Musiklexikon versus Internet-Community

Von Tarik Ahmia |
Die Wege, mehr über seine Lieblingsmusiker zu erfahren, sind vielfältig. Elektronische Medien sind heute zweifellos die erste Wahl, denn mit Ihrer Hilfe lassen sich Informationen über Musik und ihre Macher aus Millionen Daten herausfiltern.
Zwei unterschiedliche elektronische Medien konkurrieren noch um die Gunst der Nutzer: auf der einen Seite DVD-Kataloge, die sich an klassischen Nachschlagewerken orientieren, wie etwa das "ROCK & POP LEXIKON 2008" von United Soft Media. Auf der anderen Seite reine Online-Angebote wie die Internet-Plattform last.fm.

Das "ROCK & POP LEXIKON 2008" vereinigt zwei Kataloge: zum einen eine Datenbank mit allen in Deutschland lieferbaren Rock- und Pop-CDs und über 100.000 kurzen Hörproben. Zum anderen ein Verzeichnis mit Musiker- und Band-Biographien, das auf dem bewährten Pop-Lexikon aus dem Rowohlt Verlag aufbaut.

Für jeden gesuchten Titel zeigt das "Rock & Pop Lexikon" blitzschnell alle Tonträger an, die den Song enthalten. Ein Beispiel: für den Song "Satisfaction" von den Rolling Stones listet die DVD rund 300 Aufnahmen auf, die zurzeit erhältlich sind. Ähnlich funktioniert die Suche nach Künstlernamen. Für alle Musiker und Bands werden die derzeit verfügbaren Alben mit dem Jahr ihrer letzten Veröffentlichung aufgelistet.

Von jedem Album gibt es einige 30-Sekunden Audioschnipsel zu hören, außerdem wird das Coverfoto und eine vollständige Track-Auflistung der CD angezeigt. Bei den Hörproben hakt es allerdings, denn hin und wieder sind die Audios falsch verlinkt, so dass ganz andere oder schlicht gar keine Songs ertönen.

Als besonderes Feature der DVD kann man in Biographien von rund 1200 Bands und Musikern suchen. Diese Auswahl wirkt allerdings recht willkürlich und selten aktuell. Viele Biographien befinden sich inhaltlich auf dem Stand des Jahres 2005 - was für die schnelllebige Pop-Branche nicht angemessen ist

Bei erfolgreichen Newcomern aus den letzten Jahren wie der Band Maximo Park muss das Biographien-Verzeichnis schnell passen: Fehlanzeige auch bei Stars wie James Blunt, Amy Winehouse oder Alicia Keys. Aber es geht auch anders:

"Last.fm" ist nach Angaben seiner Betreiber mit mehr als 20 Millionen Nutzern die weltweit größte Online-Gemeinde von Musikfans. Jeder kann auf last.fm seine Lieblingsmusik nahezu in CD-Qualität und in voller Länge hören - das ganze ist kostenlos und legal. Über alle Künstler sind zudem Musikvideos und ausführliche Informationen verfügbar, die jeder Anwender online ergänzen und korrigieren kann.

Man gibt bei "last.fm" den Namen der Lieblingsband ein, und schon startet ein Internet-Radioprogramm mit dieser und musikalisch verwandten Bands. 1 Million Songs sollen vorrätig sein. Wenn ein Song mal nicht gefällt, kann man ihn wegklicken. Über die Zeit merkt sich last.fm so die individuellen Vorlieben - ein Nutzer-Profil entsteht. Auf dieser Basis empfiehlt last.fm passende Songs und Bands, sowie Tipps von anderen Nutzern mit einem ähnlichen Musikgeschmack.

Last.fm ist ein Teil des "Web 2.0", in dessen Mittelpunkt das soziale Netzwerk seiner Nutzer steht. So ist last.fm gleichzeitig aktuelles Lexikon, Internet-Radio und ein Werkzeug, um neue Musik zu entdecken. Zudem ist es unabhängig von der musikalischen Zensur durch die Plattenindustrie, denn Musiker können ihre Songs direkt bei last.fm hochladen.

Fazit:
Populäres Wissen verlagert sich immer stärker ins Internet. Der renommierte Verlag hat daraus Konsequenzen gezogen, denn alle Artikel der 30 bändigen Brockhaus Enzyklopädie sind demnächst kostenlos im Internet zu lesen.

Schon zuvor haben etwa der Spiegel-Verlag und die Wochenzeitung ZEIT alle gedruckten Ausgaben zur kostenlosen Nutzung ins Internet gestellt. Die Tage der Nachschlagewerke auf Silberscheiben scheinen endgültig gezählt zu sein. Die Zukunft der Information ist online.