Nachhilfe für Schauspieler
Wenn Schauspieler etwas nicht können, müssen sie zum Coach. Kristiane Kupfer hat in Berlin ein Studio gegründet, das Darsteller im Alter zwischen 6 und 60 Jahren auf Film-Castings vorbereitet. Dort geben sich die Talentscouts die Klinke in die Hand. Kristiane Kupfers Klienten spielen in Filmen wie "Napola", "Knallhart" oder in Serien wie "Türkisch für Anfänger".
"Wir sind arrogante Schauspieler! Wir schießen voll rein! Wir wollen die Kohle. Wir rocken ... huuu"
Sie stehen im Kreis und schütteln alle Glieder. Was aussieht, wie das Mutmachritual einer Jugendgang, gehört bei Kristiane Kupfer zum Beginn jeder Trainingsstunde.
"Wir machen immer ein ziemlich aggressives Aufwärmtraining, weil alle kommen aus der Schule, aus der Stadt, wo sie gesessen haben oder geschlafen oder sonst was, und wir müssen uns erst mal fit machen. Wir haben festgestellt, je härter das Warm up ist, desto besser können wir nachher spielen."
Kristiane Kupfer sagt "wir", weil sie selbst mitmacht. Im schwarzen Jogginganzug wirbelt sie durch den Raum, die glatten, rotblonden Haare zum Zopf zusammengebunden. Die 46-Jährige sprüht vor Energie. Und das scheint auch ihre Klienten zu beflügeln. Die meisten sind unter 18 wollen zum Film.
"Meine Aufgabe sehe ich darin, die Leute locker und frei zu machen. Sie darin zu bestätigen, was sie haben und was sie sind. Wir haben jetzt hier ein paar Neue. Wenn die zum ersten Mal lesen, denke ich, Du lieber Gott, das ist kein Gedichtwettbewerb, lies doch mal normal. Aber ich sehe, da ist etwas da, das ich nicht zertreten darf."
Kristiane Kupfer kritisiert, ohne zu verletzen. Da sie weiß, dass für die jungen Akteure Selbstbewusstsein das Allerwichtigste ist, spricht sie sie nicht als Schüler an, sondern als Kollegen. Erfahrungen, die sie selbst machte, als sie Ende der 70er Jahre in Ostberlin ein Schauspielstudium absolvierte, möchte sie ihnen auf jeden Fall ersparen.
"Mir haben sie auch immer erzählt, ich hab keine Fantasie, was nun echt ein Lacher ist... Wenn ich hier ein Riesenei legen würde, wenn hier jemand seinen Text nicht kann... Da sag ich: Leute, es ist nicht der Hammer heute. Um Gottes Willen, ich geh gleich raus. Ich versuch' das locker zu machen, und schon geht's. Und bei uns wurde immer auf das Schlimme gedrückt und mir ging es schon so, wenn ich da hoch musste – und 'müssen' ist ja schon immer so ein Ding – auf diese Bühne und fünf Leute haben da zugeguckt, da war der Spaß schon im Eimer."
An der Ernst-Busch-Schule hatte alles nach festen Regeln zu geschehen und vor allem mit großem Ernst. Für Kristiane Kupfer, die früher einmal Clown werden wollte, eine Ernüchterung. Sie wurde besonders streng behandelt, da ihr Vater Harry Kupfer schon damals ein berühmter Opernregisseur war und die Dozenten den Verdacht ausräumen wollten, dass das Prominentenkind an der Schule irgendwelche Privilegien genoss.
Sie wurde derart oft zusammengestaucht, dass sie ihr Studium am liebsten geschmissen hätte. Doch sie hielt durch.
"Ich bin dann im letzten Jahr zum Glück nach Zittau ans Theater gekommen. Ich habe eine Hauptrolle in Lenz 'Die Soldaten' gehabt. Das war bestimmt ne einfach gestrickte Inszenierung, aber dort habe ich mich frei gefühlt."
Kristiane Kupfer spielte gern in der so genannten Provinz, bis sie – kurz nach dem Fall der Mauer – die Lust am Theater verlor. Warum, das weiß sie nicht so genau. Wahrscheinlich brauchte sie eine neue Herausforderung.
"Ich bin ein sehr absoluter Mensch. Wenn mich eine Sache interessiert, mache ich sie ganz und gar. Wenn sie mich nicht mehr interessiert, ist sie abgegessen."
Kristiane Kupfer ging zum Film. Dort – so sagt sie – musste sie das Spielen völlig neu lernen.
"Ich hatte irgendwann eine Krankenhausserie und da meinte der Kameramann, mach mal den Kopf hoch, sonst hast du ein Doppelkinn. Auch Licht/Schatten, da hatte ich keine Ahnung, wie man das Licht sucht, wie man heult, wie man Marken läuft. ... Das sind Dinge, die habe ich mir aufgeschrieben und gedacht, schade, dass du davon keine Ahnung hast. Und dann auch mit Castern gesprochen, die gesagt haben, sie besetzen sehr ungern Theaterschauspieler, die keine Dreherfahrung haben, weil die sprechen völlig unnatürlich und können nicht einfach sagen: Gib mir mal die Milch rüber."
Doch Kristiane Kupfer war vor der Kamera natürlich. Sie bekam eine Hauptrolle in der RTL-Serie "Hinter Gittern" und absolvierte als Drogenmöderin Dagmar 146 Drehtage. Schließlich wurde ihr auch das zu langweilig.
"Danach bin ich dann ins Nachdenken gegangen: was möchte ich machen, ... habe eine Regieassistenz gemacht ... als Skript und Continuity-Assistent gearbeitet bei so nem Splatter Movie. Irgendwann kam mal ne junge Schauspielerin zu mir und fragte: Kannste nich und wolln wa nich."
Erst gab Kristiane Kupfer ihren jungen Kollegen einfach nur Tipps, dann entschied sie sich, genau das zu ihrem neuen Beruf zu machen: Sie bereitet Film- und Fernsehschauspieler auf ihre Rollen vor. Neben dem drehbegleitenden Coaching bietet sie in ihrem Studio in Berlin-Mitte auch ein regelmäßiges Training an.
"Wir sind arrogante Schauspieler! Wir schießen voll rein! Wir wollen die Kohle. Wir rocken ... huuu"
Improvisation, Sprechen, Kameratraining und gezielte Recherchen zu Berufen, die häufig im Filmen vorkommen, gehören bei Kristiane Kupfer fest zum Ausbildungsprogramm.
"Anna-Maria Mühe hat ja diesen tollen Film 'Delphinsommer' gedreht, wo es um ne Sekte ging. Da hatten wir den Sektenbeauftragten der katholischen Kirche hier, was auch sehr interessant war. Dann waren wir beim Bestatter. Dann haben wir einen sehr guten Draht zur Kripo. Kommissar Thiel viele Grüße. ... Ich würde mich auch nie trauen, wenn wir einen Krimi üben, wo Fachbegriffe drin sind, die einfach zu spielen, sondern würde immer erst jemand fragen oder hin gehen."
Und diese Gründlichkeit zahlt sich aus. Kristiane Kupfer hat schon viele ihrer Klienten bei Film und Fernsehen unterbringen können. Sie trainierte Jonas Jägermeyr für den Film "Napola" und Daniel Zillmann, den dicken Hauptdarsteller der Filmkomödie "NVA". Sabrina Stehnicke und Vanessa Krüger, spielen im Film "Französisch für Anfänger" mit, der am 8. Juni in die Kinos kommt. Die beiden wurden von Kristiane Kupfer auf ihre Castings vorbereitet. Das Coaching Studio der 46-jährigen Powerfrau ist für Talentscouts der Filmindustrie längst zu einer festen Adresse geworden.
Sie stehen im Kreis und schütteln alle Glieder. Was aussieht, wie das Mutmachritual einer Jugendgang, gehört bei Kristiane Kupfer zum Beginn jeder Trainingsstunde.
"Wir machen immer ein ziemlich aggressives Aufwärmtraining, weil alle kommen aus der Schule, aus der Stadt, wo sie gesessen haben oder geschlafen oder sonst was, und wir müssen uns erst mal fit machen. Wir haben festgestellt, je härter das Warm up ist, desto besser können wir nachher spielen."
Kristiane Kupfer sagt "wir", weil sie selbst mitmacht. Im schwarzen Jogginganzug wirbelt sie durch den Raum, die glatten, rotblonden Haare zum Zopf zusammengebunden. Die 46-Jährige sprüht vor Energie. Und das scheint auch ihre Klienten zu beflügeln. Die meisten sind unter 18 wollen zum Film.
"Meine Aufgabe sehe ich darin, die Leute locker und frei zu machen. Sie darin zu bestätigen, was sie haben und was sie sind. Wir haben jetzt hier ein paar Neue. Wenn die zum ersten Mal lesen, denke ich, Du lieber Gott, das ist kein Gedichtwettbewerb, lies doch mal normal. Aber ich sehe, da ist etwas da, das ich nicht zertreten darf."
Kristiane Kupfer kritisiert, ohne zu verletzen. Da sie weiß, dass für die jungen Akteure Selbstbewusstsein das Allerwichtigste ist, spricht sie sie nicht als Schüler an, sondern als Kollegen. Erfahrungen, die sie selbst machte, als sie Ende der 70er Jahre in Ostberlin ein Schauspielstudium absolvierte, möchte sie ihnen auf jeden Fall ersparen.
"Mir haben sie auch immer erzählt, ich hab keine Fantasie, was nun echt ein Lacher ist... Wenn ich hier ein Riesenei legen würde, wenn hier jemand seinen Text nicht kann... Da sag ich: Leute, es ist nicht der Hammer heute. Um Gottes Willen, ich geh gleich raus. Ich versuch' das locker zu machen, und schon geht's. Und bei uns wurde immer auf das Schlimme gedrückt und mir ging es schon so, wenn ich da hoch musste – und 'müssen' ist ja schon immer so ein Ding – auf diese Bühne und fünf Leute haben da zugeguckt, da war der Spaß schon im Eimer."
An der Ernst-Busch-Schule hatte alles nach festen Regeln zu geschehen und vor allem mit großem Ernst. Für Kristiane Kupfer, die früher einmal Clown werden wollte, eine Ernüchterung. Sie wurde besonders streng behandelt, da ihr Vater Harry Kupfer schon damals ein berühmter Opernregisseur war und die Dozenten den Verdacht ausräumen wollten, dass das Prominentenkind an der Schule irgendwelche Privilegien genoss.
Sie wurde derart oft zusammengestaucht, dass sie ihr Studium am liebsten geschmissen hätte. Doch sie hielt durch.
"Ich bin dann im letzten Jahr zum Glück nach Zittau ans Theater gekommen. Ich habe eine Hauptrolle in Lenz 'Die Soldaten' gehabt. Das war bestimmt ne einfach gestrickte Inszenierung, aber dort habe ich mich frei gefühlt."
Kristiane Kupfer spielte gern in der so genannten Provinz, bis sie – kurz nach dem Fall der Mauer – die Lust am Theater verlor. Warum, das weiß sie nicht so genau. Wahrscheinlich brauchte sie eine neue Herausforderung.
"Ich bin ein sehr absoluter Mensch. Wenn mich eine Sache interessiert, mache ich sie ganz und gar. Wenn sie mich nicht mehr interessiert, ist sie abgegessen."
Kristiane Kupfer ging zum Film. Dort – so sagt sie – musste sie das Spielen völlig neu lernen.
"Ich hatte irgendwann eine Krankenhausserie und da meinte der Kameramann, mach mal den Kopf hoch, sonst hast du ein Doppelkinn. Auch Licht/Schatten, da hatte ich keine Ahnung, wie man das Licht sucht, wie man heult, wie man Marken läuft. ... Das sind Dinge, die habe ich mir aufgeschrieben und gedacht, schade, dass du davon keine Ahnung hast. Und dann auch mit Castern gesprochen, die gesagt haben, sie besetzen sehr ungern Theaterschauspieler, die keine Dreherfahrung haben, weil die sprechen völlig unnatürlich und können nicht einfach sagen: Gib mir mal die Milch rüber."
Doch Kristiane Kupfer war vor der Kamera natürlich. Sie bekam eine Hauptrolle in der RTL-Serie "Hinter Gittern" und absolvierte als Drogenmöderin Dagmar 146 Drehtage. Schließlich wurde ihr auch das zu langweilig.
"Danach bin ich dann ins Nachdenken gegangen: was möchte ich machen, ... habe eine Regieassistenz gemacht ... als Skript und Continuity-Assistent gearbeitet bei so nem Splatter Movie. Irgendwann kam mal ne junge Schauspielerin zu mir und fragte: Kannste nich und wolln wa nich."
Erst gab Kristiane Kupfer ihren jungen Kollegen einfach nur Tipps, dann entschied sie sich, genau das zu ihrem neuen Beruf zu machen: Sie bereitet Film- und Fernsehschauspieler auf ihre Rollen vor. Neben dem drehbegleitenden Coaching bietet sie in ihrem Studio in Berlin-Mitte auch ein regelmäßiges Training an.
"Wir sind arrogante Schauspieler! Wir schießen voll rein! Wir wollen die Kohle. Wir rocken ... huuu"
Improvisation, Sprechen, Kameratraining und gezielte Recherchen zu Berufen, die häufig im Filmen vorkommen, gehören bei Kristiane Kupfer fest zum Ausbildungsprogramm.
"Anna-Maria Mühe hat ja diesen tollen Film 'Delphinsommer' gedreht, wo es um ne Sekte ging. Da hatten wir den Sektenbeauftragten der katholischen Kirche hier, was auch sehr interessant war. Dann waren wir beim Bestatter. Dann haben wir einen sehr guten Draht zur Kripo. Kommissar Thiel viele Grüße. ... Ich würde mich auch nie trauen, wenn wir einen Krimi üben, wo Fachbegriffe drin sind, die einfach zu spielen, sondern würde immer erst jemand fragen oder hin gehen."
Und diese Gründlichkeit zahlt sich aus. Kristiane Kupfer hat schon viele ihrer Klienten bei Film und Fernsehen unterbringen können. Sie trainierte Jonas Jägermeyr für den Film "Napola" und Daniel Zillmann, den dicken Hauptdarsteller der Filmkomödie "NVA". Sabrina Stehnicke und Vanessa Krüger, spielen im Film "Französisch für Anfänger" mit, der am 8. Juni in die Kinos kommt. Die beiden wurden von Kristiane Kupfer auf ihre Castings vorbereitet. Das Coaching Studio der 46-jährigen Powerfrau ist für Talentscouts der Filmindustrie längst zu einer festen Adresse geworden.