Musikalisches Erbe für die Zukunft
Sansibars Musik ist wie die gleichnamige Insel und ihre Bewohner ein Schmelztiegel afrikanischer, arabischer, indischer und europäischer Einflüsse. Kheri Abdulla Yussuf will dieses Erbe für die Zukunft bewahren: Der 31-Jährige ist Manager der Dhow Countries Music Academy in Sansibar.
Ein Probenraum in der Landesmusikakademie Berlin: Kheri Abdulla Yussuf klatscht und tanzt gemeinsam mit den anderen Teilnehmern der Rhythmusgruppe und hat sichtlich Spaß. Er ist einen Kopf kleiner als die meisten, untersetzt und trägt eine weiße Häkelkappe.
Kheri Abdulla Yussuf ist mit einem Austauschprogramm des Goethe-Instituts nach Deutschland gekommen. Zurück in Sansibar will er nach Vorbild der Berliner Musikakademie die Programmplanung der "Dhow Countries Music Academy" professionalisieren, erzählt er voller Tatendrang.
Doch leicht wird das nicht: Sansibar ist arm, manchmal fällt wochenlang der Strom aus, erzählt Yussuf. Schlechte Voraussetzungen für modernes Kulturmanagement, denn die Menschen haben andere Probleme als die Förderung der schönen Künste. Und doch können die Sansibaris nicht auf sie verzichten, glaubt er:
"Man hört nicht auf zu leben, nur weil man arm ist. Man liebt Musik nicht weniger, weil man krank ist. Ich denke, dass man sie im Gegenteil dann umso mehr genießt, weil sie Erleichterung bring. Kultur ist ein Teil von uns. Kultur bedeutet nicht, auf ein Festival zu gehen oder ein Konzert zu besuchen. Kultur ist, wie Du jeden Tag lebst, wie Du mit anderen Menschen umgehst."
Eine Deutsche hat Sansibars private Musik-Akademie vor acht Jahren gegründet. Die Frau kam immer in sein Internet-Café und hat ihm so begeistert von dem Projekt erzählt, berichtet Yussuf, dass er als Eventmanager, Programmbeauftragter und Künstlerbetreuer in einer Person mit eingestiegen ist.
Die Akademie lebt von Spenden, organisiert Unterricht für Kinder und Jugendliche mit dem Ziel, die traditionellen Musikstile der "Dhow Countries" zu bewahren, der Anliegerstaaten des Indischen Ozeans.
Auf Sansibar ist das vor allem Taraab.
Yussuf: "Die Lieder handeln meist von Liebe und sie sind - ganz wie der Rest unserer Kultur - eine Mischung: aus arabischer und indischer Musik, westlichen Instrumenten und rein afrikanischen Rhythmen. Taraab gibt uns eine einzigartige Identität, auf die wir sehr stolz sind."
Sein neunjähriger Sohn soll Klavier lernen, wünscht sich Yussuf, leider müsse das Kind aber nachmittags immer in die Koranschule und habe kaum Zeit zum üben. Und seine vierjährige Tochter ist noch im Kindergarten.
Auch das Mädchen wird er auf eine teure Privatschule schicken und dafür einen Großteil seines Gehalts ausgeben, denn die staatlichen Schulen Sansibars sind zu schlecht, sagt Yussuf. Die Wut, die in dem sanften, zurückhaltenden Mann brodelt, zeigt sich in den Tränen, die in seinen kugelrunden, tiefschwarzen Augen schimmern.
Yussuf: "Wie fast alle afrikanischen Länder steht Sansibar vor selbst verursachten Herausforderungen: Wir sind kein armer Kontinent und wir sind nicht dumm, aber das Missmanagement unserer so genannten Führer spottet jeder Beschreibung. Die untergraben unsere Fähigkeit, uns selbst zu helfen und wollen uns weismachen, dass wir nie wie Deutschland werden könnten, dass Deutschland ein völlig anderes Land ist und ich Ideen aus Berlin nicht auf Sansibar übertragen könne."
Kheri Abdullah Yussuf, dessen Vater Schiffskapitän war, will nicht Politiker werden, denn die seien eine Bande von Dieben, sagt er verächtlich. Soziale Veränderung durch Kultur ist sein Steckenpferd.
Yussuf: "Ich habe die Idee, eines der alten Kinos in unserer historischen Altstadt Stone Town zu renovieren. Gleichzeitig will ich es in einen Raum für Kunst umwandeln. Auf Sansibar haben wir nämlich zwar das größte Filmfestival Ostafrikas, aber leider kein einziges funktionierendes Kino. Absurd, oder?"
Am Wochenende nimmt er ab und zu die Fähre nach Tansania und geht in der Hauptstadt Dar es Salaam ins Kino. Oder er versucht in eines der Hotels an Sansibars Küste Einlass zu finden, um mit seinen Kindern auch mal an den für Touristen eingezäunten Traumstränden Fußball zu spielen und im Meer zu schwimmen. Zwei seiner fünf Geschwister leben im Ausland und drängen ihn, Sansibar zu verlassen. Bislang vergeblich.
Yussuf: "Mein Bruder in Amerika lässt nicht locker. ‚Du kannst nicht die Probleme Afrikas lösen’, sagt er immer. ‚Kümmere dich nicht um andere, komm in die Vereinigten Staaten und bau dir und deinen Kindern hier ein besseres Leben auf’. Aber ich denke nicht so. Und ich bin sehr emotional: Meine Heimat, meine Freunde zu verlassen, dass würde ich nicht durchmachen wollen. Aber wenn die Situation noch schlechter wird, weiß ich nicht, was ich tue."
Kheri Abdulla Yussuf ist mit einem Austauschprogramm des Goethe-Instituts nach Deutschland gekommen. Zurück in Sansibar will er nach Vorbild der Berliner Musikakademie die Programmplanung der "Dhow Countries Music Academy" professionalisieren, erzählt er voller Tatendrang.
Doch leicht wird das nicht: Sansibar ist arm, manchmal fällt wochenlang der Strom aus, erzählt Yussuf. Schlechte Voraussetzungen für modernes Kulturmanagement, denn die Menschen haben andere Probleme als die Förderung der schönen Künste. Und doch können die Sansibaris nicht auf sie verzichten, glaubt er:
"Man hört nicht auf zu leben, nur weil man arm ist. Man liebt Musik nicht weniger, weil man krank ist. Ich denke, dass man sie im Gegenteil dann umso mehr genießt, weil sie Erleichterung bring. Kultur ist ein Teil von uns. Kultur bedeutet nicht, auf ein Festival zu gehen oder ein Konzert zu besuchen. Kultur ist, wie Du jeden Tag lebst, wie Du mit anderen Menschen umgehst."
Eine Deutsche hat Sansibars private Musik-Akademie vor acht Jahren gegründet. Die Frau kam immer in sein Internet-Café und hat ihm so begeistert von dem Projekt erzählt, berichtet Yussuf, dass er als Eventmanager, Programmbeauftragter und Künstlerbetreuer in einer Person mit eingestiegen ist.
Die Akademie lebt von Spenden, organisiert Unterricht für Kinder und Jugendliche mit dem Ziel, die traditionellen Musikstile der "Dhow Countries" zu bewahren, der Anliegerstaaten des Indischen Ozeans.
Auf Sansibar ist das vor allem Taraab.
Yussuf: "Die Lieder handeln meist von Liebe und sie sind - ganz wie der Rest unserer Kultur - eine Mischung: aus arabischer und indischer Musik, westlichen Instrumenten und rein afrikanischen Rhythmen. Taraab gibt uns eine einzigartige Identität, auf die wir sehr stolz sind."
Sein neunjähriger Sohn soll Klavier lernen, wünscht sich Yussuf, leider müsse das Kind aber nachmittags immer in die Koranschule und habe kaum Zeit zum üben. Und seine vierjährige Tochter ist noch im Kindergarten.
Auch das Mädchen wird er auf eine teure Privatschule schicken und dafür einen Großteil seines Gehalts ausgeben, denn die staatlichen Schulen Sansibars sind zu schlecht, sagt Yussuf. Die Wut, die in dem sanften, zurückhaltenden Mann brodelt, zeigt sich in den Tränen, die in seinen kugelrunden, tiefschwarzen Augen schimmern.
Yussuf: "Wie fast alle afrikanischen Länder steht Sansibar vor selbst verursachten Herausforderungen: Wir sind kein armer Kontinent und wir sind nicht dumm, aber das Missmanagement unserer so genannten Führer spottet jeder Beschreibung. Die untergraben unsere Fähigkeit, uns selbst zu helfen und wollen uns weismachen, dass wir nie wie Deutschland werden könnten, dass Deutschland ein völlig anderes Land ist und ich Ideen aus Berlin nicht auf Sansibar übertragen könne."
Kheri Abdullah Yussuf, dessen Vater Schiffskapitän war, will nicht Politiker werden, denn die seien eine Bande von Dieben, sagt er verächtlich. Soziale Veränderung durch Kultur ist sein Steckenpferd.
Yussuf: "Ich habe die Idee, eines der alten Kinos in unserer historischen Altstadt Stone Town zu renovieren. Gleichzeitig will ich es in einen Raum für Kunst umwandeln. Auf Sansibar haben wir nämlich zwar das größte Filmfestival Ostafrikas, aber leider kein einziges funktionierendes Kino. Absurd, oder?"
Am Wochenende nimmt er ab und zu die Fähre nach Tansania und geht in der Hauptstadt Dar es Salaam ins Kino. Oder er versucht in eines der Hotels an Sansibars Küste Einlass zu finden, um mit seinen Kindern auch mal an den für Touristen eingezäunten Traumstränden Fußball zu spielen und im Meer zu schwimmen. Zwei seiner fünf Geschwister leben im Ausland und drängen ihn, Sansibar zu verlassen. Bislang vergeblich.
Yussuf: "Mein Bruder in Amerika lässt nicht locker. ‚Du kannst nicht die Probleme Afrikas lösen’, sagt er immer. ‚Kümmere dich nicht um andere, komm in die Vereinigten Staaten und bau dir und deinen Kindern hier ein besseres Leben auf’. Aber ich denke nicht so. Und ich bin sehr emotional: Meine Heimat, meine Freunde zu verlassen, dass würde ich nicht durchmachen wollen. Aber wenn die Situation noch schlechter wird, weiß ich nicht, was ich tue."