Musikwissenschaftlerin Eva Rieger

Als "überzeugte Feministin" für den Knabenchor

06:36 Minuten
Eine Ausschnitt von singenden Jungen eines Knabenchors, alle sind festlich gekleidet und halten Noten in ihrern Händen.
Im Dresdner Knabenchor dürfen Mädchen nicht mitsingen. Doch in Berlin könnte sich die Situation bald ändern. © imago / epd Picture / Matthias Schumann
Moderation: Ute Welty · 16.08.2019
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Muss ein Knabenchor ein Mädchen aufnehmen? Diese Frage hat das Berliner Verwaltungsgericht zu entscheiden. Der ganz besondere, engelhafte Klang der reinen Jungenchöre könnte auf dem Spiel stehen, meint die Musikwissenschaftlerin Eva Rieger.
Vor dem Berliner Verwaltungsgericht klagt ein neunjähriges Mädchen: Die junge Sängerin möchte erreichen, dass der Berliner Staats- und Domchor sie aufnehmen muss. Der Berliner Staats- und Domchor wurde im Jahre 1465 unter dem Kurfürsten Friedrich II. von Brandenburg gegründet. Heute hat die Universität der Künste die künstlerische Aufsicht über den Chor, der nach wie vor ein reiner Knabenchor ist.

Der Knabenchor habe etwas "Engelhaftes"

In unserem Programm betont die Musikwissenschaftlerin Eva Rieger die Besonderheit des Klangs eines Knabenchores, in dem Jungen bis etwa zwölf Jahren singen.
Der Knabenchor habe etwas "Engelhaftes", "etwas, das nicht von dieser Welt ist", so Rieger. "Ich bin entzückt davon, es spricht mich an, es rührt mich." Mit den Aufnahme eines Mädchens in einem solchen Chor stünde dieser Klang tatsächlich auf dem Spiel, meint die Musikwissenschaftlerin.
Portrait der Musikwissenschaftlerin Eva Rieger.
Die Musikwissenschaftlerin Eva Rieger© picture alliance / ZB / Robert Michael
Als "überzeugte Feministin" prangert Rieger aber zugleich ein großes Ungleichgewicht bei der Subventionierung von Mädchen- und Jungenchören hin. Die Knabenchöre seien deutlich besser ausgestattet:
"Da werden Lehrer angestellt, die Einzelunterricht geben, die immer wieder proben. Die Knabenchöre gehen ins Ausland, die haben große Erfahrungen. Und die Jungen werden natürlich, wenn sie sich später für ein Musikstudium entscheiden, das mit Sicherheit in ihre Lebensläufe reinschreiben."

Kämpfen, dass Geld auch Mädchen zugute kommt

Die Klägerin und deren Mutter sollten also dafür kämpfen, dass diese staatliche Förderung auch den Mädchenchören zugute komme, meint Rieger.
Möglich sei auch, dass neben reinen Jungen- und Mädchenchören gemischte Chöre eingerichtet würden. Wichtig ist der Wissenschaftlerin aber, das das eigens für Knabenchor komponierte musikhistorische Repertoire auch entsprechend aufgeführt werden kann. "Es wäre auch musikwissenschaftlich sehr bedauerlich, wenn diese Chöre aufgelöst würden", sagt sie.
(huc)
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