Musikwettbewerb Reine Elisabeth Brüssel

Richtig und zugleich überraschend

Der Pianist Lukáš Vondráček und die Brüsseler Philharmoniker unter Leitung von Stéphane Denève beim Concours Reine Elisabeth 2016
Der Pianist Lukáš Vondráček, die Brüsseler Philharmoniker und Stéphane Denève © privat
10.07.2016
Geniales Klavierspiel müsse „richtig und überraschend“ zugleich wirken, so hat es der legendäre Pianist Edwin Fischer einmal gesagt. Aus der ganzen Welt kamen im vergangenen Mai junge Pianisten nach Brüssel, um der hochkarätigen und äußerst kritischen Jury des „Concours Reine Elisabeth“ vorzuspielen. Im Abschlusskonzert am 9. Juni stellten sich die drei ersten Preisträger im Palais des Beaux-Arts in Brüssel vor.
Bereits um das Jahr 1900 herum wünschte sich der belgische Geiger Eugène Ysaÿe, es gäbe einen großen internationalen Wettbewerb für junge Virtuosen, vor allem aus Unzufriedenheit mit den bestehenden Wettbewerben, die entweder nur den Werken eines einzigen Komponisten gewidmet waren oder zu selten stattfanden. Jedoch erst sechs Jahre nach dem Tod Ysaÿes kam es 1937 zur Gründung eines solchen Unternehmens durch die belgische Königin Elisabeth, die eine passionierte Hobby-Geigerin war. Mithilfe einer Stiftung setzte sie um, was Ysaÿe erdacht hatte: Einen mehrstufigen Wettbewerb für junge Musiker im Alter zwischen 18 und 29 Jahren, mit strengem Regelwerk und einem extrem breit angelegten Repertoire durch alle Genres, das auch ein unveröffentlichtes zeitgenössisches Werk einschloss, das die Kandidaten während des Wettbewerbs ohne Hilfe einstudieren müssen.
Zu den prominenten Preisträgern der ersten Jahre gehörten 1937 der Geiger David Oistrach und 1938 der Pianist Emil Gilels. Nach einer Unterbrechung während der Jahre des zweiten Weltkriegs startete der Wettbewerb im Jahr 1951 neu und gilt seitdem wieder als der wohl härteste Musikwettbewerb der Welt. Im Wechsel wird er für die Kategorien Violine, Klavier und Gesang ausgetragen. 2016 war wieder ein Klavierjahr, und so kamen im Mai 76 junge Pianisten aus aller Welt nach Brüssel, um sich der 12-köpfigen Jury vorzustellen. Zwei US-Amerikaner und ein Tscheche haben die Kommission über mehrere Runden hinweg überzeugt und die ersten drei Preise errungen. Und immerhin vier der insgesamt zwölf Preisträger wurden an den Musikhochschulen in Hannover, Weimar und Berlin ausgebildet.
http://www.cmireb.be/
Alexander Beyer (3. Preis), geboren 1994, wuchs als Kind einer musikbegeisterten Familie mit deutschen Wurzeln in den USA auf. Er studiert im zweiten Jahr am "New England Conservatory" in Boston bei Wha Kyung Byun und Russel Sherman. Parallel absolviert er ein Studium der Mathematik an der Harvard Universität. Alexander Beyer war bereits bei einigen nationalen und internationalen Klavierwettbewerben sehr erfolgreich, darunter beim "National Chopin Competition" in den USA (2015) und beim "Dublin International Piano Competition" 2015 (3. Preis). Er konzertierte bisher vorwiegend in den USA (Cambridge, New York, Miami) aber auch in Irland, Luxemburg, Deutschland und den Niederlanden.
www.alexbeyerpianist.com/
Henry Kramer (2. Preis), Jahrgang 1987, ist Absolvent der Juilliard School New York (Master 2011). Seitdem setzt er seine Ausbildung in der Klasse von Boris Berman an der "Yale School of Music" in New Haven fort. Henry Kramer entdeckte die Existenz der klassischen Musik erst im Alter von 11 Jahren durch Zufall. Umso zielgerichteter widmete er sich seither dem Klavierspiel. Er ist Preisträger mehrerer großer internationaler Klavierwettbewerbe, darunter des "Concours International de Montréal" (2011), des "Shanghai International Competition" und des "Honens International Piano Competition" (2015). Er trat bisher in den USA auf (Alice Tully Hall New York, Cleveland Museum of Art), in der Schweiz (Verbier Festival Academy) und in den Niederlanden (Concertgebouw Amsterdam). Als Kammermusiker war er u.a. beim Ravinia Festival und in Verbier zu erleben.
http://www.henrykramerpiano.com/
Lukáš Vondráček (1. Preis), wurde 1986 in Opava in der Tschechischen Republik geboren. Sein musikalisches Talent wurde von seinen Eltern, die beide Klavierlehrer sind, schon in frühester Kindheit entdeckt und gefördert. Sein erstes öffentliches Konzert gab er im Alter von vier Jahren. Lukáš Vondráček studierte an der Musikakademie im polnischen Katowice und der Hochschule für Musik in Wien. Er setzte seine Studien am New England Conservatory in Boston bei Hung-Kuan Chen fort, wo er 2012 mit Bravour abschloss. Zu Vondráčeks langjährigen Förderern gehört der Dirigent Vladimir Ashkenasy. Auf den internationalen Podien arbeitete Vondráček auch mit Paavo Järvi, Gianandrea Noseda, Marin Alsop, Zdenek Macal, Pietari Inkinen, Vassily Petrenko, Christoph Poppen und Anu Tali zusammen. Zahlreiche Klavierabende führten Lukáš Vondráček in die Wigmore Hall London, Carnegie Hall New York, Tonhalle Zürich, das Konzerthaus Wien, das Concertgebouw Amsterdam, zur Casa da Música in Porto, zum Palais des Beaux Arts in Brüssel, in die Pariser Cité de la Musique, zur Washington Performing Arts Society, Boston Celebrity Series, zum Teatro Municipal de Santiago de Chile, ins Rudolfinum in Prag sowie zum Festival La Roque d’Anthéron und Gilmore Festival. Er arbeitet regelmäßig mit Orchestern wie dem Philharmonia Orchestra, London Philharmonic Orchestra, den St. Petersburger Philharmonikern, den Wiener Symphonikern, dem Tonhalle-Orchester Zürich, dem NDR Sinfonieorchester Hamburg, dem NHK Symphony und dem Gulbenkian Orchester zusammen.
www.lukasvondracek.com/
Concours Reine Elisabeth 2016
Palais des Beaux-Arts, Brüssel
Aufzeichnung vom 9. Juni 2016
Abschlusskonzert mit den Gewinnern der ersten drei Preise der Kategorie Klavier
Sergej Rachmaninow
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 3 d-Moll op. 30
Alexander Beyer, Klavier
Maurice Ravel
Konzert für Klavier und Orchester G-Dur
Henry Kramer, Klavier
ca. 20.55 Uhr Konzertpause
Christine Anderson im Gespräch mit Preisträgern und Jurymitgliedern
Ludwig van Beethoven
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 3 c-Moll op. 37
Lukáš Vondráček, Klavier
Brussels Philharmonic
Leitung: Stéphane Denève