NATO ohne einheitliche Afghanistan-Strategie
Ob es nun sechs, acht oder vielleicht zehn Tornados sein werden, die spätestens im April über den Hindukusch fliegen werden, ist eigentlich egal. Deutschland hat sich in Sevilla endgültig den Forderungen der NATO gebeugt und schickt nicht nur Flugzeuge sondern auch bis zu 500 Soldaten mehr an die afghanische Front, deren Verlauf sich noch auf den Süden des Landes beschränkt.
Der neue amerikanische Verteidigungsminister Gates hat das deutsche Tornado-Angebot, mit Wohlwollen registriert und Verteidigungsminister Jung bescheinigt, dass die Deutschen am Hindukusch einen "guten Job" machen. Schön für Jung, doch was nützt es.
Die Bundesregierung hat monatelang wichtige militärische Entscheidungen bewusst verzögert und die Natopartner tief verärgert, nur weil man Angst davor hatte, deutsche Soldaten in die umkämpften Süd-Provinzen zu schicken. Jetzt hat sich Jung mit den Tornados – die immerhin die gefährlichen Gebiete überfliegen dürfen – quasi vom schmutzigen und verlustreichen Bodenkampf freigekauft. Jedenfalls glaubt er das vermutlich und hofft, dass damit die Debatte über die feigen Deutschen beendet ist. Wobei damals nicht die Soldaten in den Lagern von Kabul, Mazar-E-Sharif oder Kundus gemeint waren, sondern die verantwortlichen Politiker in Berlin
Nichts davon wird eintreffen. Das zeigte das Treffen in Spanien. Denn die NATO verfügt nach wie vor nicht über eine einheitliche Afghanistan-Strategie. Die USA und ihre engsten Verbündeten setzen auf mehr Soldaten, Hubschrauber und Kampfflugzeuge. Sie wollen die Talibankämpfer aufreiben und mit Bomben und MG-Salven zermürben. Während Deutschland, Frankreich und andere mehr auf zivile Wiederaufbauhilfe setzen. Nur – auch dafür gibt es keinen einheitlichen Plan. So werden weiter in Berlin, Washington und Brüssel semantische Verneblungsaktionen gestartet, wozu der deutsche Tornadoeinsatz zu zählen ist.
Krieg ja, aber bitte ohne eigene Verluste von Soldaten, ist eine Formel die nicht aufgeht. Und Wiederaufbau ja, aber bitte ohne mein Geld, ist die andere, die ebenfalls zu keinem Ergebnis führen wird.
Die NATO stand in der Vergangenheit für Begriffe wie Partnerschaft, Bündnistreue, Glaubwürdigkeit – und Abschreckung. Und heute. Sevilla zeigt einmal mehr, dass die NATO längst in verschiedene Interessengruppe zersplittert ist und Eigenschaften wie Bündnistreue mehr formalen – und nicht mehr verbindlichen Charakter haben.
Wie gut ein Freund ist, zeigt sich in der Not, heißt es im Volksmund. Nun ist die NATO noch nicht wirklich in Not, aber Sorgen kann man sich jetzt schon machen. Denn das Bündnis ist dabei, am Beispiel Afghanistans, viel von seiner Glaubwürdigkeit – und damit auch von seiner Abschreckung gegenüber Feinden – zu verlieren. Und so richtig, tut keiner der 26 Partner etwas dagegen. So wird der Streit weitergehen, vor allem wenn die NATO-Frühjahrsoffensive in Afghanistan keinen durchschlagenden Erfolg hat, womit fast zu rechnen ist.
Die Bundesregierung hat monatelang wichtige militärische Entscheidungen bewusst verzögert und die Natopartner tief verärgert, nur weil man Angst davor hatte, deutsche Soldaten in die umkämpften Süd-Provinzen zu schicken. Jetzt hat sich Jung mit den Tornados – die immerhin die gefährlichen Gebiete überfliegen dürfen – quasi vom schmutzigen und verlustreichen Bodenkampf freigekauft. Jedenfalls glaubt er das vermutlich und hofft, dass damit die Debatte über die feigen Deutschen beendet ist. Wobei damals nicht die Soldaten in den Lagern von Kabul, Mazar-E-Sharif oder Kundus gemeint waren, sondern die verantwortlichen Politiker in Berlin
Nichts davon wird eintreffen. Das zeigte das Treffen in Spanien. Denn die NATO verfügt nach wie vor nicht über eine einheitliche Afghanistan-Strategie. Die USA und ihre engsten Verbündeten setzen auf mehr Soldaten, Hubschrauber und Kampfflugzeuge. Sie wollen die Talibankämpfer aufreiben und mit Bomben und MG-Salven zermürben. Während Deutschland, Frankreich und andere mehr auf zivile Wiederaufbauhilfe setzen. Nur – auch dafür gibt es keinen einheitlichen Plan. So werden weiter in Berlin, Washington und Brüssel semantische Verneblungsaktionen gestartet, wozu der deutsche Tornadoeinsatz zu zählen ist.
Krieg ja, aber bitte ohne eigene Verluste von Soldaten, ist eine Formel die nicht aufgeht. Und Wiederaufbau ja, aber bitte ohne mein Geld, ist die andere, die ebenfalls zu keinem Ergebnis führen wird.
Die NATO stand in der Vergangenheit für Begriffe wie Partnerschaft, Bündnistreue, Glaubwürdigkeit – und Abschreckung. Und heute. Sevilla zeigt einmal mehr, dass die NATO längst in verschiedene Interessengruppe zersplittert ist und Eigenschaften wie Bündnistreue mehr formalen – und nicht mehr verbindlichen Charakter haben.
Wie gut ein Freund ist, zeigt sich in der Not, heißt es im Volksmund. Nun ist die NATO noch nicht wirklich in Not, aber Sorgen kann man sich jetzt schon machen. Denn das Bündnis ist dabei, am Beispiel Afghanistans, viel von seiner Glaubwürdigkeit – und damit auch von seiner Abschreckung gegenüber Feinden – zu verlieren. Und so richtig, tut keiner der 26 Partner etwas dagegen. So wird der Streit weitergehen, vor allem wenn die NATO-Frühjahrsoffensive in Afghanistan keinen durchschlagenden Erfolg hat, womit fast zu rechnen ist.