Nach Amokfahrt von Münster

"Die Debatte ist total aus dem Ruder gelaufen"

Blumen liegen am Tatort vor dem Brunnen. In der Altstadt von Münster war ein Mann am 07.04. mit einem Kleintransporter vor der Gaststätte «Großer Kiepenkerl» in eine Gruppe von Menschen gerast und hatte zwei von ihnen getötet.
Wahrscheinlich erweiterter Selbstmord: Am Samstag war ein Mann in Münster mit einem Kleintransporter in Menschen gerast, zwei kamen ums Leben. Nach der Tat erschoss er sich. © picture alliance / dpa / Ina Fassbender
Margaret Heckel im Gespräch mit Korbinian Frenzel · 09.04.2018
Es war der Amoklauf eines offenbar psychisch Kranken in Münster. Dennoch hefteten viele der Tat sofort einen islamistischen Hintergrund an. Die Journalistin Margaret Heckel warnt vor verheerenden Folgen derartiger Zuordnungen.
Bereits kurz nach der Tat am Samstag stand für die AfD-Politikerin Beatrix von Storch das Muster eines islamistischen Anschlags fest. Dies sei "populistisch" und "aufwieglerisch", findet Margaret Heckel. Es sei problematisch, dass "diese Frau" als Abgeordnete im deutschen Parlament sitze. Problematisch ist aus Heckels Sicht aber auch, dass es sofort um Attribute wie "deutsch", "muslimisch" und "nicht-muslimisch" gegangen sei: "Die Debatte ist total aus dem Ruder gelaufen", so die Journalistin:
"Das zeigt, wie gefangen wir inzwischen sind in diesen Zuordnungen, die wir automatisch machen ohne nachzudenken. Und ganz ehrlich: Das ist genau das, was Spalter, was Aufwiegler, was Populisten erreichen wollen. Wenn wir dem nicht immer wieder versuchen Einhalt zu gebieten, dann wird diese Logik irgendwann in unsere Köpfe einsickern und dort wirklich verheerende Auswirkungen haben."
Deshalb sei es wichtig, immer wieder zu prüfen, "wie denken wir darüber, wie gehen wir mit Sprache um, wie bezeichnen wir diese Dinge. Und einfach auch klar zu sagen: Das geht nicht." (bth)

Die gesamte Sendung mit Margaret Heckel finden Sie hier:
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