Musikfestspiele Potsdam Sanssouci

2010 werden die Musikfestspiele Potsdam Sanssouci mit Oper und Konzert an einem Tag eröffnet. Während das Publikum in der Friedenskirche auf eine barocke Weltreise entführt wird, bedient die Opernpremiere im Schlosstheater des Neuen Palais die Sehnsucht nach der Ferne gleich doppelt.
In historischer Aufführungspraxis erleben die Zuschauer mit Christoph Willibald Glucks erfrischender Opernserenade einen Dreisprung: Ein europäischer Komponist fantasiert sich drei Chinesinnen, die aus Neugier dem europäischen Theater auf den Zahn fühlen möchten, Kulturkritik durch die chinesische Brille sozusagen. Doch in Potsdam geht es noch weiter: Erstmalig wird 2010 Glucks Original mit Elementen des chinesischen traditionellen Musiktheaters des 18. Jahrhunderts vereinigt.

Entstanden ist die Serenade 1754 für einen Besuch des Kaiserpaars Maria Theresia und Franz I. im niederösterreichischen Schlosshof. In Metastasios Libretto dringt Silango, ein junger Mann, in ein chinesisches Frauengemach ein, wo gerade noch gepflegte Fadesse herrschte. Da er sich vor Einbruch der Nacht nicht ungesehen davonmachen kann, beschließen er und die drei Frauen, sich europäisches Theater vorzuspielen, denn Silango ist gerade von einer Studienreise zurückgekommen. Die drei ausprobierten Spielarten der Tragödie, Pastorale und Komödie werden zu einem hintersinnigen Wettstreit der drei Frauen um Silangos Aufmerksamkeit.

In der Potsdamer Neuinszenierung trifft die hochartifizielle Chinoiserie Glucks auf echte Chinesen und echte Verständnisschwierigkeiten, in den Elfenbeinturm ästhetischer Gespräche bricht die Realität ein. Als motivische Vorlage dient der Einfall der Mongolen in China von 960-1270, der hier quasi zeitgleich zum Zimmertheater im Hintergrund voranschreitet. Die Invasion der höfischen Gesellschaft der Serenadensänger wird mit den überwältigenden szenischen und akrobatischen Mitteln der Pekingoper dargestellt, das Ende ist genauso überraschend wie befreiend.
www.musikfestspiele-potsdam.de

Musikfestspiele Potsdam Sanssouci
Live aus dem Schlosstheater


Christoph Willibald Gluck
"Le Cinesi"
Opernserenade mit Intermezzi im Stil
der Pekingoper des 18. Jahrhunderts
Bearbeitung: Kui Sheng, Karsten Gundermann


Sivene - Barbara Emilia Schedel
Lisinga - Kremena Dilcheva
Tangia - Milena Storti
Silango - Krystian Adam
Ensembles "L'Arte del mondo" und
China National Opera Company
Leitung: Werner Erhardt


nach Ende der Oper ca. 21:45 Uhr Nachrichten

Libretto der Gluck-Oper "Le Cinesi" als PDF-Dokument in Chinesisch, Italienisch und Deutsch.