Mythos Paul Klee

Die Tunisreise und die tunesische Gegenwart

Das Foto aus dem Jahr 1911 zeigt den Maler Paul Klee.
Das Foto aus dem Jahr 1911 zeigt den Maler Paul Klee. © picture alliance / dpa / Alexander Eliasberg
Von Werner Bloch · 14.01.2015
1914 unternahmen Paul Klee und August Macke eine Reise nach Tunis, die die Kunstgeschichte veränderte. Auch in Tunesien wirkt diese Reise nach - in der Kunst und im Tourismus. Im armen Süden des Landes hat das Klee-Erbe wiederum 500 Frauen einen Arbeitsplatz in der Teppichproduktion beschert.
"Die Sonne von einer finsteren Kraft. Die farbige Klarheit am Lande verheißungsvoll. Der Macke spürt das auch. Wir spüren, dass wir hier gut arbeiten werden",
notiert Klee in seinem Tagebuch. Während sich Macke nach seiner Rückkehr freiwillig zur Armee meldet und um Ersten Weltkrieg nach nur wenigen Wochen, im September 1914, fällt, wird Klee dank dieser Reise Kunstgeschichte schreiben, indem er die Abstraktion erfindet - ein eminenter historischer Augenblick. Dazu braucht er offenbar die Auseinandersetzung mit Tunesien, dem Licht und vor allem den Formen Nordafrikas.
Paul Klee als nationales Kulturgut Tunesiens
In Tunesien ist Klee bis heute auf vielfache Weise präsent. An den Kunsthochschulen wird er gelehrt und beeinflusst tunesische Künstler, im Tourismus spielt er eine Rolle, sogar in sozialer Hinsicht wirkt er auf die tunesische Gegenwart zurück. So hat sich in den südlichen, bisher benachteiligten Gebieten Tunesiens, in denen die Revolution vor drei Jahren begann, eine Gruppe von Frauen zusammengeschlossen, die die alte Kunst des Teppichknüpfens in der Region wiederbeleben.
Von den Motiven der Teppiche in Kerouan war Klee stark beeinflusst. Die Künstlerin Sadika Keskes hat die Neubelebung der Teppichproduktion mit angeregt, die in Vergessenheit geraten und von industrieller Billigproduktion abgelöst worden war. Inzwischen haben 500 Frauen Arbeit gefunden.
Es gibt Überlegungen, Paul Klee zum nationalen Kulturgut Tunesiens zu erklären. Klee gehöre beiden Kulturen an, der arabischen und der europäischen, sagt der Filmemacher Naceur Khemir.
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