Musiker, Pädagoge, Netzwerker

Leopold Mozart zum 300. Geburtstag

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Die Familie Mozart, Gemälde von Johann Nepomuk della Croce, 1780/81
Die Familie Mozart, Gemälde von Johann Nepomuk della Croce, 1780/81 © Salzburg, ISM, Mozart-Museen & Archiv
Von Bettina Brand · 15.11.2019
Viel zu lang stand Leopold Mozart im Schatten seines genialen Sohnes. Seinen 300. Geburtstag haben Institutionen, Musikwissenschaftler und Interpreten zum Anlass genommen, nun auch seine Persönlichkeit umfassend zu würdigen.
Leopold Mozart war Geiger und Hofmusiker, Komponist, Pädagoge, Organisator zahlloser Reisen und Konzerte, Briefeschreiber, überaus gebildet und auch sozial engagiert.
Am 14. November 1719 wird Leopold Mozart als erstes von neun Kindern in Augsburg geboren. Der Vater betreibt eine Buchbinderei. Er steckt sein Erspartes in die Bildung seiner beiden ältesten Söhne und ermöglicht Leopold den Besuch eines Jesuitenkollegs. Schon ab dem fünften Lebensjahr tritt Leopold mit Begeisterung im Schultheater auf. Doch am meisten interessiert er sich für die Musik, die in den Theaterstücken einen wichtigen Platz einnimmt. Neben dem Schulbesuch tritt Leopold als Knabensänger in verschiedenen Kirchen auf und soll auch schon in jungen Jahren ein sehr guter Organist gewesen sein. Doch nach dem Tod seines Vaters bricht er im August 1736 unvermittelt die Schule ab und verlässt Augsburg. Am 7. Dezember 1737 schreibt sich Leopold Mozart an der von Benediktinern geleiteten Salzburger Universität zum Jura- und Philosophie-Studium ein und legt bereits ein Jahr später seine Prüfung zum Baccalaureus ab, kurz danach bricht er das Studium ab.
Der Salzburger Domherr Johann Baptist von Thurn-Valsassina und Taxis ist auf ihn aufmerksam geworden. Selbst hochgebildet, stellt er Leopold Mozart 1740 als Kammerdiener und Violinisten ein. Als Kammerdiener hat Leopold Mozart sich um die Unterhaltung des Domherrn zu kümmern und soll vor allem Tafelmusiken organisieren. Dafür unterstützt ihn der Graf in seiner Karriere, so dass Leopold Mozart 1743 als vierter Geiger in die fürsterzbischöfliche Hofkapelle aufgenommen wird, allerdings mit einer "Expectanz-Signatur", das bedeutet: Bezahlt wird er dafür nicht. Leopold Mozart bekommt im Alter von 27 Jahren endlich eine bezahlte Stelle als 4. Geiger in der Hofkapelle, die der neue Fürsterzbischof Andreas Jakob Graf von Dietrichstein nun auch dauerhaft im Amt lässt. Er war ab 1740 ein produktiver Komponist, der gefragt war und Aufträge erhielt.
Leopold Mozart hatte bereits im November 1747 Anna Maria Walpurga Pertl geheiratet. Das Paar zieht in eine Wohnung in der Getreidegasse. Hier werden in schneller Abfolge sieben Kinder geboren, jedoch nur zwei überleben und erreichen das Erwachsenenalter: Maria Anna, genannt "Nannerl", und Joannes Chrysostomos Wolfgangus Theophilus. Später wird er sich Wolfgang Amadé nennen.
Leopold Mozart
Porträt von Leopold Mozart auf dem Titelblatt seiner 1756 erschienenen Violinschule© http://www.raptusassociation.org/leopviol.jpg
Ein knappes Jahr zuvor, im Frühjahr 1755, hatte Leopold Mozart sein Lehrwerk mit dem Titel "Versuch einer gründlichen Violinschule" fertig gestellt. In regem Briefwechsel diskutierte er über Monate mit seinem Augsburger Verleger die Reproduktion von Notenbeispielen und Tabellen. Nach einem dreiviertel Jahr war noch nicht einmal die Hälfte des Buches gesetzt. Die Drucklegung zieht sich über mehr als ein Jahr hin, bis das Ergebnis für beide Seiten zufriedenstellend sind. Das ca. 300 Seiten umfassende Werk enthält zwölf Kapitel. Es beginnt mit der Vermittlung grundlegender Kenntnisse in Musiklehre und Musikgeschichte. Zum Beispiel fordert Leopold Mozart im fünften Kapitel die Interpreten auf, Noten nicht einfach nur mechanisch herunterzuspielen, sondern sich intensiv und analytisch mit den Werken auseinanderzusetzen.
Am 28. Februar 1763 wird Leopold Mozart zum Vizekapellmeister befördert und behält diese Position bis zu seinem Tod. Doch bereits wenige Monate nach seiner Ernennung lässt er sich beurlauben und begibt sich mit seiner Frau und den beiden Kindern auf eine Reise durch Westeuropa, wo er seine Wunderkinder an den einschlägigen Adelshöfen in Deutschland, Frankreich, England, Belgien und Holland präsentiert, mit der Absicht ihre Talente öffentlich bekannt zu machen, zu fördern, ein Netzwerk aufzubauen und für sie den Grundstein für eine spätere Karriere zu legen.
Das Bild zeigt Glasvitrinen mit Büchern und ein Bild, auf dem Leopold Mozart und einige Urkunden abgebildet sind
Blick in die Ausstellung über Leopold Mozart© Mozarteum / Martin Baumann
Noch bis zum 9. Februar 2020 ist in Mozarts Wohnhaus am Makartplatz in Salzburg die Sonderausstellung "Leopold Mozart: Musiker – Manager – Mensch" zu besichtigen.
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