Nach Mesale Tolus Ausreise aus der Türkei

"Man kann nicht von einer Verbesserung reden"

Die deutsche Journalistin Mesale Tolu gibt nach ihrer Ankunft aus Istanbul ein Pressestatement in einem Gebäude nahe des Stuttgarter Flughafens.
Mesale Tolu möchte nun nach ihrer Rückkehr wieder als Journalistin arbeiten. © pa/dpa/Schmidt
Mesale Tolu im Gespräch mit Sigrid Brinkmann · 03.09.2018
Sieben Monate saß Mesale Tolu wegen angeblicher Terrorpropaganda in der Türkei in Haft. Sonntag vor einer Woche konnte die Übersetzerin und Journalistin ausreisen. In Fazit erklärt sie, warum sich seit ihrer Rückkehr nichts geändert hat.
"In der Türkei hat sich gar nichts in Sachen Demokratie verändert. Auch nicht in der Rechtsstaatlichkeit." Für Mesale Tolu ist deshalb auch die Freude über ihre Freilassung und Ausreise getrübt. Auf der Pressekonferenz, die sie kurz nach ihrer Ankunft aus der Türkei im Flughafen Stuttgart gab, dass sie sich weiterhin für die Freilassung der zahlreichen Kollegen, Oppositionellen, Anwälte, aber auch Studenten immer noch eingesperrt seien - unter ihnen auch ihr Ehemann - einsetzen wolle.

"Es werden immer noch Menschen angeklagt"

Ihre Freilassung hänge nicht damit zusammen, dass sich in der Türkei alles verbessert hat, betont sie im Gespräch mit Deutschlandfunk Kultur. "Es werden immer noch Menschen angeklagt, auch Deutsche, auch Türken." Deswegen könne man nicht von einer Verbesserung reden. Die Kollegen arbeiten weiterhin unter sehr schlechten Bedingungen, beklagt die 34-Jährige.

Wirtschaftliche Lage erschwert journalistische Arbeit

Einerseits gäbe es da die staatlichen Repressionen, "dass man eigentlich nicht mehr die freie Meinung sagen kann. Wenn man kritisiert, wird man angeklagt, kommt in Haft oder der Sender wird per Notstandsdekret geschlossen." Aber auch die wirtschaftlich schlechte Lage in der Türkei erschwere das Arbeiten der Journalisten.
Dennoch läßt sich Mesale Tolu nicht abhalten. Solange ihre Anwälte keine Einwände haben, will sie auch zu ihrem nächsten Gerichtstermin wieder in die Türkei reisen, um sich dort vor Gericht zu verteidigen.
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