Mythische Figuren, weite Landschaften
Benjamin Lacombe ist erst 30 Jahre alt und kann schon auf 27 Publikationen zurückschauen. Seine illustrierten Bücher wirken zauberhaft: Er tuscht und zeichnet mit Pastellkreiden und Tinte, er mischt Aquarell- und Ölmalerei, nutzt halbtransparente Papiere. Woher nimmt er seine Inspiration?
Den dunkelgrauen Hut in den Nacken geschoben, die Ärmel hochgekrempelt, sitzt Benjamin Lacombe lässig auf einer Lederbank und erzählt, dass er als Kind verrückt war nach Filmen von Tim Burton. Der zeichnete zu Beginn seiner Karriere für die Disney-Studios.
„Ich konnte mir damals gar nicht vorstellen, dass hinter Trickfilmen jemand steckt, der Bilder zeichnet. Für mich waren sie reinste Magie. An dem Tag, als ich begriff, wie sie entstehen, war klar, dass ich das Zeichnen zu meinem Beruf machen würde.“
Benjamin Lacombe hat grafische Kunst in Paris studiert. Er hat ein Faible für mythische Figuren und weite Landschaften, die er detailversessen ausstattet. Zum Beispiel hat er auch die „Unheimlichen Geschichten“ von Edgar Allen Poe und das Grimmsche Märchen „Schneewittchen“ illustriert. Sein „Elfen-Bestimmungsbuch“ spielt in einem legendenumwobenen französischen Wald. Den Text dazu hat Sébastien Perez geschrieben.
„Wir haben uns vor zwölf Jahren über gemeinsame Bekannte kennengelernt. Sébastien schrieb kleine Texte, die er nie jemandem zeigte. Er ist extrem schüchtern. Ich habe ihm vorgeschlagen, gemeinsam zu arbeiten. Ich zeichne, er macht sich Notizen, wir reden, gehen auseinander und wenn wir uns wieder treffen, setzen wir das, was jeder in der Zwischenzeit geschaffen hat, zusammen.“
Inzwischen haben die beiden schon fünf Bücher gemeinsam veröffentlicht. Während wir in einem Berliner Café sitzen, erzählt Benjamin Lacombe, dass er vor zwei Jahren ein Atelier zwischen dem Boulevard Voltaire und dem Friedhof Père Lachaise eingerichtet hat, nur fünf Minuten entfernt von seiner Wohnung im wenig schicken Pariser Osten. Wenn er morgens in die Werkstatt aufbricht, dann in Begleitung von Virgile und Lisbeth.
„Virgile habe ich als Welpen aufgezogen. Er hat niemals irgendetwas kaputt gemacht und versteht 40 verschiedene Befehle. Er ist wie ein Kater. 28 Kilo schwer, aber sehr anspruchsvoll. Lisbeth dagegen stellt alles auf den Kopf. Das Allerschlimmste ist, dass sie Bücher anfrisst. Da ich keine Regale im Atelier aufgestellt habe, darf ich nichts herumliegen lassen. Sie ist wirklich die Herrin im Haus.“
Was er mit seinen Hunden, den drei Geschwistern und seiner ungarischen Mutter erlebt, mit der er die Liebe zur russischen Sprache teilt – all das, sagt Benjamin Lacombe, inspiriert ihn zu kleinen Buchszenen. Wenn er Filme des Spaniers Pedro Almodóvar und des Dänen Lars van Trier anschaut, tanzen sofort eigene Bilder durch den Kopf. Auch die aufwändig arrangierten, gespenstischen Szenen des Fotografen Gregory Crewdson regen seine Vorstellungskraft an. Und sonst?
„In der Malerei gefallen mir die Alten Meister, die Flamen Jan van Eyck, Pieter Breughel und Hieronymus Bosch, und natürlich die Maler der italienischen Frührenaissance.“
Souverän wechselt der 30-jährige Lacombe in seinen Büchern die Techniken: Er benutzt Tusche, Pastellkreiden, Aquarell- und Ölfarben und entwirft Scherenschnitte, die er über Panoramabilder legt. Nach einer zehnjährigen Pause arbeitet er wieder einmal an einem Comic. Sein Auftraggeber ist das Louvre-Museum.
„Es geht darin um Leonardo da Vinci und die 30 Jahre dauernde Liebesbeziehung zu seinem Assistenten Salaj. Leonardo war ein echter bad boy. Man stellt ihn sich so leicht als weisen Alten mit Bart vor, aber wenn man zum Beispiel bei Giorgio Vasari, einem Zeitgenossen, nachschlägt, dann war Leonardo eher der Brad Pitt der Renaissance. Diese Liebesgeschichte wurde vergessen. Dabei hat sie etwas so Modernes.“
Benjamin Lacombe liebt das Flair in Rom, London und Paris. Auf dem Land würde er „eingehen“. Die Pariser findet er zwar nicht besonders sympathisch, aber wegen der Kunstschätze ist er bereit, alles in Kauf zu nehmen. Und: Ja, eine Weile in New York zu leben, das würde ihn reizen. Da sein Auftragsbuch bis ins Jahr 2016 bereits gefüllt ist, könnte er sich den Traum doch eigentlich erfüllen ... Wünschen Sie’s mir, sagt er zum Abschied.
„Ich konnte mir damals gar nicht vorstellen, dass hinter Trickfilmen jemand steckt, der Bilder zeichnet. Für mich waren sie reinste Magie. An dem Tag, als ich begriff, wie sie entstehen, war klar, dass ich das Zeichnen zu meinem Beruf machen würde.“
Benjamin Lacombe hat grafische Kunst in Paris studiert. Er hat ein Faible für mythische Figuren und weite Landschaften, die er detailversessen ausstattet. Zum Beispiel hat er auch die „Unheimlichen Geschichten“ von Edgar Allen Poe und das Grimmsche Märchen „Schneewittchen“ illustriert. Sein „Elfen-Bestimmungsbuch“ spielt in einem legendenumwobenen französischen Wald. Den Text dazu hat Sébastien Perez geschrieben.
„Wir haben uns vor zwölf Jahren über gemeinsame Bekannte kennengelernt. Sébastien schrieb kleine Texte, die er nie jemandem zeigte. Er ist extrem schüchtern. Ich habe ihm vorgeschlagen, gemeinsam zu arbeiten. Ich zeichne, er macht sich Notizen, wir reden, gehen auseinander und wenn wir uns wieder treffen, setzen wir das, was jeder in der Zwischenzeit geschaffen hat, zusammen.“
Inzwischen haben die beiden schon fünf Bücher gemeinsam veröffentlicht. Während wir in einem Berliner Café sitzen, erzählt Benjamin Lacombe, dass er vor zwei Jahren ein Atelier zwischen dem Boulevard Voltaire und dem Friedhof Père Lachaise eingerichtet hat, nur fünf Minuten entfernt von seiner Wohnung im wenig schicken Pariser Osten. Wenn er morgens in die Werkstatt aufbricht, dann in Begleitung von Virgile und Lisbeth.
„Virgile habe ich als Welpen aufgezogen. Er hat niemals irgendetwas kaputt gemacht und versteht 40 verschiedene Befehle. Er ist wie ein Kater. 28 Kilo schwer, aber sehr anspruchsvoll. Lisbeth dagegen stellt alles auf den Kopf. Das Allerschlimmste ist, dass sie Bücher anfrisst. Da ich keine Regale im Atelier aufgestellt habe, darf ich nichts herumliegen lassen. Sie ist wirklich die Herrin im Haus.“
Was er mit seinen Hunden, den drei Geschwistern und seiner ungarischen Mutter erlebt, mit der er die Liebe zur russischen Sprache teilt – all das, sagt Benjamin Lacombe, inspiriert ihn zu kleinen Buchszenen. Wenn er Filme des Spaniers Pedro Almodóvar und des Dänen Lars van Trier anschaut, tanzen sofort eigene Bilder durch den Kopf. Auch die aufwändig arrangierten, gespenstischen Szenen des Fotografen Gregory Crewdson regen seine Vorstellungskraft an. Und sonst?
„In der Malerei gefallen mir die Alten Meister, die Flamen Jan van Eyck, Pieter Breughel und Hieronymus Bosch, und natürlich die Maler der italienischen Frührenaissance.“
Souverän wechselt der 30-jährige Lacombe in seinen Büchern die Techniken: Er benutzt Tusche, Pastellkreiden, Aquarell- und Ölfarben und entwirft Scherenschnitte, die er über Panoramabilder legt. Nach einer zehnjährigen Pause arbeitet er wieder einmal an einem Comic. Sein Auftraggeber ist das Louvre-Museum.
„Es geht darin um Leonardo da Vinci und die 30 Jahre dauernde Liebesbeziehung zu seinem Assistenten Salaj. Leonardo war ein echter bad boy. Man stellt ihn sich so leicht als weisen Alten mit Bart vor, aber wenn man zum Beispiel bei Giorgio Vasari, einem Zeitgenossen, nachschlägt, dann war Leonardo eher der Brad Pitt der Renaissance. Diese Liebesgeschichte wurde vergessen. Dabei hat sie etwas so Modernes.“
Benjamin Lacombe liebt das Flair in Rom, London und Paris. Auf dem Land würde er „eingehen“. Die Pariser findet er zwar nicht besonders sympathisch, aber wegen der Kunstschätze ist er bereit, alles in Kauf zu nehmen. Und: Ja, eine Weile in New York zu leben, das würde ihn reizen. Da sein Auftragsbuch bis ins Jahr 2016 bereits gefüllt ist, könnte er sich den Traum doch eigentlich erfüllen ... Wünschen Sie’s mir, sagt er zum Abschied.

Illustration aus Lacombes „Elfenbestimmungsbuch“© Benjamin Lacombe