Nach dem Skandal um das Sommermärchen

Käßmann for DFB-Präsidentin!

Die Theologin Margot Käßmann zu Gast im Studio von Deutschlandradio Kultur.
Margot Käßmann: Theologin, Prominente - und hoffentlich bald auch DFB-Präsidentin? © Deutschlandradio - Andreas Buron
Von Arno Orzessek  · 15.11.2015
Beim DFB wird es Zeit für eine ganz neue Ära, ein neuer Präsident muss her - und das wird eine Frau. Aber nicht irgendeine, sondern Margot Käßmann und niemand sonst. Und warum? Sie muss die deutsche Dreifaltigkeit komplettieren.
Liebe Fußball-Gemeinde, hören wir zunächst auf Sacharia 8, Vers 5... Auf jene alte Prophezeiung, die dem Ballspiel schon vor Jahrtausenden eine lichte Zukunft verhieß. Sie lautet, gendermainstreaming-mäßig erstaunlich korrekt: "Und die Plätze der Stadt sollen voll sein von Knaben und Mädchen, die dort spielen."
Für den heutigen Betrieb ist der Sacharia-Vers insofern bedeutend, als er von Margot Käßmann im März im theologischen Fachblatt Bild zitiert wurde. "Da werd ich glatt noch zum Fußball-Fan", bekannte die berühmte Protestantin. Und das sollte dem Deutschen Fußballbund im Blick auf die Präsidenten-Wahl die Augen öffnen.
Zuallererst mal bitte moralische Läuterung
Jeder kennt ja die missliche Lage des DFB, seit der Eindruck überwiegt: Die honorige Clique um Beckenbauer, Niersbach, Zwanziger et. al. ist kaum honoriger als der Korruptions-Clan Fifa. Da tut zuvörderst moralische Läuterung not...
Wie auch Reinhard Rauball, der Liga-Präsident, bemerkt hat: "Es reicht nicht, wenn ein Kopf durch einen anderen ersetzt wird." Nein, so Rauball, der DFB müsse "klare Botschaften rausschicken, klare Antworten finden, damit die Leute wieder Vertrauen fassen."
So aber klingt, bitte schön, eine präzise Stellenbeschreibung für Margot Käßmann, der Läuterungs-Koryphäe schlechthin. Seit Käßmann im Suff über Rot gedüst ist, kennt sie ja selbst die Verfehlung. Käßmann weiß darüber hinaus, wie man richtig reuig ist: Kaum ausgenüchtert, trat sich vom EKD-Vorsitz zurück. Am besten aber weiß Käßmann, wie man den Schlamassel ins strahlende Gegenteil verkehrt. Suff und Reue haben sie zur hiesigen Gewissens-Ikone Nr. 1 gemacht, zur geschätzten Anstandspredigerin, zum Vorbild durch Verfehlung.
Eine evangelische Theologin als DFB-Präsidentin - und die Dreifaltigkeit wäre komplett
Und überhaupt, Käßmanns generelle Offenherzigkeit, dieses angeborene Anti-Mauschelnde: Ob Scheidung oder Brustkrebs - sie tat ihre Sorgen immer vor allen kund. Fürchtet jemand ernsthaft, dass Käßmann läppische 6,7 Millionen-Euro-Überweisungen vertuschen oder heimlich Absprachen für ominöse Freundschaftsspiele treffen könnte? Eher setzt sie sich noch mal besoffen ans Steuer.
Kurz und gut: Genau so eine braucht jetzt der DFB. Einen Kopf, der nicht schon seit Jahrzehnten komplett balla-balla ist. Mutig ist Käßmann sowieso, auch unter Männern. Sie hat gesagt: "Nichts ist gut in Afghanistan", und Prügel dafür bezogen. Die sie noch nicht einmal befürchten müsste, wenn sie nun "Afghanistan" durch "DFB" ersetzt.
Überdies steuert Deutschland auf die historische 500-Jahrfeier der Reformation zu - und das sollte Luther zu Ehren ruhig in den wichtigsten Ämter sichtbar werden. Eine evangelische Pfarrerstochter als Kanzlerin gibt's schon, genauso einen evangelischen Pfarrer als Bundespräsidenten. Eine evangelische Theologin als DFB-Präsidentin - und die Dreifaltigkeit wäre komplett. Joachim Löw ist ja leider katholisch.
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