Nach der biologischen Apokalypse
"I am Legend" mit Will Smith in der Hauptrolle ist ein spannender Endzeit-Thriller. "Herr Figo und das Geheimnis der Perlenfabrik" ist ein toller Familienfilm, der den Glauben an das Phantastische im Leben erhält. Und in "Berlin am Meer" sind maue Szenen aus dem Studentenleben zu sehen.
I am Legend
Regie: Francis Lawrence
Hauptdarsteller: Will Smith, Alice Braga, Dash Mihok
USA 2007
Von Francis Lawrence, der 2005 sein Spielfilm-Debüt mit dem Exorzisten-Thriller "Constantine" (mit Keanu Reeves) hatte. Der studierte Filmemacher schuf zunächst Musikclips und hatte damit viel Erfolg: 2002 kürte ihn die Music Video Production Association (MVPA) zum "Regisseur des Jahres". 2003 wurde er "für seinen innovativen Ansatz" bei Justin Timberlakes "Cry Me A River" geehrt. Die MVPA zeichnete ihn mit dem Preis "für das Beste Popvideo" und das "Beste männliche Video" aus.
Zu seinen weiteren Projekten zählte im Übrigen auch das Will-Smiths-Video zu "Men In Black II". Sein erster großer Kino-Spielfilm nun, eine 150 Millionen-Dollar-Produktion, basiert auf dem 1954 herausgekommenen, gleichnamigen Science-Fiction-Erstlings-Roman des amerikanischen Schriftstellers Richard Matheson, bei uns zunächst unter dem Titel "Ich, der letzte Mensch" und - 1982, als Neuauflage - unter dem Titel "Ich bin Legende" (bei Heyne) veröffentlicht.
Der Roman-Bestseller wurde erstmals 1964 als "The last man on earth" mit Vincent Price in der Hauptrolle verfilmt (allerdings bekam die Hauptfigur einen anderen Namen), wurde bei uns aber nie aufgeführt. 1971 war der Roman die Vorlage für den Science-Fiction-Klassiker "Der Omega-Mann" von Boris Sagal, mit Charlton Heston in der Hauptrolle. Thema: In naher Zukunft führen die UdSSR und China einen Weltkrieg um Ressourcen und territoriale Interessen. Durch den Einsatz von biologischen Waffen wird die komplette Menschheit ausgelöscht, der Militärbiologe Robert Neville überlebt als einziger Normal-Mensch und muss sich nächtens gegen die durch das Bakterium mutierten lichtempfindlichen wie psychotischen "Rest-Menschen", die sich "Die Familie" nennen, zur Wehr setzen.
In der aktuellen Version verkündet - im Vorspann - eine stolze Wissenschaftlerin (Emma Thompson mit Kurzauftritt) im Jahre 2009 in den Fernsehnachrichten, dass es nunmehr gelungen sei, ein genetisch hergestelltes Anti-Krebsmittel herzustellen. Schnitt. Drei Jahre später, also 2012, blicken nun wir auf die Folgen: Die Sechs Milliarden-Menschheit ist durch eine Epidemie ausgelöscht, der Moloch New York ist eine verwaiste, wildwuchernde Metropole. In der sich teilweise Tiere wie Rehe, Hirsche und Löwen bewegen … Und der letzte menschliche Überlebende, der Wissenschaftler Robert Neville. Seltsamer- wie unbekannterweise ist er gegenüber der Seuche immun. Deshalb bemüht er sich auch, seine eigene Immunität zu erforschen. Um Nahrung heranzuschaffen, rast er im roten Mustang mit Vollgas durch die Straßenschluchten New Yorks, wo überall die "Reste der Zivilisation" zerfallen und in den Rissen des Asphalts das Unkraut sprießt, während die aufgescheuchten Tiere zwischen den verlassenen Schrottautos im Galopp davonspringen. In seinem Schoß ein Gewehr, auf dem Beifahrersitz seine einzige Ansprechpartnerin, die Schäferhündin Sam. Um sich die Zeit zu vertreiben, wird auf einem Flugzeugträger im Hafen Golf gespielt, während zwischen den Wolkenkratzern der angebaute Mais blüht. Eine apokalyptische Dauer-Ruhe-Stimmung.
Solange die Sonne scheint. Ist sie untergegangen, kriechen sie aus ihren dunklen Schlupflöchern: Diese lichtscheuen, verseucht-mutierten Zombie-Gestalten, die wie haarlose Wasserleichen aussehen und sich wie blutlüsternde Vampire benehmen. Und die natürlich Jagd auf ihn machen, auf Robert Neville, der sich in einem Haus technisch hochgerüstet wie verbarrikadiert hat, um zu forschen, um zu überleben. Mit Sam. Doch dann begeht auch er Fehler. Schwerwiegende. Mit bösen Folgen. Ein Klasse-Action-Film. Mit Charakter-Geschmack: Hollywoods Superstar, der heute 39-jährige Will Smith, der sich mit Hits wie "Das Streben nach Glück" (mit seinem Sohn Jaden), "I, Robot", "Men In Black I+II" (gemeinsam mit Tommy Lee Jones), "Ali" ("Oscar"-Nominierung) und "Der Staatsfeind Nr.1" (mit Gene Hackman) hochgefightet hat, mimt bei dieser Post-Apokalypse-Pur den letzten Menschen mit viel Kraft, Gefühl, überzeugendem (Körper-) Ausdruck und spannender Typen-Power. Wenngleich natürlich die vielen faszinierenden Motive von der toten Großstadt New York extrem gelungen sind und für zusätzliche Gedankennahrung sorgen. Motto: Alles wirklich so unmöglich? Nur Kino-Fiction? Also: Schau- und Denk-Wert enorm. Ein stimmungsvolles, sehr atmosphärisches und dann auf beeindruckende Krach-Touren kommendes Prima-Action- und Nerven-Kino. Das dann ganz am Ende bedauerlicherweise auf die heute vielfach üblichen hollywoodschen Lieber-Gott-Bibel-Interpretationen nicht verzichten will, aber im Grunde ist - bei dieser erzkonservativen Religions-Fundamental-Symbolik - dann bereits der hervorragende und sehr unterhaltsame Endzeit-Thriller längst zu Ende …
Herr Figo und das Geheimnis der Perlenfabrik
Regie: Juan Pablo Buscarini
Darsteller: Delfina Varni, Fabian Mazzei, Ana Maria Orozco, Nicolas Torcanowsky
Spanien 2006
Juan Pablo Buscarini, zählt zweifellos zu der filmischen Saison-Überraschung. Ein Spielfilm mit Animationsmotiven, 2006 als Co-Produktion Argentinien/Spanien hergestellt, der sich durchaus mit Hollywood messen lassen kann. Aber der Reihe nach: "El Ratón Pérez", so der Originaltitel, ist in Argentinien der erfolgreichste einheimische Familienfilm aller Zeiten. Was nicht verwundert, denn die Geschichte der "Ratte Pérez", kennt dort jedes Kind. Erfunden wurde sie 1894 vom spanischen Geistlichen Luis Coloma. Der erzählte sie dem achtjährigen Thronfolger Alfonso XIII. sozusagen als "Betthupferl", als diesem nämlich ein Zahn ausgefallen war. Sie, die alte Geschichte, handelt vom Kindkönig Buby I. - so hieß Alfonso mit Spitznamen. Als dieser, genauso wie bei Alfonso auch, einen Zahn verliert und diesen unter sein Kopfkissen liegt, ruft das die Ratte Pérez auf den Plan. Sie hat die Aufgabe, bei allen Kindern, denen ein Zahn ausgefallen ist, selbigen gegen eine Münze auszutauschen. Um Buby I. mit seinen Untertanen vertraut zu machen, verwandelt Pérez ihn auch in eine Ratte. Nimmt ihn mit auf seine Mission, die ihn auch in die Armenviertel der Stadt führt, wobei der junge König den Wert der Großzügigkeit kennenlernt.
Diese Legende der Zahnratte wird zum Grundriss für dieses filmische Abenteuer aus Realfilm und Animation, wobei aus Ratten nun flotte Mäuse geworden sind. Mit aber derselben "Industrie"-Aufgabe: Aus Zähnen entstehen Perlen, die werden an einem bewährten Händler verkauft, also zu Münzen "gemacht". Ein klassischer Ablauf. Als die zehnjährige Luca einen Zahn verliert und diesen unter ihr Kopfkissen packt, ist dieser am Morgen danach zwar verschwunden, aber eine Münze ist weit und breit auch nicht zu entdecken. Luca, im Gegensatz zu ihren Eltern aufgeweckt und an die Fabel-Träume glaubend, ahnt sofort, dass hier etwas nicht stimmen kann. Und macht sich, mit einem cleveren Kumpan, auf den Weg, den berühmten Zahn-Entferner und Münz-Beschaffer Herrn Figo zu suchen.
Und siehe da - diesem ist wirklich etwas passiert: Eine Art heutige "Heuschrecke", also ein über-gieriger Manager im eigenen Mäuse-Hause, hat gemeinsam mit dem schurkischen Neffen des Perlen-Händlers, den Mäuse-Boß entführt. Man will sich mit den vielen Perlen selbst künftig die Taschen füllen. Doch das genau wollen die Kinder verhindern. Mit viel Phantasie, großem Mut und ihrem immensen Einfallsreichtum können sie toll dagegenhalten. Während die Eltern überrumpelt wie überrascht wirken und dabei selbst einiges zu lernen und zu entdecken haben. "Herr Figo ..." oder: Ein vorzüglich entwickeltes, fein gestricktes und sympathisch erzähltes Plädoyer für das Bewahren von Kindheit und den Glauben an das Phantastische im Leben.
Der "Kleine Prinz" von Antoine de Saint-Exupéry fällt einem sofort ein: "Egal, wie alt man auch ist: Nicht nur mit den Augen, sondern vor allem auch mit dem Herzen sehen". Oder sinngemäß Kästner: "Nur wer im Grunde Kind geblieben ist, lebt auch als Erwachsener." So wirkt der Film. Er ist liebevoll, spannend, hinreißend-menschlich. Mit "Stuart Little"-Charme. "E.T."-hafter Märchenhaftigkeit, spannender Kinderkrimi-Slapstick-Action. Ohne Hektik, dafür mit viel Schwung, Humor und schelmischer Atmosphäre: Steven Spielberg wird diesen Film sehr mögen. Ach so ja, auch noch erwähnenswert: Jaecki Schwarz spricht Herrn Figo, Thomas Fritsch sorgt als Disco-King El Rata für stimmlichen Pop-Schwung. Eine echte Kino-Entdeckung für die ganze Familie.
Berlin am Meer
Regie: Wolfgang Eißler
Darsteller: Robert Stadlober, Anna Brüggemann, Axel Schreiber, Jana Pallaske
Deutschland 2007
"Berlin am Meer" von Wolfgang Eßler, ist so was wie "American Graffiti" auf berlinerisch in den 90ern: Episoden aus dem Studentenleben einer hiesigen WG. Mit den unterschiedlichsten Typen, aus denen sich zwei Freunde herauskristallisieren, die Musiker werden wollen. Während Malte ganz urig als Chaot durchgeht, ist Tom das Sensibelchen. Mit ständigem Betroffenheitscharme. Drumherum: eine lebenshungrige Streuner-Clique. Gefühle rauf und runter, man liebt und schmollt, man hottet und kifft, man rotzt und "partnert". Und: Man palavert viel. "Berlin am Meer" braucht (zu) lange, um in kessen Schwung zu kommen und mit einigen reizvoll-atmosphärischen Stadt-Motiven anzugeben. Insgesamt aber bleibt der (Unterhaltungs-) Ball flach, auch, weil der 25-jährige Hauptakteur Robert Stadlober ("Crazy") eher fehlbesetzt-bemüht wirkt, während drumherum mit u.a. Jana Pallaske, Axel Schreiber oder Claudius Franz kraftvollere Mimen herumwuseln. Nur begrenzt unterhaltsame Komödie um Auslauf-Pubertät und Erwachsen-Werden. Mit scheußlich-süßlich-klapprigem Happy-Ende-Gemache.
Regie: Francis Lawrence
Hauptdarsteller: Will Smith, Alice Braga, Dash Mihok
USA 2007
Von Francis Lawrence, der 2005 sein Spielfilm-Debüt mit dem Exorzisten-Thriller "Constantine" (mit Keanu Reeves) hatte. Der studierte Filmemacher schuf zunächst Musikclips und hatte damit viel Erfolg: 2002 kürte ihn die Music Video Production Association (MVPA) zum "Regisseur des Jahres". 2003 wurde er "für seinen innovativen Ansatz" bei Justin Timberlakes "Cry Me A River" geehrt. Die MVPA zeichnete ihn mit dem Preis "für das Beste Popvideo" und das "Beste männliche Video" aus.
Zu seinen weiteren Projekten zählte im Übrigen auch das Will-Smiths-Video zu "Men In Black II". Sein erster großer Kino-Spielfilm nun, eine 150 Millionen-Dollar-Produktion, basiert auf dem 1954 herausgekommenen, gleichnamigen Science-Fiction-Erstlings-Roman des amerikanischen Schriftstellers Richard Matheson, bei uns zunächst unter dem Titel "Ich, der letzte Mensch" und - 1982, als Neuauflage - unter dem Titel "Ich bin Legende" (bei Heyne) veröffentlicht.
Der Roman-Bestseller wurde erstmals 1964 als "The last man on earth" mit Vincent Price in der Hauptrolle verfilmt (allerdings bekam die Hauptfigur einen anderen Namen), wurde bei uns aber nie aufgeführt. 1971 war der Roman die Vorlage für den Science-Fiction-Klassiker "Der Omega-Mann" von Boris Sagal, mit Charlton Heston in der Hauptrolle. Thema: In naher Zukunft führen die UdSSR und China einen Weltkrieg um Ressourcen und territoriale Interessen. Durch den Einsatz von biologischen Waffen wird die komplette Menschheit ausgelöscht, der Militärbiologe Robert Neville überlebt als einziger Normal-Mensch und muss sich nächtens gegen die durch das Bakterium mutierten lichtempfindlichen wie psychotischen "Rest-Menschen", die sich "Die Familie" nennen, zur Wehr setzen.
In der aktuellen Version verkündet - im Vorspann - eine stolze Wissenschaftlerin (Emma Thompson mit Kurzauftritt) im Jahre 2009 in den Fernsehnachrichten, dass es nunmehr gelungen sei, ein genetisch hergestelltes Anti-Krebsmittel herzustellen. Schnitt. Drei Jahre später, also 2012, blicken nun wir auf die Folgen: Die Sechs Milliarden-Menschheit ist durch eine Epidemie ausgelöscht, der Moloch New York ist eine verwaiste, wildwuchernde Metropole. In der sich teilweise Tiere wie Rehe, Hirsche und Löwen bewegen … Und der letzte menschliche Überlebende, der Wissenschaftler Robert Neville. Seltsamer- wie unbekannterweise ist er gegenüber der Seuche immun. Deshalb bemüht er sich auch, seine eigene Immunität zu erforschen. Um Nahrung heranzuschaffen, rast er im roten Mustang mit Vollgas durch die Straßenschluchten New Yorks, wo überall die "Reste der Zivilisation" zerfallen und in den Rissen des Asphalts das Unkraut sprießt, während die aufgescheuchten Tiere zwischen den verlassenen Schrottautos im Galopp davonspringen. In seinem Schoß ein Gewehr, auf dem Beifahrersitz seine einzige Ansprechpartnerin, die Schäferhündin Sam. Um sich die Zeit zu vertreiben, wird auf einem Flugzeugträger im Hafen Golf gespielt, während zwischen den Wolkenkratzern der angebaute Mais blüht. Eine apokalyptische Dauer-Ruhe-Stimmung.
Solange die Sonne scheint. Ist sie untergegangen, kriechen sie aus ihren dunklen Schlupflöchern: Diese lichtscheuen, verseucht-mutierten Zombie-Gestalten, die wie haarlose Wasserleichen aussehen und sich wie blutlüsternde Vampire benehmen. Und die natürlich Jagd auf ihn machen, auf Robert Neville, der sich in einem Haus technisch hochgerüstet wie verbarrikadiert hat, um zu forschen, um zu überleben. Mit Sam. Doch dann begeht auch er Fehler. Schwerwiegende. Mit bösen Folgen. Ein Klasse-Action-Film. Mit Charakter-Geschmack: Hollywoods Superstar, der heute 39-jährige Will Smith, der sich mit Hits wie "Das Streben nach Glück" (mit seinem Sohn Jaden), "I, Robot", "Men In Black I+II" (gemeinsam mit Tommy Lee Jones), "Ali" ("Oscar"-Nominierung) und "Der Staatsfeind Nr.1" (mit Gene Hackman) hochgefightet hat, mimt bei dieser Post-Apokalypse-Pur den letzten Menschen mit viel Kraft, Gefühl, überzeugendem (Körper-) Ausdruck und spannender Typen-Power. Wenngleich natürlich die vielen faszinierenden Motive von der toten Großstadt New York extrem gelungen sind und für zusätzliche Gedankennahrung sorgen. Motto: Alles wirklich so unmöglich? Nur Kino-Fiction? Also: Schau- und Denk-Wert enorm. Ein stimmungsvolles, sehr atmosphärisches und dann auf beeindruckende Krach-Touren kommendes Prima-Action- und Nerven-Kino. Das dann ganz am Ende bedauerlicherweise auf die heute vielfach üblichen hollywoodschen Lieber-Gott-Bibel-Interpretationen nicht verzichten will, aber im Grunde ist - bei dieser erzkonservativen Religions-Fundamental-Symbolik - dann bereits der hervorragende und sehr unterhaltsame Endzeit-Thriller längst zu Ende …
Herr Figo und das Geheimnis der Perlenfabrik
Regie: Juan Pablo Buscarini
Darsteller: Delfina Varni, Fabian Mazzei, Ana Maria Orozco, Nicolas Torcanowsky
Spanien 2006
Juan Pablo Buscarini, zählt zweifellos zu der filmischen Saison-Überraschung. Ein Spielfilm mit Animationsmotiven, 2006 als Co-Produktion Argentinien/Spanien hergestellt, der sich durchaus mit Hollywood messen lassen kann. Aber der Reihe nach: "El Ratón Pérez", so der Originaltitel, ist in Argentinien der erfolgreichste einheimische Familienfilm aller Zeiten. Was nicht verwundert, denn die Geschichte der "Ratte Pérez", kennt dort jedes Kind. Erfunden wurde sie 1894 vom spanischen Geistlichen Luis Coloma. Der erzählte sie dem achtjährigen Thronfolger Alfonso XIII. sozusagen als "Betthupferl", als diesem nämlich ein Zahn ausgefallen war. Sie, die alte Geschichte, handelt vom Kindkönig Buby I. - so hieß Alfonso mit Spitznamen. Als dieser, genauso wie bei Alfonso auch, einen Zahn verliert und diesen unter sein Kopfkissen liegt, ruft das die Ratte Pérez auf den Plan. Sie hat die Aufgabe, bei allen Kindern, denen ein Zahn ausgefallen ist, selbigen gegen eine Münze auszutauschen. Um Buby I. mit seinen Untertanen vertraut zu machen, verwandelt Pérez ihn auch in eine Ratte. Nimmt ihn mit auf seine Mission, die ihn auch in die Armenviertel der Stadt führt, wobei der junge König den Wert der Großzügigkeit kennenlernt.
Diese Legende der Zahnratte wird zum Grundriss für dieses filmische Abenteuer aus Realfilm und Animation, wobei aus Ratten nun flotte Mäuse geworden sind. Mit aber derselben "Industrie"-Aufgabe: Aus Zähnen entstehen Perlen, die werden an einem bewährten Händler verkauft, also zu Münzen "gemacht". Ein klassischer Ablauf. Als die zehnjährige Luca einen Zahn verliert und diesen unter ihr Kopfkissen packt, ist dieser am Morgen danach zwar verschwunden, aber eine Münze ist weit und breit auch nicht zu entdecken. Luca, im Gegensatz zu ihren Eltern aufgeweckt und an die Fabel-Träume glaubend, ahnt sofort, dass hier etwas nicht stimmen kann. Und macht sich, mit einem cleveren Kumpan, auf den Weg, den berühmten Zahn-Entferner und Münz-Beschaffer Herrn Figo zu suchen.
Und siehe da - diesem ist wirklich etwas passiert: Eine Art heutige "Heuschrecke", also ein über-gieriger Manager im eigenen Mäuse-Hause, hat gemeinsam mit dem schurkischen Neffen des Perlen-Händlers, den Mäuse-Boß entführt. Man will sich mit den vielen Perlen selbst künftig die Taschen füllen. Doch das genau wollen die Kinder verhindern. Mit viel Phantasie, großem Mut und ihrem immensen Einfallsreichtum können sie toll dagegenhalten. Während die Eltern überrumpelt wie überrascht wirken und dabei selbst einiges zu lernen und zu entdecken haben. "Herr Figo ..." oder: Ein vorzüglich entwickeltes, fein gestricktes und sympathisch erzähltes Plädoyer für das Bewahren von Kindheit und den Glauben an das Phantastische im Leben.
Der "Kleine Prinz" von Antoine de Saint-Exupéry fällt einem sofort ein: "Egal, wie alt man auch ist: Nicht nur mit den Augen, sondern vor allem auch mit dem Herzen sehen". Oder sinngemäß Kästner: "Nur wer im Grunde Kind geblieben ist, lebt auch als Erwachsener." So wirkt der Film. Er ist liebevoll, spannend, hinreißend-menschlich. Mit "Stuart Little"-Charme. "E.T."-hafter Märchenhaftigkeit, spannender Kinderkrimi-Slapstick-Action. Ohne Hektik, dafür mit viel Schwung, Humor und schelmischer Atmosphäre: Steven Spielberg wird diesen Film sehr mögen. Ach so ja, auch noch erwähnenswert: Jaecki Schwarz spricht Herrn Figo, Thomas Fritsch sorgt als Disco-King El Rata für stimmlichen Pop-Schwung. Eine echte Kino-Entdeckung für die ganze Familie.
Berlin am Meer
Regie: Wolfgang Eißler
Darsteller: Robert Stadlober, Anna Brüggemann, Axel Schreiber, Jana Pallaske
Deutschland 2007
"Berlin am Meer" von Wolfgang Eßler, ist so was wie "American Graffiti" auf berlinerisch in den 90ern: Episoden aus dem Studentenleben einer hiesigen WG. Mit den unterschiedlichsten Typen, aus denen sich zwei Freunde herauskristallisieren, die Musiker werden wollen. Während Malte ganz urig als Chaot durchgeht, ist Tom das Sensibelchen. Mit ständigem Betroffenheitscharme. Drumherum: eine lebenshungrige Streuner-Clique. Gefühle rauf und runter, man liebt und schmollt, man hottet und kifft, man rotzt und "partnert". Und: Man palavert viel. "Berlin am Meer" braucht (zu) lange, um in kessen Schwung zu kommen und mit einigen reizvoll-atmosphärischen Stadt-Motiven anzugeben. Insgesamt aber bleibt der (Unterhaltungs-) Ball flach, auch, weil der 25-jährige Hauptakteur Robert Stadlober ("Crazy") eher fehlbesetzt-bemüht wirkt, während drumherum mit u.a. Jana Pallaske, Axel Schreiber oder Claudius Franz kraftvollere Mimen herumwuseln. Nur begrenzt unterhaltsame Komödie um Auslauf-Pubertät und Erwachsen-Werden. Mit scheußlich-süßlich-klapprigem Happy-Ende-Gemache.