Nach der Air-Berlin-Insolvenz

Welche Zukunft hat das Fliegen?

Reges Treiben herrscht am 14.12.2016 am Flughafen von Frankfurt am Main (Hessen). Eine Airberlin-Maschine steht zwischen zwei Lufthansa-Passagierflugzeugen.
Eine Maschine der Air Berlin zwischen zwei Lufthansa-Flugzeugen auf dem Flughafen Frankfurt am Main © dpa / Arne Dedert
Ulrike Herrmann im Gespräch mit Anke Schaefer · 17.08.2017
Noch maximal sieben Jahre: Mehr Zeit bleibe nicht, um den Klimawandel abzubremsen, warnt Ulrike Herrmann. Nach der Insolvenz von Air Berlin fordert die Journalistin ein generelles Umdenken beim Luftverkehr – und ein Ende von Inlandsflügen.
Ein internationales Luftdrehkreuz sein: Davon träumt Berlin seit dem Fall der Mauer - auch wenn sich der Bau des dafür notwendigen Flughafens hinzieht und gerade mit Air Berlin die einzige Gesellschaft Insolvenz angemeldet hat, die in der Hauptstadt über ein nennenswertes Langstreckenangebot verfügt.
Die Wirtschaftsjournalistin Ulrike Herrmann hält solche Träume ohnehin für völlig verfehlt: "Wenn Berlin perspektivisch denken würde, würde man jetzt nicht eine Diskussion starten: Wie können wir jetzt noch das große Drehkreuz werden für transkontinentale Flüge?", so die "Taz"-Redakteurin im Deutschlandfunk Kultur. "Sondern man sollte klar sehen, dass der Flugverkehr auf keinen Fall die Zukunft der Stadt ist."

Der Klimawandel kommt auch zu denen, die ihn ignorieren

Zum einen gebe es in Deutschland mit Frankfurt und München bereits zwei Drehkreuze, und es sei "Quatsch", wenn die Städte in dieser Frage miteinander konkurrierten. Zum anderen hat das Fliegen Herrmann zufolge sowieso keine Zukunft:
"Wir haben, um den Klimawandel irgendwie noch abzubremsen, eigentlich nur noch so ein Zeitfenster von maximal sieben Jahren", warnt sie. "Das heißt, wenn man jetzt darüber diskutiert, wie können wir möglichst viel Flugverkehr nach Berlin holen, dann ist schon klar, dass man sich für diesen Klimawandel überhaupt nicht interessiert. Aber er wird ja trotzdem stattfinden."
Die Journalistin Ulrike Herrmann
Die Journalistin Ulrike Herrmann© Deutschlandradio / Manfred Hilling
Außerdem würden die Rohstoffe knapp, so Herrmann. Diese Realität könne man nicht ignorieren. Als erste Maßnahme fordert die Taz-Journalistin, Inlandsflüge zu stoppen. "Ich finde nicht, dass es einen Grund gibt, warum man noch Flüge nach München anbieten muss beispielsweise", betont sie. Nach Eröffnung der neuen ICE-Schnellstrecke im Dezember 2017 sei man von Berlin innerhalb von vier Stunden in der Hauptstadt Bayerns.

Langfristig über Mobilität nachdenken

Doch auch der Zug ist letztlich keine Lösung: "Die Tragik ist ja, also wenn man jetzt wirklich grundsätzlich werden will: Auch der ICE ist nicht wirklich umweltfreundlich." Sondern durch Stromverbrauch und durch die Geschwindigkeit auch sehr aufwendig. "Also ganz langfristig – oder eigentlich auch schon kurzfristig – müssen wir über den gesamten Lebensstil, den wir hier haben, dringend nachdenken."
(uko)

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