angehört und die Musik hört sich ja wirklich an wie Tote Hosen, Ärzte, die Leute, die gegen Rechte was machen, aber die Aussagen, die Texte. Viele hören ja nicht auf die Texte, die sind ja das Schlimme da dran."
Zitat aus "Wenn der Wind sich dreht": "Über Jahre dreist belogen, ausgenommen und betrogen, als Wähler hier für dumm verkauft und den Bonzen blind vertraut. Jahrelang fiel man auf Typen rein, von DGB bis Zentralverein, Meinungsmache und CDU, auf Sozis und all den Schmu…"
Jan Zobel: "Musik ist eine der wichtigsten Methoden der NPD und der Neonazi-Szene für die NPD zu werben. Das ist in den letzten Jahren immer wichtiger geworden. "
Jan Zobel hat jahrelang rechte Musik verkauft.
"Vor zehn Jahren war es ja noch der dumpfe Skin-Rock, Parolengegröle mit schlechter Musik. Inzwischen ist daraus eine ausgefeilte Szene geworden mit verschiedenen Musikrichtigen, Balladen, allem drum und dran. Und das ist für die Szene unheimlich wichtig, um junge Menschen an diese Ideologie heranzuführen."
Zitat aus "Wenn der Wind sich dreht": "Wenn der Wind sich dreht im Riesenland, wird dort was bewegt durch unsere Hand. Und die Herrscher zittern auch vor deiner Kraft."
Jan Zobel trat mit 17 der NPD bei. Heute ist er 29. Als Schüler hatte ihn das Programm der Rechten zunächst nicht interessiert.
Jan Zobel: "Für mich war es eher der Reiz des Verbotenen, des Protestes, das ist etwas, wo Eltern, Mitschüler schockiert sind und das war für mich interessant."
Zobel wurde Bundessprecher der Jungen Nationaldemokraten und deren Hamburger Landeschef. Vor acht Jahren stieg er aus. Er war älter geworden. Italienisch Essen, türkische Freunde und gegen Ausländer hetzen – das passte alles nicht zusammen. Der Nazi-Aussteiger warnt daher davor, die rechte Szene mit Verboten zu bekämpfen. Das mache sie für viele Jugendliche erst interessant. Zobel fordert eine offene Diskussion über rechte Inhalte, ohne die rechte Szene zu wichtig zu nehmen. Juliane und Stephanie klären Mitschüler in regelmäßigen Projektgruppen auf.
"Und wir haben es auch schon gehabt, dass die darüber nachgedacht haben, was sie eigentlich machen, woran sie eigentlich glauben und dass sie sich doch anders entschieden haben. Also solche Leute gibt es halt auch."
Argumente können auch Rechte überzeugen, sagt Ex-Nazi Zobel. Es habe Ereignisse gegeben, die ihn schon zu NPD-Kader-Zeiten nachdenklich gemacht hätten.
Jan Zobel: "Wenn man die Möglichkeit hat, mit einem Holocaust-Überlebenden zu sprechen und zu hören: Wie fühlten sich die Menschen damals. Es ist einfach was anderes, Auge in Auge mit jemandem zu sprechen, als wenn man das in Geschichtsbüchern oder in Filmen sieht. Und das hat schon seinerzeit gewirkt, dass ich die Möglichkeit hatte, mit Überlebenden des Holocaust zu sprechen. Es hat eine Weil gedauert, aber in der Rückschau muss ich sagen, war das sehr wirkungsvoll."
Juliane Hundt und Stephanie Luther, beide 18 Jahre, beide in der 13. Klasse. Sie erinnern sich noch gut, wie NPD-Kader vor der Friedrich-List-Oberschule in Berlin-Pankow CDs mit rechter Musik verteilten.
"Ich habe gesehen, dass sie einige auch eingesteckt haben. Und ich weiß auch, dass es an unserer Schule einige gibt, die damit in Kontakt stehen."
Das sei jedoch nur eine Handvoll Zehntklässler, sagt Stephanie. Die beiden Mädchen haben vor drei Jahren ARADI gegründet, die Antirassistische Demokratische Initiative.
" Ich denke, es gibt schon einige wenige, die sehr stark daran glauben, was die NPD versucht zu vermitteln oder Nazis. Aber der Großteil sind wirklich Mitläufer, die eben Freunde suchen oder in einem schlechten sozialen Umfeld aufgewachsen sind und sich eben mit denen identifizieren können, weil sie Freunde sind, weil sie einen starken Zusammenhalt haben in der Gruppe. Ich denke, das ist der Großteil."
Die rechte Szene setzt verstärkt auf Musik, Jugendliche anzuwerben: Die NPD Schulhof-CD enthält martialisches Liedgut. Der Kampf eines Mädchens für Nazi-Deutschland wird verherrlicht, Deutschrock gegen das Kapital, das die Völker unterdrücke. So was kommt an, glaubt Stephanie.
"CDs sind ja irgendwie schon was Besonderes. Wir haben uns auch mal 'ne CD angehört und die Musik hört sich ja wirklich an wie Tote Hosen, Ärzte, die Leute, die gegen Rechte was machen, aber die Aussagen, die Texte. Viele hören ja nicht auf die Texte, die sind ja das Schlimme da dran."
Zitat aus "Wenn der Wind sich dreht": "Über Jahre dreist belogen, ausgenommen und betrogen, als Wähler hier für dumm verkauft und den Bonzen blind vertraut. Jahrelang fiel man auf Typen rein, von DGB bis Zentralverein, Meinungsmache und CDU, auf Sozis und all den Schmu…"
Jan Zobel: "Musik ist eine der wichtigsten Methoden der NPD und der Neonazi-Szene für die NPD zu werben. Das ist in den letzten Jahren immer wichtiger geworden. "
Jan Zobel hat jahrelang rechte Musik verkauft.
"Vor zehn Jahren war es ja noch der dumpfe Skin-Rock, Parolengegröle mit schlechter Musik. Inzwischen ist daraus eine ausgefeilte Szene geworden mit verschiedenen Musikrichtigen, Balladen, allem drum und dran. Und das ist für die Szene unheimlich wichtig, um junge Menschen an diese Ideologie heranzuführen."
Zitat aus "Wenn der Wind sich dreht": "Wenn der Wind sich dreht im Riesenland, wird dort was bewegt durch unsere Hand. Und die Herrscher zittern auch vor deiner Kraft."
Jan Zobel trat mit 17 der NPD bei. Heute ist er 29. Als Schüler hatte ihn das Programm der Rechten zunächst nicht interessiert.
Jan Zobel: "Für mich war es eher der Reiz des Verbotenen, des Protestes, das ist etwas, wo Eltern, Mitschüler schockiert sind und das war für mich interessant."
Zobel wurde Bundessprecher der Jungen Nationaldemokraten und deren Hamburger Landeschef. Vor acht Jahren stieg er aus. Er war älter geworden. Italienisch Essen, türkische Freunde und gegen Ausländer hetzen – das passte alles nicht zusammen. Der Nazi-Aussteiger warnt daher davor, die rechte Szene mit Verboten zu bekämpfen. Das mache sie für viele Jugendliche erst interessant. Zobel fordert eine offene Diskussion über rechte Inhalte, ohne die rechte Szene zu wichtig zu nehmen. Juliane und Stephanie klären Mitschüler in regelmäßigen Projektgruppen auf.
"Und wir haben es auch schon gehabt, dass die darüber nachgedacht haben, was sie eigentlich machen, woran sie eigentlich glauben und dass sie sich doch anders entschieden haben. Also solche Leute gibt es halt auch."
Argumente können auch Rechte überzeugen, sagt Ex-Nazi Zobel. Es habe Ereignisse gegeben, die ihn schon zu NPD-Kader-Zeiten nachdenklich gemacht hätten.
Jan Zobel: "Wenn man die Möglichkeit hat, mit einem Holocaust-Überlebenden zu sprechen und zu hören: Wie fühlten sich die Menschen damals. Es ist einfach was anderes, Auge in Auge mit jemandem zu sprechen, als wenn man das in Geschichtsbüchern oder in Filmen sieht. Und das hat schon seinerzeit gewirkt, dass ich die Möglichkeit hatte, mit Überlebenden des Holocaust zu sprechen. Es hat eine Weil gedauert, aber in der Rückschau muss ich sagen, war das sehr wirkungsvoll."