Musikdienste

Streaming fördert die Entdeckerfreude

Musik aus dem Internet
Musik aus dem Internet: Gefährdet Streaming die Musikindustrie? © picture alliance / dpa / Daniel Bockwoldt
Moderation: Carsten Rochow · 22.10.2014
Künstler klagen: Streaming zerstöre die Musikindustrie und mache aus Musik etwas Beliebiges, das achtlos nebenbei konsumiert werde. Die Kommunikationswissenschaftlerin Stefanie Molthagen-Schnöring hält dagegen und ist überzeugt: Durch Streaming entdecken viele Menschen erst die Musik.
Musiker Philipp Boa und viele seiner Kollegen haben ein klares Feindbild: das Musik-Streaming im Internet. Boa bekräftigte dies erst vor kurzem erst wieder im Deutschlandradio Kultur. Die Künstler verdienen so gut wie nichts damit - und auch die Streamingdienste sind noch weit davon entfernt, schwarze Zahlen zu schreiben.
Darüber hinaus befürchten die Künstler aber auch ein wirtschaftliches Desaster für die gesamte Musikindustrie, wenn Musik-Konsumenten lieber streamen als CDs oder MP3-Downloads zu kaufen.
Stefanie Molthagen-Schnöring, Professorin für Wirtschafts-Kommunikation an der Berliner Hochschule für Technik und Wirtschaft, hält dagegen:
"Ich finde nicht, dass durch Streaming die Freude an der Musik zerstört oder gemindert wird. Im Gegenteil: Durch Streaming entdeckt man oft erst Musik für sich."
Es fördere somit die Entdeckerfreude des Konsumenten.
Das Erlebnis des Teilens
In einer Umfrage der Universität Hamburg erklärten 50 Prozent der befragten Streamer, dass sie die gehörte Musik anschließend auch kaufen wollten, weil einzelne Titel sie neugierig auf komplette Alben gemacht hätten. "Viele werden tatsächlich erst durchs Streaming auf bestimmte Musik aufmerksam", betonte die Kommunikationswissenschaftlerin. Außerdem sei das "soziale Erlebnis" nicht zu unterschätzen, denn Streaming ermögliche es, die entdeckte Musik mit anderen zu teilen und sich darüber auszutauschen.
Streaming sei ein unumkehrbarer Trend, der als Ergänzung verstanden werden müsse. Die größte Herausforderung für Musikindustrie wie Streamingdienste sei im Augenblick, sich zu überlegen, "wie lässt sich das sowohl ökonomisch als auch psychologisch nutzen, dass die Künstler das Gefühl haben, dass ihre Musik dadurch nicht entwertet wird."
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