Naher Osten

Kleine Präsenz in Teheran

Eingang zur britischen Botschaft in Teheran 2003
Eingang zur britischen Botschaft in Teheran 2003. Sie war 2011 nach ihrer Erstürmung durch iranische Demonstranten geschlossen worden. © dpa / picture alliance / EPA / Abedin Taherkenareh
Von Jochen Spengler · 17.06.2014
Mit der Wiedereröffnung ihrer Botschaft zeigen die Briten, dass sie auf den Iran setzen, um die Probleme der Region in den Griff zu bekommen. Außenminister Hague hofft vor allem auf Hilfe gegen die Isis-Rebellen im Irak.
Die Umstände für die Wiedereröffnung der Botschaft mit einer zunächst kleinen Präsenz seien jetzt richtig, erklärte Außenminister William Hague. Zugleich stellte er klar:
"Es gibt keinerlei Aufweichung in unserer Haltung gegenüber Iran. Wir sehen seine Unterstützung für sektiererische Gruppen im Nahen Osten, und wir wollen einen erfolgreichen Abschluss der Atomverhandlungen. Aber ich glaube, dass es wichtig ist, solche Fragen mit Iran zu diskutieren und dazu brauchen wir die Fähigkeit."
Das Tauwetter kam nicht über Nacht, sondern begann mit der Ablösung des Hardliners Ahmadinedschad durch Präsident Hassan Rohani im Sommer letzten Jahres sowie durch die danach folgende größere Kompromissbereitschaft Teherans in den internationalen Verhandlungen über sein Atomprogramm. Der Westen fürchtet den Griff des Landes nach der Bombe, Iran behauptet, Atomkraft nur zivil nutzen zu wollen. Bis zum 20. Juli soll bei den Genfer Gesprächen ein Abkommen erzielt werden und William Hague appelliert:
"Es ist notwendig, dass die Verhandlungen vor dem 20. Juli größere Fortschritte machen, doch das erfordert von Iran eine realistischere Herangehensweise, als wir in den letzten Monaten gesehen haben."
Iran soll "positivere Rolle in der Region" spielen
Trotz Annäherung ist von einem Botschafteraustausch und vollen diplomatischen Beziehungen zwischen London und Teheran noch keine Rede. Zwar hat im Frühjahr eine britische Parlamentsdelegation den Iran besucht, nachdem es zuvor zur Ernennung diplomatischer Gesandten gekommen war. Die aber arbeiten bislang nur vom jeweiligen Heimatland aus. Nun könnten, wenn die dazu notwendigen praktischen Vereinbarungen getroffen sind, der britische Gesandte in Teheran und der iranische in London ihren Sitz nehmen:
"Iran hat die Fähigkeit, eine viel positivere Rolle in der Region zu spielen; seit Jahren hat es eine polarisierende und sektiererische Politik verfolgt, insofern es auch terroristische Gruppen in anderen Teilen der Region unterstützt hat. Wir erwarten, dass es das unterlässt, und wir werden den Ausbau unserer bilateralen Beziehungen nutzen, darauf zu dringen wie auch auf die Verbesserung der Verbindungen zwischen unseren Völkern und auf ein besseres gegenseitiges Verstehen unserer Standpunkte."
Ein Katalysator dürfte das gemeinsame Interesse des Westens und des Iran sein, die sunnitischen Isis-Rebellen im Irak zu stoppen. Vor dem Hintergrund der Irak-Krise hat William Hague am Wochenende mit seinem iranischen Amtskollegen telefoniert. Man kann außerdem davon ausgehen, dass alle Schritte eng zwischen London und Washington abgestimmt sind.