Natur als Plagiat
Die synthetische Biologie will das Leben neu erschaffen. Nach Bakterien mit einem künstlich zusammengebauten Erbgut könnten künftig Mammut, Säbelzahntiger oder gar Neandertaler wieder auferstehen. Der Wissenschaftsjournalist Olaf Fritsche wirft einen kritischen Blick auf eine neue Wissenschaft und deren Visionen.
Dabei beschreibt er verschiedene Entwicklungen, die in den letzten zehn Jahren die Biologie-Labors der Welt verändert haben. Außerdem wirft er einen Blick auf einen Schüler-Wettbewerb, bei dem junge Forscher ihre eigenen Bakterien zusammenbauen. Manchmal wirkt sein Buch zusammengewürfelt, aber es ist gut recherchiert, informativ und unterhaltsam.
Besondere Schlagzeilen machte das angeblich künstliche Bakterium das der Biotechnologie-Pionier Craig Venter 2010 geschaffen hatte. In Wirklichkeit hatte Venter jedoch lediglich bekanntes Erbmaterial chemisch kopiert und in ein anderes Bakterium verpflanzt. So konstruierte er zwar bekannte Erbinformation, schuf aber keinesfalls neues Leben, wie einige Schlagzeilen und auch der Titel dieses Buches nahelegt.
Auch ein Mammut, das nach dem Vorbild von Erbmolekülen, die in Sibirien gefunden wurden, entstünde, wäre keine neue Schöpfung, sondern ein mehr oder weniger gelungenes Plagiat. Olaf Fritsche lässt sich von den Schlagzeilen nicht blenden, sondern trennt sorgfältig zwischen Ankündigungen und Realität. So gelingt es ihm, aktuelle Tendenzen der Wissenschaft zu hinterfragen und zu entzaubern.
Die Wissenschaft, die sich hinter Fakten und Spekulationen verbirgt, erklärt er anschaulich. Dazu tragen einfache Zeichnungen in einer Art "Laborbuch" bei. Aber auch an Hinweisen auf Gefahren mangelt es in diesem Buch nicht. So warnt Fritsche vor synthetischen Biowaffen, die die Menschheit bedrohen und ein neues Wettrüsten auslösen können. Denn in Zukunft könnten Viren nach Maß erzeugt werden, denen das menschliche Immunsystem hilflos ausgeliefert ist. Ein Verzicht auf die Forschung sei allerdings keine Alternative, schreibt Fritsche. Denn lediglich die gleiche Wissenschaft, die die Risiken hervorbringe, könne auch die Gefahren bekämpfen.
Insgesamt interessiert sich der Autor weit mehr für die Zukunft als für die Gegenwart. Beginnend mit der Auferstehung des Mammuts und endend mit möglichen neuen Biowaffen, schildert sein Buch, was in den nächsten Jahrzehnten auf uns zukommen könnte.
Praktische Anwendungen der synthetischen Biologie, die bereits jetzt oder in wenigen Jahren unseren Alltag erreichen können, wie Biosprit, Nahrungsergänzungsmittel, Medikamente und Kosmetika, spielen eine untergeordnete Rolle. Olaf Fritsche liefert gute Argumente für seine Prophezeiungen - und dennoch könnte alles auch ganz anders kommen. So ist das nun einmal mit der Zukunft.
Besprochen von Michael Lange
Besondere Schlagzeilen machte das angeblich künstliche Bakterium das der Biotechnologie-Pionier Craig Venter 2010 geschaffen hatte. In Wirklichkeit hatte Venter jedoch lediglich bekanntes Erbmaterial chemisch kopiert und in ein anderes Bakterium verpflanzt. So konstruierte er zwar bekannte Erbinformation, schuf aber keinesfalls neues Leben, wie einige Schlagzeilen und auch der Titel dieses Buches nahelegt.
Auch ein Mammut, das nach dem Vorbild von Erbmolekülen, die in Sibirien gefunden wurden, entstünde, wäre keine neue Schöpfung, sondern ein mehr oder weniger gelungenes Plagiat. Olaf Fritsche lässt sich von den Schlagzeilen nicht blenden, sondern trennt sorgfältig zwischen Ankündigungen und Realität. So gelingt es ihm, aktuelle Tendenzen der Wissenschaft zu hinterfragen und zu entzaubern.
Die Wissenschaft, die sich hinter Fakten und Spekulationen verbirgt, erklärt er anschaulich. Dazu tragen einfache Zeichnungen in einer Art "Laborbuch" bei. Aber auch an Hinweisen auf Gefahren mangelt es in diesem Buch nicht. So warnt Fritsche vor synthetischen Biowaffen, die die Menschheit bedrohen und ein neues Wettrüsten auslösen können. Denn in Zukunft könnten Viren nach Maß erzeugt werden, denen das menschliche Immunsystem hilflos ausgeliefert ist. Ein Verzicht auf die Forschung sei allerdings keine Alternative, schreibt Fritsche. Denn lediglich die gleiche Wissenschaft, die die Risiken hervorbringe, könne auch die Gefahren bekämpfen.
Insgesamt interessiert sich der Autor weit mehr für die Zukunft als für die Gegenwart. Beginnend mit der Auferstehung des Mammuts und endend mit möglichen neuen Biowaffen, schildert sein Buch, was in den nächsten Jahrzehnten auf uns zukommen könnte.
Praktische Anwendungen der synthetischen Biologie, die bereits jetzt oder in wenigen Jahren unseren Alltag erreichen können, wie Biosprit, Nahrungsergänzungsmittel, Medikamente und Kosmetika, spielen eine untergeordnete Rolle. Olaf Fritsche liefert gute Argumente für seine Prophezeiungen - und dennoch könnte alles auch ganz anders kommen. So ist das nun einmal mit der Zukunft.
Besprochen von Michael Lange
Olaf Fritsche: Die neue Schöpfung - Wie Gen-Ingenieure unser Leben revolutionieren
Rowohlt, Reinbek 2013
288 Seiten, 19,95 Euro
Rowohlt, Reinbek 2013
288 Seiten, 19,95 Euro