Muttern und icke

Von Alexa Hennings · 27.06.2006
Oleg Ilyapour, der Name sagt es, ist ein waschechter Schöneberger mit Berliner Schnauze. Und er, der 60-jährige, ist eine Institution der Berliner Modeszene - auch wenn ihn manch unbeleckter Kunde seines grauen Zausebartes wegen eher für einen Penner aus der Lindenstraße hält als für einen der besten Stoffkenner Deutschlands.
In seinem Laden "Fichú" gibt es, was vor allem Film- und Theaterausstatter in ganz Europa suchen, aber so geballt wie hier nirgendwo finden: Originalstoffe wohl aller Epochen und Modewellen des ausgehenden 19. und des 20. Jahrhunderts - ausgenommen Chemiefasern. Die Retro-Wellen spülen ein paar Kunden ins Haus. Am liebsten sind ihm die Kunden "aus'm Osten", weil die Ossis noch träumen können und sich verzaubern lassen vom Stoffe-Mann.

Die Akazienstraße in Berlin-Schöneberg. Sie ist nur 500 Meter lang und recht schmal. Aber die 500 Meter haben es in sich. Man braucht nämlich gut zwei Stunden, ehe man hier durch ist. Lädchen reiht sich an Lädchen, auch mal ein Laden dazwischen, aber das meiste ist klein und fein und besonders. Sie heißen "Chocolat" oder "Aurum", "Dubbel-Eye" oder "Fichú". Dazwischen Weite-Welt-Zauber mit Mantra, Habibi, Rioja und Wok.

Vor dem "Dubbel-Eye", einem Coffee to go, von dem die Leute aber nicht gehen wollen, sondern auf Kindergartenstühlchen mit ihren Pappbechern auf dem Bürgersteig hocken, duftet frisch gerösteter Kaffee bis auf die Straße. Zwei Schaufenster weiter, im "Chocolat", drehen sich zauberhafte kleine Feen und Elfen über den langsam schmelzenden Auslagen. Und genau dort, zwischen Kaffee und Schokolade, drängt sich noch ein Lädchen, das kleinste in der Akazienstraße.

Oleg Ilyapour: "Hallihallo!"

Das Schaufenster ist gerade so groß, dass man es in die Arme nehmen kann. Und das möchte man am liebsten auch, denn es liegt voller zauberhafter Dinge: Knöpfe, so bunt und schrill und glitzerig, Stoffe in einem Muster, bei denen man die Beatles singen hört, und einige winzig kleine, alte Spielzeuge, ein Männchen, ein Auto, ein Drehdings. In Drehdings-Höhe ist das Schaufenster etwas klebrig. Im Laden sitzt ein Mann auf einem Bänkchen und schaut durch einen Spalt zwischen den Stoffen hinaus auf die Straße.

Oleg Ilyapour: "Dat seh’n Sie och, die machen ihre Münder ran und ihre Finger, dat ist immer verklebt oder irgendwas. Das ist für mich ein Super-Kompliment! Normalerweise verkoof ich nicht diese Kinderspielzeuge. Weil, die können damit spielen, wenn sie kommen. Da habe ich so eine kleine Mickymaus, die drückt man an der Seite, dann macht die lauter Hupdings. Und dann kommen die Kinder und drücken und dann lachen die und wenn ick dat irgendwem verkoofe, ist dat weg und niemand lacht mehr!"

Der Mann, der gerne lacht, heißt Oleg Ilyapour, und sein Stoffladen, der heißt "Fichú". Fichú, das waren einst, im alten Frankreich, die Schultertücher für Frauen, später hießen auch die Einstecktücher für die Herren so. Ein Fichú trägt Oleg Ilyapour heute nicht, das würde nicht zu seinem Anzug passen: Die Jacke hat riesige, runde Kragen bis zur Brust, die Hose einen Schlag und das verrückteste, grün-gelb-rot-pink-blaue Muster, das man sich vorstellen kann. Dazu ein weißer Hut und ein weißes Hemd mit blinkenden Manschettenknöpfen. Oleg Ilyapour lässt sich geruhsam auf der Treppenstufe nieder, die zu seinem Laden führt. Ein Paradiesvogel in Schöneberg.

"Dit is Psychodelic, das ist anlässlich des Films "Sergeant Pepper” entstanden, das war so ein Zeichentrickfilm, und da sind die alle in solchen Farben und Formen rumgelatscht. Ick mein, ick hab diese Stoffe immer nur an Ausländer, an Amis oder Italiener verkauft. Ich glaube einmal, nee, zweimal habe ich das an Leute aus Germany verkauft. Das Seltsame ist: Dit ist denen zu herbe, das ist schon reif für die Klapse."

Was tragen Sie wann-wozu-womit?

Modetips für jede Tageszeit.

13 Uhr, Treffpunkt Mittagessen. Ensemble Flanellkleid und karierter, 7/8 langer Paletot.

Material: Flanell und Mohair-Flausch. Farbe: steingrau/pistolenblau/grün.

Bis zur Taille: Paletot gerade, Kleid hochgeschlossen, Gürtel. Ab Taille: Paletot bis ans Knie, Kleid schmal mit Gehschlitz.

Besonderer Ratschlag: Tragen Sie ein Armband, das am Esstisch nicht in die Suppe hängt.


Oleg Ilyapour: "Ick bin ja nun hier jeborn. Und die Leute kennen mich alle. Und sie machen mir Komplimente und freuen sich. Sie wissen sowieso, dass ich häufig ein bisschen schräg angezogen bin. Och wenn es mehr oder weniger konservativ ist - weiß ich nicht. Aber wenn mir dann so ist, dann trag ich das eben. Ob die Leute nun was erzählen oder nicht, das ist mir ganz egal."

"…du kriegst noch Geld für’n Kaffee von mir…"

Vom Nachbarladen schiebt ein junger Mann sein Fahrrad heran. In seinen Jeans und dem schwarzen T-Shirt sieht er aus wie eine graue Maus gegen den bunten Stoffe-Mann. Oleg mit seinen 60 Jahren, seinen grauen, schulterlangen Haaren und dem langen Rauschebart könnte sein Vater sein. Arno heißt der junge Mann, der sich nebenan seinen Traum vom eigenen Kaffeeladen mit besonders seltenen Sorten verwirklicht hat.

"Das ist mein liebster Nachbar, den ich habe. Ick hab ja den Laden direkt daneben. Na ja, er ist einfach von vorn bis hinten einzigartig. Und er hat mich am Anfang, als noch wenig Leute waren, getröstet und mir immer Mut gemacht. Und seine Auffassung, sein Qualitätsbewusstsein - das ist nicht das richtige Wort. Wie gesagt, mein liebster Nachbar, was ich nicht missen möchte. Und es ist ja hier die ganze Straße so."

Oleg Ilyapour in seinem psychedelischen Anzug sitzt auf seiner Stufe und grinst. In den 20 Jahren, die er jetzt hier ist, hat er einiges kommen und gehen sehen in der Akazienstraße. Das Viertel ist nobler geworden - und kälter, findet er. Viele Gutverdiener zogen her.

"Es gibt viele total nette Leute. Aber es gibt eben och welche, die kiecken mich nicht mal mit der Schuhsohle an" (lacht)

Viele halten den Mann mit dem grauen, langen Bart, der im Winter mit Pelzmantel und Pelzmütze in seinem unbeheizten Laden steht, eher für den Penner aus der Lindenstraße als für einen der besten Stoffekenner Berlins.

18 Uhr. Treffpunkt in der Bar. Ruhiges, ärmelloses Cocktailkleid mit Decolletè und schwingendem Rock. Material: Samt, broschiert, Lamé. Farbe: Nutriabraun und silbrig. Bis zur Taille: lange, enge Corsage mit angeschnittener Schulterpartie. Ab Taille: weit, in ungebügelten Falten gerafft. Besonderer Ratschlag: Unterrock aus Nylontüll oder Taft. Um diese Zeit noch nicht so viel trinken!

Nylontüll. Samt. Taft. Lamé. Wörter aus einer vergangenen Zeit. Wörter, die man fast nicht mehr kennt: Lamé, ein Gewebe mit Metallfäden. Das Glitzern der Epochen - wer es nicht Retro haben möchte, sondern "in echt" - oder, genauso modisch, "authentisch" - der muss ins "Fichú" gehen. Dort, wo 6000 Stoffballen bis unter die Decke gestapelt in einem kleinen, schlauchartigen Laden bei stets geöffneter Tür lagern.

Oleg Ilyapour: "Die Sachen waren ja früher an Tieren dran und an Pflanzen. Und selbst wenn es abgeschnitten ist, verwoben, ist es immer noch präsent. Das heißt also, man muss den Stoffen den Wechsel der Jahreszeiten vorführen. Und wenn das passiert, dann halten die ewig."

Und weil frische Luft also der beste - und zudem kostenlose - Stoffkonservator ist, nutzt Oleg Ilyapour das auch. Genau wie die chemiefreie Mottenbekämpfung: Zweimal im Jahr alle Stoffballen ab- und dann wieder aufwickeln. Denn er hat etwas zu konservieren: Originalstoffe wohl jeder Epoche und Modewelle des 20. Jahrhunderts - bis zum Ende der 60er Jahre. Denn mit dem Aufkommen der Chemiefaser hörte Mutter Ilyapour, die damals noch lebte, mit dem Stoffeinkauf einfach auf.

Oleg Ilyapour: "Im Großen und Ganzen muss ich sagen, kann ick vor mir selber aufrecht gehen, wenn ich den Menschen diese schönen Kostüm- und Kleiderstoffe anbiete. Das ist so ein Angebot - gestern, da hatte ich Kunden - warte mal, wo kamen denn die her? Dat waren Amerikaner, die leben aber in Spanien und machen auch was mit Film. Die sagten: Wissen Sie was, im ganzen iberischen Raum sind wir gereist wegen irgendwas, wir waren in Portugal, in Frankreich. Aber so was wie Ihren Laden! Sie müssen sofort, wir sind nur durch Zufall vorbeigekommen, sofort für meine Kolleginnen die Adresse aufschreiben! Und das macht einen natürlich richtig warm, das ist richtig gut."

Dieser Laden ist ein Wunder - ebenso ein Wunder wie die Geschichte, die Mutter Ilyapour erlebte und die überhaupt der Grund für die wunderbaren Stoffberge ist.

Oleg Ilyapour: "Ich muss Ihnen sagen, dass meine Eltern Iraner waren. Und dass wir für eine gewisse Zeit zu den Verfolgten gehörten, speziell nach 1942. Und dann kann ich mich erinnern, dass mir meine Mutter mal irgendwann erzählt hat - vielleicht so Mitte der 50er Jahre habe ich zum ersten Mal davon gehört, dass die drei Tage nach Kriegsende zu uns nach Hause gekommen sind, die Vertreter der russischen Behörden, mit so ´nem LKW. Und haben zu meiner Mutter gesagt: Steigen Sie bitte ein! Meine Mutter wusste gar nicht, wohin es geht! Da ist sie eingestiegen und mit denen nach Torgau gefahren. Sie sind da ausgestiegen, und es gab riesige Baracken. Und die waren voller Stoffe! Und die Russen haben zu meiner Mutter gesagt: Bitte sehr, Sie können sich nehmen, was Sie wollen, wir fahren Ihnen das alles zurück nach Schöneberg! Und ich habe zu Muttern gesagt: Mama, wie sind die denn da drauf gekommen? Und sie hat gesagt: Weißt du, alle, die gegen die Nazis waren, sind von den russischen Behörden, und von denen, die später an die Regierung kamen, bevorzugt worden. Die Nazis natürlich nicht! So war ditte, so sind wir dazu gekommen."

Trotz der großen Stoffmengen blieben die Ilyapours ihrem kleinen Laden treu. Seit 1928 handelten sie schon in Schöneberg mit Stoffen. In den 50er Jahren, als Oleg noch ein Kind war, zog er immer mit Muttern und ein paar Stoffballen auf Wochenmärkte. "Alles, was ich über Stoffe und Kunden gelernt habe, habe ich dort gelernt", sagt er und grinst in seinen Bart. Seit 1986 steht Oleg selbst im Laden. Wegen ihrer Krankheit hatte Muttern ihm das Zepter übergeben. Und dieser Anfang, das war ein Horror. Eine Insel von alten Stoffen im Modeozean, der längst vom Chemiefaser-Tsunami überschwemmt war.

Oleg Ilyapour: "Als ich hier angefangen habe, da haben die Leute hier in der Umgebung zu mir gesagt - die kannten ja den Laden, und zu meiner Mutter haben sie sich das nicht getraut zu sagen - aber zu mir haben sie es gesagt: Wat, so’n Dreck verkoofst du hier? Schämst du dich gar nicht? Die waren dermaßen verblendet von ihren Jeans und sie haben schon damals Polyester getragen in rauen Mengen. Die haben mich angekiekt, als wenn ich einer von vorgestern wäre, einer, der irgendwie den Anschluss verpasst hat!"

Oleg Ilyapour in seinem Schöneberger Stoffladen wartete einfach. Ließ alle Polyester- und Polyamid-Wellen an seiner Insel vorüberschwappen. Blieb wie ein alter Leuchtturm bei seinen Naturfaser-Stoffballen stehen, auch wenn die Jahre mager waren. Chemiefaser? An diesem Wort hängt für den Stoffemann viel mehr als nur das Thema Bekleidung.

Oleg Ilyapour: "Die Verseuchung von irgendwelchen Gemüsen, die Übersäuerung der Böden, das spielt alles in diese Richtung mit hinein. Aber wir hier, Muttern und icke, haben uns standhaft geweigert, diesen Weg zu gehen. Und so ist auch unser Geschäft: Wir bieten was sehr Haltbares an. Das heißt, das hier ist wirklich aufs Leben ausgerichtet. Jeder Mensch, der mit einem anderen spricht und den lieb hat, der möchte den auch das ganze Leben lieb haben. Und er möchte auch seine Zuneigung für eine lange Zeit. Und hier ist es genauso, das ist für Menschen gemacht, die viel in ihrem Leben bewegt haben - vielleicht wissen sie das gar nicht. Die haben hart geackert und sollen auch jute Ware haben. Dat ist die einzige Geschäftsphilosophie."

(Kunde kommt rein)
Ilyapour: "Monsieur, haben Sie eine Frage?"
Kunde: "Ja, ich suche Ohrringe, die im Fenster standen als Deko, glasgeschnitzte. Können Sie sich erinnern?"
Ilyapour: "Ja, ich weiß, so violette, ganz kleine Blüten? Ick weiß, ein Paar habe ich verkooft, aber ich habe noch ein Paar hier glaube ich. Jugendstil is’ ditte, wissen Sie?"
Kunde: "Ja, ich weiß..."

Der junge Mann, der für seine Freundin die Ohrringe sucht, ist - ein Japaner, der in Berlin studiert. Lange kramen die beiden in Oleg Ilyapours Schatzkisten, die neben Originalschmuck auch 70 Jahre alte Borten, Knöpfe und Schnallen enthalten. Nebenbei wird noch ausführlich die Warenkunde verschiedener Schmuckgesteine erörtert und ein Abstecher zu den Krawattenseidenmustern gemacht. Irgendwann zieht der Student beseelt und samt der blauen Ohrringe von dannen.

Die Stoff- und Knopffabriken, die längst geschlossen sind, längst Geschichte, hier haben sie ihr Museum. Schon deshalb hat es sich gelohnt, durchzuhalten, meint Oleg Ilyapour. Erst wollte er ja Muttern nicht so recht glauben, als sie meinte: Wir kaufen keine neuen Stoffe ein. Da war er Mitte 20 und noch mal 20 Jahre im Voraus zu denken, fiel ihm schwer.

"...Aber Muttern hat jesagt: Wenn wir dit machen, dann hast du die beste Rente deines Lebens! Für mich gibt es keine Geldentwertung, das ist sogar noch eine Steigerung des Werts. Und das merke ich. In der Kriegs- und Vorkriegszeit gab's in allen Ländern so einen Slogan. Der hieß: Wir sind zu arm, um uns Billiges zu leisten. Das heißt, die Leute wussten, wenn's teuer ist, ist es jut, denn die Fabrikanten haben nur jute Sachen gemacht, und wenn die teure Sachen gemacht haben, dann war das Spitze. Und heute? Wenn die Billiges wollen, dann kriegen sie keine Qualität. So Qualitäten und was es alles gab an Stoffarten, das ist völlig vergessen, das wurde ja nicht mal mehr an den Textilfachschulen gelehrt. Dat heißt, da ist einfach viel verloren gegangen."

Oleg Ilyapour kann warten. Irgendwann taucht das Verlorengegangene schon wieder auf.

"Wie wärs mit ´nem Teechen?"

Warten gehört zur Geschäfts- und zur Lebensphilosophie.

"In diesem Gewerbe war es immer so. Man muss viel Geduld haben. Ich bin ja 1985 so richtig gestartet, 1987 waren alle Pölsterchen, alles was ich gespart hatte, weg. Alles, was ich versilbern konnte, hatte ich verkooft. Meine Freunde haben zu mir gesagt: Mach doch endlich Schluss damit! Nee, habe ich gesagt, ick mach damit nicht Schluss! Ick weeß, die Zeit kommt!"

Am liebsten sind Oleg Ilyapour die Kunden "aus'm Osten", wie er sagt. Er schwärmt von den Szenenbildnern der Defa, den Kostümbildnern der Komischen Oper, der Semper-Oper, der Staatsoper, die nach der Wende seinen Laden entdeckten.

"Wau, super! Das waren Leute, die wussten in allen Epochen Bescheid. Die im Westen, die mussten sich, wenn sie einen Filmauftrag hatten, in irgendwelchen Journalen orientieren, wat die Leute gegessen haben, wie sie sich zueinander verhalten haben, wie sie sich gekleidet haben. Die Ossis, die nach der Wende kamen, die wussten aus allen Zeiten, aus allen Kulturen, wie die Leute gelacht haben, wie sie mit den Fingern gesprochen haben oder ohne. Und wir haben hier viel gelacht, wir haben uns viel verzaubern lassen. Und an uns ist, jedem für sich an seiner eigenen Welt, noch eine Welt vorbeigelaufen, indem wir einander so motiviert haben in unseren Gesprächen oder Zeiten rekapituliert haben. Ein Traum, ganz tolle Menschen, wunderschöne Menschen! Und das ist bis heute so. Die Leute aus'm Osten sind längst nicht so versaut wie wir hier. Wir mussten uns nach der Wende gar nicht umstellen, die mussten alles umstellen. Aber die haben noch so eine Ursprünglichkeit an Begeisterung!"

Begeisterung, das ist etwas, das Oleg Ilyapour von seinen Mitmenschen erwartet. Kein laues Vor-sich-hin-Wirtschaften-und-Leben, sondern Begeisterung und Engagement für das, was man tut. Deshalb fühlt er sich auch wohl inmitten seiner neuen, jungen Nachbarn vom Kaffee-, vom Schokoladen- und vom Teeladen.

"Das sind alles Menschen, die an ditte, wat sie machen, och glooben. Die wissen, dass det jut ist. Und das ist toll. Das ist eine schöne Einstellung, die auch in der Begegnung mit den Menschen ein gutes Gefühl hervorbringt."

Ein bisschen ist Oleg Ilyapour der Papa für alle hier. Ein Papa im psychedelischen Anzug. Er und seine Stoffe haben eine Menge gesehen vom vergangenen Jahrhundert - und zu erzählen. Die Stoffmuster als Signale ihrer Zeit, als Brücken, über die die Erinnerung mühelos spazieren geht: Man sieht sein Pepita-Kleiderröckchen wieder, Vaters gestreiftes Hemd, Mutters lila Cocktailkleid, Großmutters Spitzenbluse, Großvaters Krawatte. Und fühlt sich gewappnet für den großen Auftritt.

21 Uhr. Das große Abendkleid. Material: Spitzenmotive mit Duchesse. Farbe: champagner. Bis zur Taille: Corsage mit kleinen Trägern und applizierten Spitzenmotiven. Ab Taille: weiter Duchesserock mit Spitzenmotiven. Besonderer Ratschlag: Immer nur lächeln!