Mut zum Schweigen

08.04.2014
Nicht umsonst hat sich Salvatore Sciarrino vor etlichen Jahren in die beschauliche Dörflichkeit Umbriens zurückgezogen, wo ihn so unendlich viel von dem umgibt, was ihn an der Musik am meisten interessiert: Stimmungen des Lichts, fließende, kaum merkliche Farbverläufe, vor allem aber ein wundersames Kontinuum aus Klang und Stille.
In der Tat ist die Stille der vielleicht wichtigste Bezugspunkt seiner Partituren. Von ihr geht alles aus, in ihr hat alles sein Ziel. Wobei Salvatore Sciarrino nicht letztgültig erklären kann, erklären mag, ob die Abwesenheit von Tönen für ihn gleichbedeutend ist mit dem Nichts oder vielmehr das Total allen Klanges meint – so wie weißes Licht aus der Summe aller Spektralfarben entsteht.Der überraschend introvertierte Sizilianer aus Palermo, einer der gefragtesten Komponisten der Gegenwart, Philosoph und Mystiker zugleich, besitzt wie wenige seiner Kollegen den Mut zum Schweigen. Das wiederum macht seine Werke, die sich allen Strömungen der Avantgardemusik beharrlich verweigern, paradoxerweise zu höchst vielsagenden, wiewohl im besten Sinne vagen Gedankenspielen, deren Regeln der Fantasie des Hörers mit Absicht keine Grenzen setzen. Und damit zu weiten Assoziationsräumen, in denen, wie er es nennt, das riesige Gedächtnismagazin der Kulturgeschichte fortwährend mitzuschwingen scheint.Im Gemeinschaftsauftrag des RIAS Kammerchores und des Münchener Kammerorchesters, einer denkbar fruchtbaren Kooperation, der zuletzt die Entstehung des bewegenden Requiems von Tigran Mansurian zu verdanken war, hat Salvatore Sciarrino nun eine neue Komposition für Chor und Streichorchester geschrieben.

Live aus dem Kammermusiksaal der Philharmonie Berlin

Franz Schubert
Gesang der Geister über den Wassern D 714

Salvatore Sciarrino
"L'imprecisa macchina del tempo (intorno al XIX sec.)" für Chor und Kammerorchester
Uraufführung

ca. 20:50 Uhr Konzertpause mit Nachrichten
Chordirigieren in Deutschland
Ruth Jarre im Gespräch mit Michael Alber, Dirigent und Professor für Chorleitung,
und Bernhard Heß, Direktor des RIAS Kammerchores

Franz Schubert
Messe Nr. 6 Es-Dur D 950 für Soli, Chor und Orchester

Susanne Bernhard, Sopran
Sophie Harmsen, Mezzosopran
Christoph Prégardien, Tenor
Julian Prégardien, Tenor
Thomas Tatzl, Bassbariton
Münchener Kammerorchester
Leitung: Alexander Liebreich