Nachfolger gesucht
Was für ein Schaden. Horst Köhler, dem sein Amt angeblich so viel Freude bereitete, der zurückgeben wollte, was er einst von seinem Vaterland bekommen hat, ausgerechnet der beliebte Bundespräsident läuft aus dem Amt, das man bis München die Berliner Türen knallen hört, und sein "Das habt ihr nun davon". Ein Abgang mit verheerender Botschaft. Wenn noch nicht einmal dieses Amt zu heilig ist, um es bühnenreif hinzuschmeißen - welches bleibt dann?
Soll jetzt etwa Schule machen, dass man davonläuft, sobald etwas Mühe kostet? Horst Köhler, der das Amt zu Recht mit Respekt behandelt wissen wollte, entlarvt, wie wenig er selbst davor hatte. Der Respekt vor dem Amt wurde von seinen ausputzenden Parteifreunden immer dann pflichtschuldig bemüht, wenn es Kritik an Köhler gab. Oder hat er sich etwa je beklagt, wenn die Medien seine Denkanstöße wohlwollend aufnahmen?
Horst Köhler verwechselte das Amt mit seiner Person. Sein Rücktritt hat dies an den Tag gebracht und damit unser Verständnis von Demokratie geschärft. Denn Kritikern das laute Nachdenken über missverständlich Ausgedrücktes zu verbieten, passt zu Kadavergehorsam, aber nicht in eine aufgeklärte Gesellschaft, in der, ja, nicht einmal mehr der Papst unantastbar ist.
Mit der Kritik an Personen in Ämtern wie dem des Heiligen Vaters oder des Bundespräsidenten verhält es sich wie mit der Kritik an Israel: Niemand ist sakrosankt, weil Ausnahmen Steine aus dem festgefügten Gebäude der Demokratie brechen würde.
Horst Köhler hat das nicht verstanden, wie er auch nicht einsehen wollte, dass sein Rücktritt zu dieser Zeit das Land, dem er doch eigentlich dienen wollte, enorm, unnötig und zur Unzeit belastet.
Sein Abgang zwingt einen Punkt mehr in die ohnehin übervolle To-do-Liste der Bundespolitik, die noch dazu in aller Eile abgearbeitet werden muss.
Vor dem G-8- und G-20-Gipfel, inmitten der Haushalts-Spardiskussion muss nun blitzschnell eine Person gefunden werden, die nach Möglichkeit über Parteigrenzen hinweg Ansehen und Identifikationsmöglichkeit genießt.
Statt sich auf Verzichtbares und Einkürzbares zu konzentrieren, über Zahlen zu brüten, suchen Deutschlands Politiker seit gestern Nachmittag nach der richtigen Person an der Spitze Deutschlands. Fair ist das nicht. Auch nicht dem Nachfolger, der Nachfolgerin gegenüber, der oder die kaum Zeit hat, sich auf die neue Aufgabe einzustellen.
In der Krise liegt freilich auch eine Chance, zum Beispiel die der neuen Kooperation.
Die Koalition, die die Mehrheit im Bundesrat verloren hat, könnte zeigen, dass sie auf die Genossen zugehen kann. Was sie hoffentlich besser hinbekommt als bei der Griechenlandhilfe oder beim Eurorettungsschirm. Oder vor Köhlers Wiederwahl vor gut einem Jahr.
Damals hätten die Sozialdemokraten durchaus gut mit einer zweiten Amtszeit Köhlers leben können, wären sie nur rechtzeitig und kollegial in die Unionspläne eingebunden worden. Da Angela Merkel die SPD aber vor vollendete Tatsachen stellte, schickte die Gesine Schwan ins Rennen.
Wenn sich die Politik jetzt eines nicht leisten kann, dann ist es ein neues Gezerre. Weder ums Sparen, noch um das Bundespräsidentenamt, der bisher entstandene Schaden ist groß genug.
Horst Köhler verwechselte das Amt mit seiner Person. Sein Rücktritt hat dies an den Tag gebracht und damit unser Verständnis von Demokratie geschärft. Denn Kritikern das laute Nachdenken über missverständlich Ausgedrücktes zu verbieten, passt zu Kadavergehorsam, aber nicht in eine aufgeklärte Gesellschaft, in der, ja, nicht einmal mehr der Papst unantastbar ist.
Mit der Kritik an Personen in Ämtern wie dem des Heiligen Vaters oder des Bundespräsidenten verhält es sich wie mit der Kritik an Israel: Niemand ist sakrosankt, weil Ausnahmen Steine aus dem festgefügten Gebäude der Demokratie brechen würde.
Horst Köhler hat das nicht verstanden, wie er auch nicht einsehen wollte, dass sein Rücktritt zu dieser Zeit das Land, dem er doch eigentlich dienen wollte, enorm, unnötig und zur Unzeit belastet.
Sein Abgang zwingt einen Punkt mehr in die ohnehin übervolle To-do-Liste der Bundespolitik, die noch dazu in aller Eile abgearbeitet werden muss.
Vor dem G-8- und G-20-Gipfel, inmitten der Haushalts-Spardiskussion muss nun blitzschnell eine Person gefunden werden, die nach Möglichkeit über Parteigrenzen hinweg Ansehen und Identifikationsmöglichkeit genießt.
Statt sich auf Verzichtbares und Einkürzbares zu konzentrieren, über Zahlen zu brüten, suchen Deutschlands Politiker seit gestern Nachmittag nach der richtigen Person an der Spitze Deutschlands. Fair ist das nicht. Auch nicht dem Nachfolger, der Nachfolgerin gegenüber, der oder die kaum Zeit hat, sich auf die neue Aufgabe einzustellen.
In der Krise liegt freilich auch eine Chance, zum Beispiel die der neuen Kooperation.
Die Koalition, die die Mehrheit im Bundesrat verloren hat, könnte zeigen, dass sie auf die Genossen zugehen kann. Was sie hoffentlich besser hinbekommt als bei der Griechenlandhilfe oder beim Eurorettungsschirm. Oder vor Köhlers Wiederwahl vor gut einem Jahr.
Damals hätten die Sozialdemokraten durchaus gut mit einer zweiten Amtszeit Köhlers leben können, wären sie nur rechtzeitig und kollegial in die Unionspläne eingebunden worden. Da Angela Merkel die SPD aber vor vollendete Tatsachen stellte, schickte die Gesine Schwan ins Rennen.
Wenn sich die Politik jetzt eines nicht leisten kann, dann ist es ein neues Gezerre. Weder ums Sparen, noch um das Bundespräsidentenamt, der bisher entstandene Schaden ist groß genug.