Muttersohn und Mythenjäger

Von Christoph Vormweg · 20.05.2010
In den Siebzigerjahren debattierte die lesende Welt fasziniert über die These vom "Tod des Autors": Nicht der Schriftsteller aus Fleisch und Blut zähle, sondern allein der Text. Jetzt wird ausgerechnet der Erfinder dieser Formel, der Literaturtheoretiker Roland Barthes (1915-1980), der Gegner rein biografischer Deutungen, zum Gegenstand biografischer Neugier.
Seine Leser beugen sich über die intimen Notizen, die jüngst unter dem Titel "Tagebuch der Trauer" erschienen sind. Barthes versucht darin, dem Schmerz über den Tod der geliebten Mutter Herr zu werden. Überhaupt erscheint Barthes heute in neuem Licht: als erwachsener Sohn im Tagebuch, als Essayist in der ersten vollständigen Ausgabe seiner "Mythen des Alltags", als Lehrer in seinen inzwischen veröffentlichten Vorlesungen.


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