Musikmagazine in der Krise

Retro als Rettungsanker

05:18 Minuten
Ausgaben des Classic Rock Magazins mit der Band Led Zeppelin auf dem Cover.
Led Zeppelin auf dem Cover: Magazine feiern lieber alte Helden, statt neue Musik zu empfehlen. © imago/Marius Schwarz
Linus Volkmann im Gespräch mit Andreas Müller · 04.12.2019
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Der Musikjournalismus in Deutschland ist noch nicht tot – er riecht nur etwas komisch. Um zu überleben, setzten Musikzeitschriften verstärkt auf alte Helden. Was sie letztendlich auch nicht retten wird, sagt Linus Volkmann.
Noch gibt es sie, die Musikmagazine in deutscher Sprache: Rolling Stone, Musikexpress, Metalhammer oder auch Jazzthing.
Was aber auffällt: Auf den Titelblättern finden sich hauptsächlich alte Männer wie David Bowie, The Who oder Bob Dylan. "So funktioniert mittlerweile Musikjournalismus", sagt Linus Volkmann, selbst Musikjournalist. Das habe vor allem mit der Zielgruppe zu tun.

Traditionelle Themen sorgen fürs Überleben

"Die Zielgruppe ist älter geworden und es ist keine neue nachgewachsen. So müssen eben die alten Themen wieder bedient werden, weil es nicht mehr darum geht, neue Musik zu entdecken, sondern sich an die eigene, alte Musik zu erinnern."
Auf kurz oder lang würden die gedruckten Musikzeitschriften aussterben, glaubt Linus Volkmann. Je traditioneller die Themen angelegt seien, desto langlebiger seien aber die Magazine. Junge Themen ließen sich jedoch nicht mehr auf Papier verkaufen. "Für nachwachsende Generationen ist das Papier nicht mehr das Medium, mit dem sie sich informieren."
Sicherlich könne man als Medienhaus junge Menschen für seine Inhalte begeistern – wenn man sie online verfügbar mache. "Aber es wird keine Möglichkeit geben, etwa die Bravo so zu gestalten, dass die wieder so viele Leser hat wie 1998", sagt Linus Volkmann.

90 Prozent an Auflage verloren

Die Bravo sei als Wochenmagazin eines der wenigen richtigen Popmagazine in Deutschland gewesen. "Heute berichtet sie nur noch über Youtube-Stars. Da ist dann die Vorstellung: Die Leute interessieren sich für das Internet, dann bringen wir das Internet mal auf Papier."
So ein Ansatz könne nicht funktionieren – was sich auch an den verkauften Exemplaren ablesen lasse: In den letzten 20 Jahren habe die Bravo 90 Prozent ihrer Auflage eingebüßt.
(rod)
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