"Muss es sein? Es muss sein! Es muss sein!"

Gast: Frank Schneider, Moderation: Michael Dasche · 25.08.2013
"Muss es sein?" – Diese Frage wie auch deren zweifache Beantwortung "Es muss sein!", subsumiert unter dem Titel "Der schwer gefasste Entschluss", stellte Beethoven als verbales
Motto dem Finalsatz seines Streichquartetts op. 135 voran. Zugleich hat er dafür so eindringliche musikalische Motive gefunden, dass wir auch ohne Worte die Frage und die Antwort vernehmen.

Im Frage-Antwort-Spiel des Schluss-Satzes finden strukturelle Konstellationen ihre Zuspitzung, die sich durch das gesamte Werk ziehen. Zu diesem Befund kommt der Musikwissenschaftler Frank
Schneider bei der vergleichenden Betrachtung von Interpretationen des Werks. Der dramaturgische Sinn lasse sich erschließen, wenn man von der eindeutigen Gestik des Finales her den Kopfsatz als sein Gegengewicht begreift, in dem Beethoven die für die Dynamik der Sonatensätze seit je grundlegende Idee der "Zwei Prinzipe" als Spiel zwischen gewichtig fragenden und jovial antwortenden Motiv-Zellen in einer nicht-dramatischen Version, in gleichsam unangestrengtem
Diskurs vorbereitend und vorausdeutend ausgestaltet. Beethovens Rückgriffe auf Konventionen sind gerade in den Ecksätzen, im Grunde aber auch in den von jeweils besonderen Affekten beherrschten Mittelsätzen, Kunstgriffe der Tarnung, um abermals Neues und Eigenes zu formulieren. Denn es steht fest, dass weder Mozart noch Haydn dieses Quartett hätten komponieren können. Es gehört voll und ganz zum Spätstil Beethovens.