Musikfestspiele Potsdam Sanssouci

Mit zwei Premieren im Schlosstheater des Neuen Palais von Sanssouci rücken die Musikfestspiele Potsdam Sanssouci den Opernkomponisten Haydn bewusst an exponierte Stelle: Mit der Marionettenoper "Philemon und Baucis" und der Opera buffa "L’infedeltà delusa" werden genau jene zwei Werke gegenübergestellt, die Joseph Haydn 1773 auswählte, um während des Besuchs der Kaiserin Maria Theresia auf Eszterháza im Namen seines Fürsten musikalisch aufzutrumpfen.
Während Haydn in seiner Instrumentalmusik unbestritten Bahnbrechendes schuf, fallen seine 24 Opern genau zwischen Glucks Opernreform und Mozarts Meisterwerke - und damit häufig unter den Tisch. Ganz schön ungerecht, denn Haydn war nicht nur ein vorzüglicher Kenner des italienischen Repertoires seiner Zeit, sondern auch ein pointierter Charakterzeichner in Musik. Doch eigentlich war Haydn als Kapellmeister der Fürsten Esterházy ein höfischer Angestellter in der Provinz und als Intendant für gleich zwei Opernhäuser zuständig. Mehr als 1.038 Aufführungen leitete Haydn auf Eszterháza, davon 60 Uraufführungen.

Die Marionettenoper war nicht nur ein kostspieliger Zeitvertreib des Fürsten, auf dem Areal von Schloss Eszterháza wurde ihr ein eigenes Musiktheater erbaut. Die Oper "Philemon und Baucis", mit ihrer aufwändigen Mehrfachbesetzung mit Sängern, Sprechern, Puppenspielern und großem Orchester, erzählt eine Geschichte aus der römischen Sagenwelt.

Das Libretto, das auf der Episode aus Ovids »Metamorphosen« basiert, beginnt mit einem Prolog auf dem Olymp, dem »Götterrath«. Die Götter sehen die Vernichtung der verkommenen Menschheit als beschlossene Sache an. Doch machen sich Jupiter und Merkur ein letztes Mal als Pilger verkleidet auf den Weg zur Erde, um zu sehen, ob sich nicht doch noch ein Grund zur Gnade finden lässt. In Phrygien begegnen sie dem alten Paar Philemon und Baucis, das soeben einem gewaltigen Gewittersturm (bei Haydn eine leidenschaftliche Ouvertüre in schicksalsschwangerem d-Moll) entgangen ist. Die inkognito reisenden Götter bitten um Unterkunft und zeigen sich beeindruckt von der Gastfreundschaft und Freundlichkeit der beiden Alten. Diese sind arm und vor kurzem erst von einem schweren Schicksalsschlag heimgesucht worden: Ihr einziger Sohn und dessen Braut sind bei einem Sturm ums Leben gekommen. Jupiter ahnt eine Möglichkeit, den beiden Menschen eine Belohnung jenseits ihrer Vorstellungskraft zuteil werden zu lassen, wenn ihr Anstand und ihr Edelmut der Prüfung standhalten...
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Musikfestspiele Potsdam Sanssouci
Schlosstheater Neues Palais
Aufzeichnung vom 13.6.2009

Joseph Haydn
"Philemon und Baucis"
Marionettenoper, 1773, mit einem Vorspiel "Der Götterrath"


Little Angel Theatre, London
Lothar Odinius, Tenor - Philemon
Ruth Sandhoff, Alt - Baucis
Ruby Hughes, Sopran - Narcissa
Magnus Staveland, Tenor - Aret
Sprechrollen:
Sven Philipp - Jupiter
Heiko Senst - Merkur
Christian Dieterle - Apollo und Philemon
Katja Hensel - Diana und Baucis
Tjadke Biallowons - Venus und Narcissa
Victor Calero - Apollo und Aret
Akademie für Alte Musik Berlin
Leitung: Olof Boman

nach Konzertende ca. 21 Uhr Nachrichten
anschließend:

Das Projekt D2H

"Meine Sprache versteht man durch die ganze Welt", hat Joseph Haydn anlässlich einer geplanten Reise nach London gesagt, und dieser Ausspruch war die Initialzündung für ein ganz besonderes Projekt in diesem Gedenkjahr 2009 zu Haydns 200. Todestag: Das Haydn-Trio Eisenstadt hat bei 18 Komponistinnen und Komponisten aus aller Welt Klaviertrios in Auftrag gegeben, die sich mit einem Aspekt des Lebens oder Werkes von Joseph Haydn auseinandersetzen; sechs von ihnen kommen aus Österreich, sechs aus anderen europäischen Ländern und sechs aus Ländern der anderen Kontinente. Auf diese Weise soll zum einen das Repertoire für Klaviertrio, zu dem Haydn selbst ganze 39 Werke beigesteuert hat, erweitert, zum anderen eine besondere Art der internationalen kulturellen Zusammenarbeit gepflegt werden.

Sämtliche Werke, die im Rahmen des Projektes "Dedicated to Haydn" entstanden sind, waren im Rahmen eines Konzert-Marathons Ende April/Anfang Mai in Eisenstadt zu hören.
Unser Autor Egbert Hiller war dabei und stellt in lockerer Folge die 18 Werke vor, die übrigens in Kooperation mit Deutschlandradio Kultur auf CD erschienen sind.

Dedicated to Haydn
Gerhard Krammer (Österreich): "…und licht…"