Nachschlagewerk für Kinofans

Von Roland Krüger |
Die Preisträger der diesjährigen Berlinale sind zwar noch nicht vertreten, dafür aber gibt die DVD "Das Neue Filmlexikon 2008" Auskunft über mehr als 80.000 andere Titel und 300.000 Personen aus der Branche. Einziger Mangel: Auf Filmausschnitte muss man bei dieser Film-DVD weitgehend verzichten.
Die ganze Welt des Films auf einer Silberscheibe. Geht das überhaupt? "Das Neue Filmlexikon 2008" auf DVD nimmt sich jedenfalls viel vor. Gut 172.000 Filme sind aufgelistet, von "001, Geheimauftrag Jamaica", einem Agentenfilm ohne Phantasie, wie kritisch angemerkt wird, bis zu Peter Greenaways "Ein Z und zwei Nullen", in der Kritik als "Monströse und raffinierte Zumutung" bezeichnet. Die Filme sind alle im Originaltitel eingetragen und in ihrer deutschen Übersetzung, viele auch auf Englisch – so kommt es zu Mehrfachnennungen. Unter dem Strich bleiben noch mehr als 86.000 verschiedene Filme übrig – eine stolze Zahl.

Mehr als 300.000 Personen verzeichnet das Lexikon, nicht nur Schauspieler, sondern ebenso Regisseure, Produzenten, Musiker, eben sämtliche Namen rund ums Filmbusiness – sogar Produktionsstudios sind darunter.

Eine kleine Enttäuschung sind die Filmtrailer. Bei immerhin 229 Stück vermisst man die in den Einträgen als herausragend hervorgehobenen Streifen wie zum Beispiel die "Herr der Ringe"-Trilogie und muss sich stattdessen mit Italowestern wie "Und Santana tötet sie alle" begnügen, deren Lizenzen wohl sehr viel preiswerter gewesen sind. Aber ein Lexikon soll ein Nachschlagewerk sein und keine Film-DVD mit sämtlichen Extras, die es auf dem Markt gibt. Filmrechte sind eben sehr teuer, da kann man nicht die Lizenz an jedem Trailer erwerben. Fotos sind dafür reichlich vorhanden – kaum ein bekannter Schauspieler, auf dessen Konterfei man verzichten müsste.

"Jack Traven ist Beamter einer Spezialeinheit in Los Angeles. Ein Bus, der in die Luft fliegen soll, sobald seine Geschwindigkeit unter ein gewisses Tempo sinkt, konfrontiert ihn mit einem irren Bombenleger."

Das ist die Kurzbeschreibung des meisterhaften Actionfilms "Speed", der zugleich ein hohes Lied auf das Eigentliche im Kino anstimmt, die Bewegung.

Etwas mehr Bewegung oder Flüssigkeit würde man sich für die Steuerung der Medien-Inhalte wünschen. Mit der Maus lässt sich ein Trailer höchstens auf Pause stellen, weiterspulen kann man ihn nicht – das ist für ein multimediales Lexikon nicht mehr zeitgemäß. Auch das Filtern der Suchbegriffe ist anfangs ein bisschen umständlich.

Das Filmlexikon ist eben ein Lexikon: Die Infos sind sehr umfangreich und offenbar gut recherchiert. Darsteller, Produzenten, Regisseure, Kameraleute, Autoren, Musiker und Editoren sind nicht nur aufgelistet, sondern mit Links versehen, so dass man auf einen Klick sieht, wer wo wann was gemacht hat. Hinweise auf die Aufnahmetechnik und die Altersfreigabe sind ein zusätzliches Plus.

Nur: was die Werbestrategen auf dem Cover der DVD echte Hintergrundinformationen nennen, sind Daten, die man auch woanders bekommen kann; Wikipedia, Bertelsmann, Microsofts Encarta und nicht zuletzt die Filmdatenbank imdb bieten ähnliches, wenn auch nicht so schnell.

Trotz der genannten Abstriche in Sachen Multimedia kann man sich gut in das Filmlexikon auf DVD vertiefen: Marlon Brando als Don Vito Corleone, Johnny Depp als Captain Jack Sparrow, Sharon Stone in Basic Instinct. Alle in Sekundenbruchteilen am Bildschirm, wenn man möchte mit Informationen zu allen Filmen, mit denen sie irgendwann einmal zu tun hatten.

Der große Pluspunkt ist die Zusammenarbeit mit der Filmzeitschrift Cinema. Eine Topliste der 100 besten Filme sowie eine Auflistung von Highlights im Kino, mit Interviews, redaktionellen Beiträgen und Empfehlungen für jeden Geschmack. An dieser Stelle ist "Das Neue Filmlexikon" ein Fundus und geht weit über ein Nachschlagewerk hinaus.

Natürlich kennt "Das Neue Filmlexikon 2008" noch nicht die Gewinner der Berlinale in diesem Jahr – Redaktionsschluss der DVD war im November 2007. Viele von denen, die in Berlin über den Roten Teppich gelaufen sind, findet man trotzdem: Martin Scorsese zwar noch nicht auf Tour mit den Stones, Madonna noch nicht als Produzentin eines Trash-Films und Penelope Cruz noch nicht als schöne Studentin Consuela, der im Wettbewerbsbeitrag "Elegy" ihr alter Professor Ben Kingsley verfällt. Das alles kommt erst in der nächsten Ausgabe – 2009.