Mystischer Realismus

Gespräch mit Harald Marx, Gemäldegalerie Dresden · 15.06.2005
Die spanische Malerei zählt zu den glanzvollsten Leistungen europäischer Kunst. Erstmals gibt diese Ausstellung einen Überblick über die Gemälde aus den bedeutenden Beständen deutscher Museen und aus Privatbesitz.
Seit dem Beginn der Sammeltätigkeit im 17. Jahrhundert gelangte eine große Anzahl von Schlüsselwerken spanischer Künstler nach Dresden, München, Berlin und in andere wichtige Sammlungen. In rund 60 Gemälden werden in der Schau die wichtigsten Schulen und ihre Vertreter vorgestellt: Vom späten Mittelalter über die Renaissance, den Manierismus und den Barock bis zur Zeit um 1800. Zu sehen sind u.a. Werke von El Greco, Zurbarán, Velázquez, Murillo, Ribera, Meléndez und Goya.

Die Ausstellung umspannt die Höhepunkte der spanischen Kunst vom 15. bis ins 19. Jahrhundert: Am Anfang stehen die Gemälde der spätmittelalterlichen, aragonesischen und katalanischen Meister. Der mystische Realismus der Christus- und Madonnendarstellungen von Luis de Morales leitet zu El Greco über. Dessen einzigartige, die Moderne stimulierende Sonderform des Manierismus blieb bis heute ohne Gleichen.

Die Blütezeit des spanischen Barock mit seinen wichtigsten Zentren Madrid und Sevilla repräsentieren Hauptwerke von Ribera, Velázquez, Zurbarán und Murillo. Das spanische Stillleben ist durch die herb-sinnlichen Bilder von Luis Meléndez vertreten. Den Abschluss bildet Goya mit seinen veristischen Porträts und düsteren Szenen aus dem spanischen Bürgerkrieg.

Die Auswahl ist auf deutsche Sammlungen beschränkt, um so zu zeigen, wie deutsche Sammler auf die spanische Malerei reagiert haben. Ein Großteil stammt aus der Gemäldegalerie in Dresden. Deren Direktor, Harald Marx, sagte in Fazit:

"Schon im 18. Jahrhundert haben die sächsischen Kurfürsten, als sie ihre Bilder sammelten, auch die spanischen Meister berücksichtigt, die den Geschmack der damaligen Zeit trafen."

Neben der technischen Brillanz der Stilllebenbilder und der Intensität der Porträtmalerei zeichnet sich die spanische Malerei vor allem durch eines aus, meint Marx:

"Eine Polarisierung zwischen unglaublichem Realismus und religiöser Vision."

Sie können das Gespräch mit Harald Marx hören, indem Sie den Audiolink in der rechten Spalte anklicken.

Service:

Die Ausstellung Greco, Velázquez, Goya. Spanische Malerei aus deutschen Sammlungen ist bis 21. August 2005 im Bucerius Kunst Forum Hamburg zu sehen.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog hrsg. von Heinz Spielmann und Ortrud Westheider, mit Beiträgen von Teresa Posada Kubissa, Justus Lange, Harald Marx, István Németh, Javier Portús, Deborah L. Roldán, Michael Scholz-Hänsel, Veronika Schröder, Helge Siefert, Matthias Weniger; 256 Seiten, 601 Abbildungen mit einem Verzeichnis aller spanischen Gemälde in deutschen Sammlungen; Prestel Verlag, München, 24,80 €.

Im Anschluss wird die Ausstellung in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Gemäldegalerie Alte Meister, sowie im Szépmüvészeti Múzeum, Budapest, zu sehen sein.