Nach dem Applaus ins Gefängnis
Eingesperrt und doch nicht: So ergeht es Martin Semmelrogge, der seit Januar eine achtmonatige Haftstrafe im offenen Vollzug absitzen muss. Das heißt, er kann tagsüber Theater spielen und muss nachts wieder zurück in die Haftanstalt.
Schreie, Schüsse, Degenlärm - Explosionen und Pferdegetrampel. Mittendrin Martin Semmelrogge. Verschmitzt lächelnd beobachtet er in seiner Rolle als schelmischer Doktor die Kämpfe zwischen den Männern des korrupten Gouverneurs und den Freibeutern um Kapitän Flint.
Vor dem Holztor der Freilichtbühne in Grevesmühlen wartet schon seine Frau Sonja im Wagen: Gleich nach dem Applaus lässt sich der Schauspieler zurück in die Justizvollzugsanstalt Waldeck bei Rostock chauffieren. Der Freigang ist vorbei. Für heute.
"Ja, ich habe eine Dummheit begangen und den Antrag nicht gestellt. Ist eine Ordnungswidrigkeit und das ist dann ein Verwaltungsbeschluss gewesen, dachte man dann, der ist ausgeräumt."
Das Amtsgericht Nürnberg-Fürth hatte den Schauspieler zu acht Monaten Haft ohne Bewährung verurteilt, weil er bei einer Polizeikontrolle nur einen ungültigen spanischen Führerschein vorlegen konnte. Und das nicht zum ersten Mal.
Vor dem Holztor der Freilichtbühne in Grevesmühlen wartet schon seine Frau Sonja im Wagen: Gleich nach dem Applaus lässt sich der Schauspieler zurück in die Justizvollzugsanstalt Waldeck bei Rostock chauffieren. Der Freigang ist vorbei. Für heute.
"Ja, ich habe eine Dummheit begangen und den Antrag nicht gestellt. Ist eine Ordnungswidrigkeit und das ist dann ein Verwaltungsbeschluss gewesen, dachte man dann, der ist ausgeräumt."
Das Amtsgericht Nürnberg-Fürth hatte den Schauspieler zu acht Monaten Haft ohne Bewährung verurteilt, weil er bei einer Polizeikontrolle nur einen ungültigen spanischen Führerschein vorlegen konnte. Und das nicht zum ersten Mal.
Beschränkte Möglichkeiten als Gefängnis-Freigänger
"Seit Jahren geht das schon so, weil ich einen Antrag vergessen habe, auszufüllen. Ich habe einen gültigen EU-Schein, den habe ich schon seit zehn Jahren, lebe in Spanien, nicht in Deutschland, jetzt natürlich gemeldet."
Und zwar im Ostseebad Boltenhagen, nur wenige Kilometer von der Grevesmühlener Freilichtbühne entfernt und leicht mit dem Fahrrad zu erreichen. Seit 2010 spielt Semmelrogge in den Sommermonaten einen Piraten oder einen Doktor wie in diesem Jahr. Keine tragende, mehr eine starke komödiantische Nebenrolle, angepasst auf seine beschränkten Einsatzmöglichkeiten als Gefängnis-Freigänger.
Trotzdem ist er das Zugpferd dieser privaten Bühne. Entsprechend lobt der Schauspieler, in Jeans, gelber Weste und weißem T-Shirt, seinen Arbeitgeber, der ihm in seiner derzeitig schwierigen Situation hilft.
"Hier, das ist ein tolles Theater, weil hier auch Wert auf die Geschichte gelegt wird. Aktion ist ästhetisch gemacht. Wir haben ein gutes Team und ich lebe in meinem Heute und Jetzt bin ich hier."
Martin Semmelrogge der Freigänger. Täglich bis zu 14 Stunden darf er seine Zelle in Waldeck verlassen. Zeit genug für Ehefrau, Kinder und Hunde in Boltenhagen, sowie für die Piraten-Aufführungen in Grevesmühlen bei Schwerin.
"Wir verstehen uns aber alle gut, und die meinten halt, der Martin, der sucht hin und wieder eine kleine Auszeit."
Diese Auszeit zeichnete sich über Jahre ab. 30 Mal stand Martin Semmelrogge vor Gericht, wegen Drogen, wegen Fahren ohne Führerschein und wegen Alkohol am Steuer. Der 57-Jährige lacht diesmal nicht, fährt sich jedoch versonnen über seine Silber-Ringe an der rechten Hand. Er bleibt ernst, schaut nur auf den Tisch, so als würde er gerade in sich gehen, wenigstens für Sekunden.
Und zwar im Ostseebad Boltenhagen, nur wenige Kilometer von der Grevesmühlener Freilichtbühne entfernt und leicht mit dem Fahrrad zu erreichen. Seit 2010 spielt Semmelrogge in den Sommermonaten einen Piraten oder einen Doktor wie in diesem Jahr. Keine tragende, mehr eine starke komödiantische Nebenrolle, angepasst auf seine beschränkten Einsatzmöglichkeiten als Gefängnis-Freigänger.
Trotzdem ist er das Zugpferd dieser privaten Bühne. Entsprechend lobt der Schauspieler, in Jeans, gelber Weste und weißem T-Shirt, seinen Arbeitgeber, der ihm in seiner derzeitig schwierigen Situation hilft.
"Hier, das ist ein tolles Theater, weil hier auch Wert auf die Geschichte gelegt wird. Aktion ist ästhetisch gemacht. Wir haben ein gutes Team und ich lebe in meinem Heute und Jetzt bin ich hier."
Martin Semmelrogge der Freigänger. Täglich bis zu 14 Stunden darf er seine Zelle in Waldeck verlassen. Zeit genug für Ehefrau, Kinder und Hunde in Boltenhagen, sowie für die Piraten-Aufführungen in Grevesmühlen bei Schwerin.
"Wir verstehen uns aber alle gut, und die meinten halt, der Martin, der sucht hin und wieder eine kleine Auszeit."
Diese Auszeit zeichnete sich über Jahre ab. 30 Mal stand Martin Semmelrogge vor Gericht, wegen Drogen, wegen Fahren ohne Führerschein und wegen Alkohol am Steuer. Der 57-Jährige lacht diesmal nicht, fährt sich jedoch versonnen über seine Silber-Ringe an der rechten Hand. Er bleibt ernst, schaut nur auf den Tisch, so als würde er gerade in sich gehen, wenigstens für Sekunden.
Tatort-Kommissar? "Das wäre vielleicht noch was"
"Ich kann es ja gleich sagen. Eigentlich bin ich der peinlichste Deutsche, und das liegt auch an der Presse. Sicherlich gibt es auch Sachen von mir, das wird auch gerne aufgegriffen.
Ich finde, ich finde eigentlich gar nicht mehr statt, groß hier. Das heißt in den Medien. Im Grunde will ich es auch gar nicht, was da so abläuft. Das will man irgendwann auch gar nicht mehr. Natürlich würdest Du gerne mal einen Tatort-Kommissar spielen. Das wäre vielleicht noch was ..."
Jetzt krächzt Semmelrogge, wuselt mit den Händen durch den wirren Haarschopf, nur gebändigt durch ein lila Stirnband. "Ja", sagt der Schauspieler, "daran hätte ich Spaß." Vielleicht liegt es daran, dass seit Vater Willy Semmelrogge selbst Tatort-Kommissar war, als Assistent von Ruhrgebiets-Kommissar Haferkamp? Semmelrogge, schaut auf seine Cowboy-Stiefel, lässt die Frage unbeantwortet.
Martin Semmelrogge - der Kinostar. 1981 spielt er den zweiten Wachoffizier in "Das Boot", einem der erfolgreichsten deutschen Filme weltweit. Später folgte die Rolle des Willi Riesenhuber, eines SS-Offiziers in Steven Spielbergs Film "Schindlers Liste."
Ich finde, ich finde eigentlich gar nicht mehr statt, groß hier. Das heißt in den Medien. Im Grunde will ich es auch gar nicht, was da so abläuft. Das will man irgendwann auch gar nicht mehr. Natürlich würdest Du gerne mal einen Tatort-Kommissar spielen. Das wäre vielleicht noch was ..."
Jetzt krächzt Semmelrogge, wuselt mit den Händen durch den wirren Haarschopf, nur gebändigt durch ein lila Stirnband. "Ja", sagt der Schauspieler, "daran hätte ich Spaß." Vielleicht liegt es daran, dass seit Vater Willy Semmelrogge selbst Tatort-Kommissar war, als Assistent von Ruhrgebiets-Kommissar Haferkamp? Semmelrogge, schaut auf seine Cowboy-Stiefel, lässt die Frage unbeantwortet.
Martin Semmelrogge - der Kinostar. 1981 spielt er den zweiten Wachoffizier in "Das Boot", einem der erfolgreichsten deutschen Filme weltweit. Später folgte die Rolle des Willi Riesenhuber, eines SS-Offiziers in Steven Spielbergs Film "Schindlers Liste."
Martin Semmelrogge und das Image
Und danach. Höchstens Krawall-Meldungen und Nebenrollen in TV-Krimis. Martin Semmelrogge hat wieder diesen Blick in die Ferne, lässt sich Zeit mit der Antwort, auf die Frage, warum aus ihm kein dauerhafter Kinostar geworden ist?
"Ja, das hat einen Zusammenhang gehabt, dass ich mir ein Eigentor geschossen hab, gerade dann wo ich hätte Gas geben können, klar. Also ich meine nicht Gas am Gaspedal, sondern im Beruf meine ich jetzt.
Aber wie gesagt, dass sind Sachen, das habe ich alles reflektiert. Es bringt nichts, wenn ich jetzt sage, ja damals hätte ich gleich nach Amerika gehen sollen oder so was."
Martin Semmelrogge hat es nicht geschafft. Bislang nicht, obwohl er vermutlich die besten Voraussetzungen aller Boot-Darsteller hatte. Mit 12 Hörspielsprecher, mit 16 Durchbruch im Fernsehen als jugendlicher Vatermörder in der Fernsehserie "Der Kommissar."
"Hätt mich mal lösen sollen, einfach den Schritt auch wagen sollen. Vielleicht hatte ich da auch noch nicht so die Reife. Aber wie gesagt. Was nicht ist, das kann ja noch werden."
Martin Semmelrogge, der Unangepasste, der Freak, der Rebell, der mit der Harley gerne über die berühmte Route 66 fährt. Dieses Image zieht sich wie ein roter Faden durch sein Leben. Mag sein, dass ihm das jahrelang gefallen hat, heute nervt es ihn nur noch:
"Ne, das bin ich auch gar nicht. Nee, also der Rebell. Das ist auch so ein blödes Wort, Rebell, nein."
"Nur ein Mensch mit Ecken und Kanten", beschreibt sich der Schauspieler selbst. "Alles ganz einfach." Semmelrogge will heute "ernst genommen" werden. Ein besserer Mensch? Eine kurze Frage, eine schnelle Antwort, ganz krächtzfrei:
"Nee, ich werde kein besserer, ich war vorher auch schon kein schlechter Mensch."
"Ja, das hat einen Zusammenhang gehabt, dass ich mir ein Eigentor geschossen hab, gerade dann wo ich hätte Gas geben können, klar. Also ich meine nicht Gas am Gaspedal, sondern im Beruf meine ich jetzt.
Aber wie gesagt, dass sind Sachen, das habe ich alles reflektiert. Es bringt nichts, wenn ich jetzt sage, ja damals hätte ich gleich nach Amerika gehen sollen oder so was."
Martin Semmelrogge hat es nicht geschafft. Bislang nicht, obwohl er vermutlich die besten Voraussetzungen aller Boot-Darsteller hatte. Mit 12 Hörspielsprecher, mit 16 Durchbruch im Fernsehen als jugendlicher Vatermörder in der Fernsehserie "Der Kommissar."
"Hätt mich mal lösen sollen, einfach den Schritt auch wagen sollen. Vielleicht hatte ich da auch noch nicht so die Reife. Aber wie gesagt. Was nicht ist, das kann ja noch werden."
Martin Semmelrogge, der Unangepasste, der Freak, der Rebell, der mit der Harley gerne über die berühmte Route 66 fährt. Dieses Image zieht sich wie ein roter Faden durch sein Leben. Mag sein, dass ihm das jahrelang gefallen hat, heute nervt es ihn nur noch:
"Ne, das bin ich auch gar nicht. Nee, also der Rebell. Das ist auch so ein blödes Wort, Rebell, nein."
"Nur ein Mensch mit Ecken und Kanten", beschreibt sich der Schauspieler selbst. "Alles ganz einfach." Semmelrogge will heute "ernst genommen" werden. Ein besserer Mensch? Eine kurze Frage, eine schnelle Antwort, ganz krächtzfrei:
"Nee, ich werde kein besserer, ich war vorher auch schon kein schlechter Mensch."