Musikfest Berlin: RIAS Kammerchor Berlin mit Pärt und Palestrina

Fern-Nahe Jubilare

99:35 Minuten
Arvo Pärt sitzt mit Bart lachend vor einem Flügel, auf dem Noten aufgeschlagen sind.
Arvo Pärt ist ein Klang-Perfektionist, der gern mit den Interpreten arbeitet und dabei genau artikulieren kann, wie der Klang leuchten soll. Dabei revidiert er auch das eigene Werk und sucht nach anderen Lösungen. © picture alliance / dpa / Japan Art Association / Handout
Moderation: Bernhard Schrammek |
Der RIAS Kammerchor Berlin feiert den 90. Geburtstag von Arvo Pärt und gleichzeitig den 500. von Palestrina. Dabei zeigt sich, wie gut sich die Werke der Komponisten, die der kirchlichen Musik zutiefst verbunden sind, ineinander verschränken lassen.
Einer der bekanntesten Gegenwartskomponisten wird dieser Tage 90 Jahre alt. Der Este Arvo Pärt begeistert weltweit mit seiner meditativen, oft minimalistischen Musik. Der RIAS Kammerchor Berlin hat viele Jahre mit Pärt zusammengearbeitet.
Jetzt eröffnen die Sängerinnen und Sänger ihre neue Saison mit einem Geburtstagskonzert beim Musikfest Berlin. Die Leitung hat der lettische Dirigent Kaspars Putniņš, er gilt als Pärt-Fachmann, der in engem Kontakt zu ihm steht.

Pärt selbst arbeitet gern mit den Interpreten seiner Musik. Immer wenn es ihm möglich war, hat er an Proben seiner Werke teilgenommen. Er hat kommentiert, was wir gemacht haben, und hat Empfehlungen gegeben. Er hat immer sensibel auf das reagiert, was wir ihm angeboten haben. Das war immer Teil des kreativen Prozesses, der für ihn niemals mit dem Zeichnen des Doppelstrichs am Ende eines Stücks erledigt ist. Es geht für ihn immer weiter.

Musik eines weiteren großen Jubilars fügt sich organisch in die Auswahl aus Pärts Werken ein: Giovanni Pierluigi da Palestrina kam vor 500 Jahren im gleichnamigen Ort in der Nähe Roms zur Welt. Er gilt als Retter des vielstimmigen Gesangs in der katholischen Kirche zu Zeiten der Reformation.
Arvo Pärt wurde als Lutheraner geboren und konvertierte aus spirituellen Gründen zur russischen Orthodoxie. Seine Musik folgt jedoch einer universellen Idee von Harmonie – das verbindet sie mit der von Arvo Pärts.

Musik, aus der Stille erwachsen

Pärt begann als Avantgardist, geriet dann aber Ende der 1960er Jahre in eine tiefe Krise. Nach vielen Jahren des Schweigens kreierte einen speziellen Stil, der seitdem „Tintinnabuli“ genannt wird (nach den lateinischen Wort für Glocken). Kaspars Putniņš spricht in der Konzertpause über seine Zusammenarbeit mit Arvo Pärt:

Ich kann mir vorstellen, dass Pärt damals ein starkes Bedürfnis nach Stille empfunden hat. Um ihn herum gab es überwältigend viele Geräusche und zugleich die Erwartung, auf diese Geräusche zu reagieren. Das hat ihn bedrückt. Er wollte sich einen persönlichen Raum schaffen, der auch frei war von all dem Müll, den wir mit dem System der Sowjetunion verbinden. Er wollte seine eigenen Tempel errichten, der eine umfassende Stille bieten sollte.“

Live aus der Philharmonie Berlin

Giovanni Pierluigi da Palestrina
Missa Papae Marcelli für sechsstimmigen Chor a cappella

darin verschränkt:
Arvo Pärt
Solfeggio
"Nunc dimittis"
Magnificat
"Dopo la vittoria"
"The Woman with the Alabaster Box"

Pressefoto RIAS Kammerchor
Der RIAS Kammerchor Berlin beweist erneut Spitzenklasse in der Alten und Neuen Musik.© Oliver Look
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