"Nach der Musik"

13.05.2009
Otmar Suitner siedelt 1960 in die DDR über. Durch seine Arbeit an der Dresdner Staatskapelle, später an der Berliner Staatsoper wird er weltberühmt. Privat pendelt der Dirigent zwischen Ost- und Westberlin und zwischen zwei Familien. Sein Sohn hat den an Parkinson erkrankten Musiker in "Nach der Musik" eindrucksvoll porträtiert.
BRD 2007, Regie: Igor Heitzmann, 105 Minuten, o.A.

Der Regisseur dieses gelungenen Dokumentarfilmes ist der Sohn des weltberühmten Dirigenten Otmar Suitner, der Titel "Nach der Musik" beschreibt die Lebenssituation des Porträtierten, in der der Film entstand.

Otmar Suitner hat nach seiner Erkrankung am Parkinson-Syndrom den Dirigentenstab niedergelegt, zum Pult wolle er nicht getragen werden und der Stab dürfe nicht zittern, wenn man Opern dirigiert. Otmar Suitner, den der Sohn vorsichtig, aber zielgerichtet befragt, ist ein charismatischer Mann. Die Befragung und die Erkundungen, die mit Hilfe von Fotos und Dokumentaraufnahmen gemacht werden, zielen auf Nähe, auf die Annäherung an einen Vater, der er so im Leben nicht war – der Musik und der Verhältnisse wegen, die beide verbindet.

Otmar Suitner war als Österreicher 1960 mit seiner Frau Marita in die DDR gekommen, um die legendäre Dresdener Staatskapelle, später an der Staatsoper Berlin zu dirigieren. Seine Weltkarriere und seine außergewöhnliche Prominenz verschafften ihm zwar ungehinderten Zugang zur freien Welt, doch obwohl der Sohn nur 20 Kilometer von ihm entfernt in Westberlin aufwuchs, war er nur ein Wochenendvater. 40 Jahre lang lebt Otmar Suitner mit zwei Familien, seiner Frau und seiner Lebensgefährtin Renate in Westberlin, die er als Studentin bei den Bayreuther Festspielen kennenlernte und der er ein Leben lang verbunden blieb. Sohn Igor wurde 1971 als Wunschkind geboren.

Diese außergewöhnliche Lebenssituation, das Verhältnis der beiden Frauen zueinander, wäre Stoff für einen Spielfilm. Aber was der leisten könnte, findet sich auch in dieser Dokumentation. Durch die immer enger werdende Beziehung von Vater und Sohn während der Dreharbeiten entsteht ein sehr intimes und doch nie privates Lebensbild einer außergewöhnlichen Persönlichkeit und eines großen Künstlers. Die dem Laien verschlossene Welt des Dirigats öffnet sich, wir hören und verstehen und dazu trägt wesentlich die kluge und spannungsgeladene Dramaturgie dieses Filmes bei, den nicht zuletzt wunderbare Musik trägt.

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