Mutter einer Superheldin auf Droge
Mit ihrem Roman "Die Stadt der Toten" hatte die Amerikanerin Sara Gran vollen Erfolg in Deutschland und bekam dafür den Krimi Preis 2013 verliehen. Schnell legte ihr Verlag mit "Das Ende der Welt" nach und schickte die Autorin im Frühjahr auf eine kleine Lesereise - die sie auch ins Gefängnis führte.
Köln, das neue Polizeipräsidium im Stadtteil Kalk, der Zellentrakt. Drei Pritschen, auf einer bibbert eine überraschend zierliche Frau, die immer wieder zum hoch oben gelegenen Fenster schielt.
"Creepy! This is a creepy room! I´ve been in many police stations in my live. But i´ve never been locked up in one before."
Sara Gran hat immer wieder mal in Polizeipräsidien zu tun, zu Recherchezwecken. Eingesperrt war die 41-Jährige, so behauptet sie zumindest, noch nie. Der Raum ist tatsächlich "creepy" - absolut nüchtern und reduziert. Trotzdem wird’s gleich aber noch unheimlicher werden für Sara Gran, wenn auch ganz anders: Im großen Saal des Präsidiums wird sie ihren Roman "Das Ende der Welt" vorstellen, vor knapp 400 zahlenden Zuschauern. Das macht sie ein bisschen - "nervous".
"There´s no event in the US, that gets 300 people. That´s like a phantasy come to life."
Sara Gran reagiert im Gespräch auffallend gewitzt. Eine Verbalakrobatin, die stets präsent ist, auch am Ende des Tages nach einem nervenden Interviewmarathon. Aber das ist wohl Fassade, eine Fassade, die Sara Gran wahrt, um über ihre Unsicherheit, ihre Selbstzweifel als Schriftstellerin wegzuspielen. Da gibt’s eine klare Verbindung zwischen Autorin und ihrer Ermittlerin, die ganz genau weiß, dass sie nichts weiß, die nach Antworten auf ihre vielen Fragen sucht - und nur deshalb zu "besten Ermittlerin" der Welt werden kann.
"Sie hat viele ungewöhnliche Methoden, Verbrechen aufzuklären und Geheimnisse zu entschlüsseln. Klar, sie ist von den klassischen Detektivfiguren inspiriert. Aber sie ist auch ganz besonders. Besser als jeder andere. Sie löst jeden Fall. Sie ist bereit, alles zu tun, um der Wahrheit auf die Spur zu kommen. Sie gibt niemals auf."
Eine Superheldin also. Zumindest auf der professionellen Ebene. Im Privaten ist Claire de Witt eher fehlbar. Sie laboriert an diversen Traumata herum, ihr Beziehungsleben ist desolat, sie konsumiert Drogen wie andere Erdnussbutter-Sandwiches. Und Sara Gran? Dass Bezüge da sind, ist aber schon klar, das drückt ihr spöttisches Grinsen unmissverständlich aus. Die 41-Jährige schweigt beredt - und witzelt stattdessen lieber darüber, dass alle Welt sich so für den Drogenkonsum ihrer Heldin interessiert. Was natürlich so einer Lesung im Polizeipräsidium eine ironische Note verleihe ...
"Na ja, mit den Drogen, das ist so eine Sache. Sie können so oder so wirken. Für den einen sind sie Medizin, für den anderen ein Riesenproblem. Mir kommt es aber so vor, als sei das hier ein viel größeres Thema als in den Vereinigten Staaten. Hier spricht mich jeder darauf an, merkwürdig."
Als Jugendliche lebte Sara Gran in Brooklyn - damals, als New York noch nicht die langweiligste Stadt der Welt war, wie sie sagt, sondern wild und gefährlich, im Positiven wie im Negativen. Eine Zeit, die sie geprägt hat. Aber sowieso wolle sie die Sache mit den Drogen nun auch nicht überbewerten, schließlich habe Claire de Witt auch noch andere Eigenschaften. Wobei eine für einen Superermittler untypische herausragend ist: Dieser Detektivin mangelt es fast komplett an Aktivität.
"Sie tendiert dazu, die Dinge eher auf sich zukommen zu lassen, als rauszugehen und ´richtig` zu ermitteln. Sie ermittelt nur teilweise wie ein klassischer Detektiv. Und sie lässt gerne andere für sich arbeiten."
Genau genommen geht es Claire de Witt nicht darum, geradlinig nach Wahrheit zu dringen, sondern Erkenntnis zu gewinnen, indem man sich für gedankliche Wege zum Erkenntnisgewinn öffnet. Und da ist man wieder sehr unmittelbar bei Sara Gran. Postmoderne französische Philosophen haben in ihren Geschichten ebenso Raum wie Heiler und Gurus mit esoterischem Touch: Das Dasein ist ein Umherirren in einem dichten Wald aus Zeichen.
Das alles ist nicht gerade typisch amerikanische Kriminalliteratur und auf jeden Fall hoch avantgardistisch. Schon erstaunlich, dass oben im Saal des Präsidiums gleich 400 eher dem Mainstream zugeneigte Zuhörer begeistert applaudieren werden. Aber das - ist eine andere Geschichte.
"Creepy! This is a creepy room! I´ve been in many police stations in my live. But i´ve never been locked up in one before."
Sara Gran hat immer wieder mal in Polizeipräsidien zu tun, zu Recherchezwecken. Eingesperrt war die 41-Jährige, so behauptet sie zumindest, noch nie. Der Raum ist tatsächlich "creepy" - absolut nüchtern und reduziert. Trotzdem wird’s gleich aber noch unheimlicher werden für Sara Gran, wenn auch ganz anders: Im großen Saal des Präsidiums wird sie ihren Roman "Das Ende der Welt" vorstellen, vor knapp 400 zahlenden Zuschauern. Das macht sie ein bisschen - "nervous".
"There´s no event in the US, that gets 300 people. That´s like a phantasy come to life."
Sara Gran reagiert im Gespräch auffallend gewitzt. Eine Verbalakrobatin, die stets präsent ist, auch am Ende des Tages nach einem nervenden Interviewmarathon. Aber das ist wohl Fassade, eine Fassade, die Sara Gran wahrt, um über ihre Unsicherheit, ihre Selbstzweifel als Schriftstellerin wegzuspielen. Da gibt’s eine klare Verbindung zwischen Autorin und ihrer Ermittlerin, die ganz genau weiß, dass sie nichts weiß, die nach Antworten auf ihre vielen Fragen sucht - und nur deshalb zu "besten Ermittlerin" der Welt werden kann.
"Sie hat viele ungewöhnliche Methoden, Verbrechen aufzuklären und Geheimnisse zu entschlüsseln. Klar, sie ist von den klassischen Detektivfiguren inspiriert. Aber sie ist auch ganz besonders. Besser als jeder andere. Sie löst jeden Fall. Sie ist bereit, alles zu tun, um der Wahrheit auf die Spur zu kommen. Sie gibt niemals auf."
Eine Superheldin also. Zumindest auf der professionellen Ebene. Im Privaten ist Claire de Witt eher fehlbar. Sie laboriert an diversen Traumata herum, ihr Beziehungsleben ist desolat, sie konsumiert Drogen wie andere Erdnussbutter-Sandwiches. Und Sara Gran? Dass Bezüge da sind, ist aber schon klar, das drückt ihr spöttisches Grinsen unmissverständlich aus. Die 41-Jährige schweigt beredt - und witzelt stattdessen lieber darüber, dass alle Welt sich so für den Drogenkonsum ihrer Heldin interessiert. Was natürlich so einer Lesung im Polizeipräsidium eine ironische Note verleihe ...
"Na ja, mit den Drogen, das ist so eine Sache. Sie können so oder so wirken. Für den einen sind sie Medizin, für den anderen ein Riesenproblem. Mir kommt es aber so vor, als sei das hier ein viel größeres Thema als in den Vereinigten Staaten. Hier spricht mich jeder darauf an, merkwürdig."
Als Jugendliche lebte Sara Gran in Brooklyn - damals, als New York noch nicht die langweiligste Stadt der Welt war, wie sie sagt, sondern wild und gefährlich, im Positiven wie im Negativen. Eine Zeit, die sie geprägt hat. Aber sowieso wolle sie die Sache mit den Drogen nun auch nicht überbewerten, schließlich habe Claire de Witt auch noch andere Eigenschaften. Wobei eine für einen Superermittler untypische herausragend ist: Dieser Detektivin mangelt es fast komplett an Aktivität.
"Sie tendiert dazu, die Dinge eher auf sich zukommen zu lassen, als rauszugehen und ´richtig` zu ermitteln. Sie ermittelt nur teilweise wie ein klassischer Detektiv. Und sie lässt gerne andere für sich arbeiten."
Genau genommen geht es Claire de Witt nicht darum, geradlinig nach Wahrheit zu dringen, sondern Erkenntnis zu gewinnen, indem man sich für gedankliche Wege zum Erkenntnisgewinn öffnet. Und da ist man wieder sehr unmittelbar bei Sara Gran. Postmoderne französische Philosophen haben in ihren Geschichten ebenso Raum wie Heiler und Gurus mit esoterischem Touch: Das Dasein ist ein Umherirren in einem dichten Wald aus Zeichen.
Das alles ist nicht gerade typisch amerikanische Kriminalliteratur und auf jeden Fall hoch avantgardistisch. Schon erstaunlich, dass oben im Saal des Präsidiums gleich 400 eher dem Mainstream zugeneigte Zuhörer begeistert applaudieren werden. Aber das - ist eine andere Geschichte.