Nato-Planungsstableiterin Stefanie Babst

"Im diplomatischen Geschäft sind Erfolge selten"

Moderation: Ulrike Timm · 08.02.2017
Es geht um Sicherheit, um Systeme und Einsatzwege, vor allem aber geht es um Waffen - Stefanie Babst leitet in der Nato den Bereich Planung und Stategie. Im Interview spricht sie über die ganz großen Stategien und ihren weniger strategischen Alltag.
Die gebürtige Kielerin arbeitet fast 20 Jahre bei der NATO. Anfangs war sie die einzige Frau mit einem hochrangigen Posten in einer reinen Männerwelt. Inzwischen gehört sie zu einer kleinen Gruppe von Frauen, die in der Chefetage des westlichen Verteidigungsbündnisses arbeiten.
Ihre Aufgabe sei es, politische Entwicklungen wie beispielsweise den Einmarsch der Russen auf die Krim, den Brexit oder den arabischen Frühling so frühzeitig zu erkennen, dass die NATO nicht davon überrascht werde. Sie und ihr achtköpfiges Team seien ein "Krisenfrühwarnsystem" der NATO, sagt Babst. Beispielsweise könne man sich die Frage stellen, wie sieht der Irak in zwölf Monaten aus?
"Das ist die Kunst, denk ich mal, die richtige Frage zu finden, die richtigen Quellen, die richtigen Informationen zu finden, damit das Bild, was man von einer Lage hat, von einem Land hat, oder von einer Entwicklung hat, möglichst sehr fundiert und sehr umfassend wird."
Babst studierte Politische Wissenschaft, Slawistik und Internationales Recht zunächst in Kiel und dann an der Pennsylvania State University. Nach ihrer Promotion zeichnete sich zunächst eine wissenschaftliche Karriere ab:
"Also ich habe sehr gerne in der Uni gearbeitet, aber ich habe nach einer Weile festgestellt, dass wissenschaftliches Arbeiten, Aufsätze, die man publiziert oder Vorträge, die man auf akademischen Veranstaltungen hält, sehr wenig auf der eigentlichen politischen Entscheidungsebene ankommen und dort auch nicht wirklich wahrgenommen werden. Und das fand ich ziemlich frustrierend."
Sie habe sich immer für den operativen Bereich von Politik interessiert und bewarb sich deshalb bei der NATO. Auch bei ihrem jetzigen Job muss die 52-Jährige Niederlagen einstecken. Sie reagiere darauf beispielsweise mit Beharrlichkeit. Die Probleme seien häufig sehr komplex und deshalb seien Erfolge im diplomatischen Geschäft nicht so häufig.
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