Nach der Corona-Pause

Was bedeutet Ihnen die Musik?

91:52 Minuten
Porträts von Oliver Wille (l.) und Sebastian Studnitzky (r.).
Oliver Wille (l.) und Sebastian Studnitzky (r.). © picture alliance / dpa / Julian Stratenschulte / Jazzarchiv / Isabel Schiffler
Moderation: Vladimir Balzer · 19.06.2021
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Endlich ist es soweit: Nach dieser schier endlosen Corona-Pause gibt es wieder Live-Musik, ob im Konzertsaal, Open Air oder im Club! Mit Auflagen – aber immerhin! Große Freude für Profimusiker, Laien und Zuhörende. Was gibt uns die Musik?
Am 21. Juni ist der "Tag der Musik", ausgerufen vom Deutsche Musikrat. Zudem ruft der Verband traditionell am dritten Wochenende im Juni Laien und Profis auf, zu musizieren. Sie sollen zeigen, wie vielfältig die Musiklandschaft hierzulande ist. Das diesjährige Motto "#SchlussMitPause". Denn dieser "Tag der Musik" ist etwas Besonderes: Endlich kann Musik wieder live stattfinden, mit Auflagen, aber immerhin! Vielen ist in der Zeit des Lockdowns schmerzlich bewusstgeworden, wie sehr sie das Live-Erlebnis eines Konzertes, des gemeinsamen Spielens oder Singens vermisst haben oder immer noch vermissen. Immerhin sind mehr als 14 Millionen Menschen hierzulande im Amateurbereich aktiv, jeder Fünfte musiziert in seiner Freizeit – es gibt allein über 55.000 Chöre! Dazu fast 130 Profiorchester, unzählige Bands. Sie alle lieben die Musik. Was gibt sie uns – gerade jetzt?

Live-Musik hat etwas Mystisches

"Musik ist Lebensinhalt für mich; das Musikmachen hat ja auch etwas unglaublich Spirituelles", sagt Sebastian Studnitzky, Jazztrompeter, Komponist und musikalischer Leiter des Festivals "XJAZZ". "Es gibt so einen Moment, wo die Musik fliegt, dieser Flow, gerade im Jazz, wo wir viel improvisieren. Diese blinde Kommunikation zwischen den Musikern. Das hat etwas total Mystisches. Und das ist auch der Moment, der das Publikum begeistert."
Man müsse nicht, wie er, Profi sein. "Das Faszinierende an der Musik ist, dass es so viele verschiedene Level gibt, auf der sie funktioniert." Es gebe so viele musikbegeisterte Laien. "Mit der Klampfe am Lagerfeuer zu spielen, hat so eine enorme Kraft. Und beim Jazz ist das Faszinierende, dass das Publikum von dem, was wir auf der Bühne machen, meist keine Ahnung hat. Sie verstehen die Energie, die Power, aber das hochkomplexe Geflecht dahinter verstehen sie nicht." Das müssten sie auch nicht, denn Musik sei Emotion, eine immer wieder faszinierende Verbindung zwischen den Musikern und den Zuhörenden. Das habe sich auch schmerzhaft in der Corona-Pandemie gezeigt, so Studnitzky. "Das Konzertieren fehlt mir sehr."

Musik verbindet!

"Musik ist ja nur ein Teil der Kultur, aber er ist der, der sich ohne Worte ausdrücken kann", sagt der Kammermusiker Oliver Wille. "Das, was Menschen verbindet, was Ihnen auch eine Auszeit beschert. Und das ist unglaublich wichtig, gerade in dieser Zeit." Wille ist Intendant der Sommerlichen Musiktage Hitzacker, die auch in diesem Jahr unter Corona-Bedingungen stattfinden – vom 31.Juli bis 08.August. Dafür habe er hart kämpfen müssen, so der Geiger, der dabei selbst mit seinem Kuss Quartett auftritt.
Mit Musik könne man nicht früh genug anfangen, sagt Wille, der auch als Professor für Streicherkammermusik an der Musikhochschule in Hannover lehrt. Sein Rat: "In den Kindergärten muss gesungen werden, in den Schulen müssen Chöre gebildet werden." Leider sei es jedoch gerade der Musikunterricht, der Sparzwängen zum Opfer falle.

Nach der Corona-Pause: Was bedeutet Ihnen die Musik?
Darüber spricht Vladimir Balzer heute von 9 Uhr 05 bis 11 Uhr dem Jazzmusiker Sebastian Studnitzky und dem Kammermusiker Oliver Wille. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 0800 2254 2254 sowie per E-Mail unter gespraech@deutschlandfunkkultur.de.
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(sus)
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