Naturschützer Christof Schenck über Wildnis

Wie können Mensch und Natur zusammenpassen?

Ein Wolf mit offenem Maul, aufgenommen im Tierfreigehege im Nationalpark Bayerischer Wald
Ein Wolf, aufgenommen im Tierfreigehege im Nationalpark Bayerischer Wald © dpa / ZB / Patrick Pleul
Christof Schenck im Gespräch mit Gisela Steinhauer · 12.09.2015
Abgeholzte Regenwälder, aussterbende Tierarten - um die Wildnis steht es schlecht. Der Biologe Christof Schenck kämpft seit 14 Jahren für Naturschutz und größere Nationalparks auch in Europa. Die Menschen müssten sich mehr zurücknehmen, sagt er, schon allein aus Eigennutz.
Je wilder, je lieber – so mögen wir Deutschen die Natur. Eigentlich. Wenn es allerdings darum geht, dass Naturschutzgebiete geschaffen – und ihre strengen Auflagen beachtet – werden sollen, dann sinkt bei vielen die Begeisterung. Und wenn uns dann gar Wölfe oder Bären zu nahe kommen, kühlt sich die Liebe zur Wildnis merklich ab.
Weltweit sieht es besorgniserregend aus: 130.000 Quadratkilometer Regenwald werden jedes Jahr abgeholzt; jährlich gehen bis zu 58.000 Tierarten verloren. Das zeigte auch die Wildniskonferenz, die in dieser Woche in Potsdam stattgefunden hat.
"Wenn wir mehr Wildnis zulassen, haben wir viel zu gewinnen",
sagt der Biologe Dr. Christof Schenck, einer der Hauptredner auf der Konferenz. Als Geschäftsführer der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt (ZGF) setzt er sich seit über 14 Jahren für den Schutz von Tieren und Pflanzen ein. Rund um die Welt arbeiten seine Mitarbeiter in den verschiedensten Schutzgebieten – von den Savannen der Serengeti bis zum peruanischen Regenwald. Auch in Deutschland kümmern sie sich um die Schaffung neuer Nationalparks.
"Mitten ins dicht besiedelte Europa mit seinen jahrhundertealten Kulturlandschaften kann dort ein bisschen Wildnis zurückkehren."
Der Nachfolger des legendären Naturschützers Bernhard Grizmek plädiert für einen eher restriktiven Wildnisschutz: Am besten sei, der Mensch bleibe draußen.
"Wildnis heißt: Natur ohne uns für uns. Wildnisschutz ist der am stärksten selbstlose und gemeinnützige Ansatz im Naturschutz. Wildnis sichert Lebensräume für Tiere und Pflanzen, die selbst nicht für ihre Rechte einstehen können, und erhält Optionen für Menschen, die erst noch geboren werden."
Seine Überzeugung: "Schon aus reinem Eigennutz müssen wir die Biodiversität erhalten – für unser Wasser, für das Klima, für unsere Nahrung. Dies ist der zentrale Ansatz der ZGF. Bernhard Grzimek war überzeugt, dass die Menschen sich zurücknehmen müssen, um große Wildnisgebiete zu erhalten. Das ist der wichtigste Beitrag zur Nachhaltigkeit."

Schutz der Wildnis: Wie können Mensch und Natur zusammenpassen?
Darüber diskutiert Gisela Steinhauer am Samstag, von 9 bis 11 Uhr. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 00800 2254 2254, per E-Mail unter gespraech@deutschlandradiokultur.de sowie über Facebook und Twitter.

Hier finden Sie Informationen über die Zoologische Gesellschaft Frankfurt
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