Musiker Son Little

Die eigene Stimme im Soul finden

Der Singer/ Songwriter Aaron Earl Livingston aka Son Little
Der Singer/ Songwriter Aaron Earl Livingston aka Son Little © Deutschlandradio Kultur
Aaron Livingston aka Son Little im Gespräch mit Oliver Schwesig · 13.05.2016
Die Musik des Sängers und Produzenten Son Little wird oft als New Soul oder Future Soul beschrieben. Im "Tonart"-Interview verrät er, welche musikalischen Einflüsse ihn prägen und was er an Prince und David Bowie bewunderte.
Oliver Schwesig: Son Little, Ihre Musik wird oft als New Soul oder Future Soul beschrieben. Heutzutage wollen Viele so wie früher klingen, orientieren sich am Sound von Marvin Gaye oder Stevie Wonder. In einer solchen Zeit haben Sie sich dazu entschlossen, das Genre eher zu erneuern. Was interessiert Sie daran?
Son Little: Wenn man sich Stevie Wonder oder Marvin Gaye heute anhört, große Soulkünstler der Vergangenheit, stellt man doch fest, dass sie auch auf der Suche nach ihrem ganz eigenen Sound waren. Insofern fühle ich mich da ganz in der Tradition des Soul.
Oliver Schwesig: Gab es denn irgendein Ereignis, das Sie zum Soul gebracht hat, oder einen Musiker, der Sie sehr inspiriert hat?
Son Little: Interessant dass Sie mich das heute fragen: Vor kurzem ist Prince gestorben, er war ein sehr wichtiger Einfluss für mich und andere Künstler wie mich. Prince hat immer sein eigenes Ding gemacht. Es ist schon seltsam, dass David Bowie und nun Prince so kurz hintereinander gestorben sind, denn beide standen wie niemand anders für den Mut, vollkommen zu seiner eigenen Vision als Künstler zu stehen. Keine Angst zu haben, etwas völlig Neues auszuprobieren.
Oliver Schwesig: Bemerkenswert an Ihrem Album ist, dass Sie so viele verschiedene Stile verbinden: Man hört Blues, Rock, Soul, sogar ein bisschen afrikanischen Blues. Diese bunte Mischung ist sehr wichtig für Sie, oder?
Son Little: Absolut. Mein Sound ist aus den Dingen entstanden, die mich bewegt haben. Ich würde niemals versuchen, das zu verleugnen, darum hört man das auch in meiner Musik.
Oliver Schwesig: Wie wichtig sind für Sie traditioneller Soul und Gospel?
Son Little: Sehr wichtig, das waren meine ersten Berührungen mit Musik. Das spielt eine wichtige Rolle, und darauf werde ich wohl immer wieder zurückgreifen.
Oliver Schwesig: Sie haben einmal gesagt, wenn Sie viel herumreisen, viele verschiedene Städte besuchen und Konzerte geben, dann merken Sie überhaupt erst, wie amerikanisch Ihre Musik ist. Was meinen Sie damit?

"Ich bin auch von Rock, von Country beeinflusst"

Son Little: Naja, ich bin nicht nur von alter Soulmusik beeinflusst, sondern auch von Rock, von Country. Daraus besteht ja Rock’n’Roll, daraus besteht Jazz, aus der Mixtur von Stilen und Kulturen. Wenn ich in den USA unterwegs bin und zum Beispiel in Detroit auf elektronische Musik treffe, oder auf Blues, Soul und HipHop im Süden, auf Jazz in New York und Philadelphia, und dann stelle ich fest, dass all das auch in meiner Musik steckt.
Oliver Schwesig: Kann man denn sagen, dass sich Ihre Musik in unterschiedlichen Orten auch jeweils anders anhört?
Son Little: Interessante Frage, ich glaube, darüber habe ich noch nicht nachgedacht. Aber ja, ich glaube, je mehr ich mich auf einen Ort einlasse, umso mehr prägt das auch die Art, wie ich an dem Abend spiele.
Oliver Schwesig: Beeinflusst der Ort denn auch das Komponieren?
Son Little: Auf jeden Fall – die Klänge, die einen umgeben, haben viel damit zu tun, was man spielt, wenn man ein Instrument in die Hand nimmt.
Oliver Schwesig: Sie haben auch als Produzent für andere Künstler gearbeitet, The Roots und Mavis Staples zum Beispiel, wie wichtig ist Ihnen das?
Son Little: Das ist mir extrem wichtig, ich lerne eine Menge von Leuten, die schon so viel Erfahrung haben. Und es ist toll, auf der einen Seite mit dem Schreiben von Musik zu tun zu haben, auf der anderen Seite mit der Produktion. Von Mavis Staples habe ich viel über Gesang gelernt, von den Roots habe ich gelernt, wie sie ihre Platten machen. Ich schätze mich sehr glücklich, dass ich diese beiden Perspektiven einnehmen darf.
Oliver Schwesig: Haben diese Musiker denn auch mal auf Ihr Album und auf Ihre Musik reagiert?
Son Little: Ja, und ich denke, dass ihnen meine Musik gefallen hat, denn so kam es ja überhaupt zur Zusammenarbeit. Und sowohl Mavis Staples als auch The Roots haben mich sehr bestärkt in dem, was ich tue.

"Ich spiele viel mit der Rolle des Raums in der Musik"

Oliver Schwesig: Und wenn wir jetzt davon sprechen, dass Sie das Genre ausdehnen und erneuern wollen, wo wollen Sie denn hin, was gibt es denn noch für Pfade, die Sie vielleicht noch entdecken wollen?
Son Little: Eine Sache, die wohl nie perfektioniert werden kann, aber die mich sehr beschäftigt, ist die Rolle des Raums in der Musik, damit spiele ich sehr viel. Ansonsten lasse ich mich überraschen – ich habe in letzter Zeit nicht viel Musik geschrieben und aufgenommen, ich bin selbst gespannt was dabei rauskommt, wenn ich endlich wieder Gelegenheit dazu habe.
Oliver Schwesig: Son Litte, vielen Dank für Ihren Besuch!
Son Little: Vielen Dank!
Oliver Schwesig: Und Sie werden noch einen Song für uns spielen, welcher wird das sein?
Son Little: Ich werde "Lay Down" spielen.
Oliver Schwesig: Sagen Sie uns noch ein paar Worte zum Song?
Son Little: Mit diesem Song erinnere ich mich selbst daran, die Dinge langsam anzugehen und mich auf das zu konzentrieren, was im Leben wichtig ist.
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