Musikalische Raritäten aus italienischen Frauenklöstern
"Gaude, Plaude!" - So heißt die jüngste Produktion des renommierten Mädchenchores Hannover. Gaude, plaude, das sind Psalmen und Motetten von italienischen Nonnen aus dem 17. Jahrhundert. - Eine faszinierende Kirchenmusik.
"Die Nonnen von St. Radegonda in Mailand zeichnen sich in ihrer Musikalität durch so seltene Exzellenz aus, dass man sie zu den ersten Sängerinnen von ganz Italien zählt. Sie tragen den Habit des heiligen Vaters Benedikt, und doch erscheinen sie unter ihren schwarzen Gewändern demjenigen, der ihnen zuhört, als reine vom Wohlklang erfüllte Schwäne, die das Herz mit Staunen erfüllen und die Zunge zu ihrem Lobe fortreißen."
So schwärmte der Mailänder Chronist Filippo Picinelli Mitte des 17. Jahrhunderts über die singenden Nonnen um Chiara Margarita Cozzolani. Die 1602 geborene Italienerin war zwischen 1620 und 1672 nicht nur eine charismatische Komponistin, sondern auch noch Priorin und später Äbtissin des Mailänder Klosters. Sie muss eine selbstbewusste Frau gewesen sein, denn sie legte sich mit der Kirchenhierarchie an.
Konfliktträchtig waren nicht die Texte ihrer Kompositionen, die alle fromm und linientreu waren, sondern der musikalische Stil. Denn nach dem Konzil von Trient Mitte des 16. Jahrhunderts hatte der Vatikan den mehrstimmigen Gesang verboten.
"Es war so, dass die musikalische Ausschmückung der Linien nicht gestattet wurde, alles, was an Ornamentik schon entstanden war, sondern es sollte nur das Wort im Mittelpunkt stehen, und insofern gibt es ja auch viele Kompositionen in der damaligen Zeit, die syllabisch komponiert sind, wo der geistliche Text im Mittelpunkt stand und alles drum herum als nicht gottesfürchtig angesehen wurde."
Erläutert Gudrun Schröfel, Musikprofessorin und Leiterin des Mädchenchores Hannover.
"Das war ja das Besondere, dass das in den Klöstern trotzdem florierte, und dass die bürgerlichen hochgestellten Persönlichkeiten ihre Töchter ja in diese Klöster schickten, und auch die Besucher in diesen Konzerten eben wirklich das Bürgertum war und die Fürstenhöfe auch ihre Besucher dorthin geschickt haben, das florierte weiter trotz des Trienter Konzils."
Der Vatikan konnte sich zunächst nicht gegen die künstlerischen Vorlieben der Nonnen und des bürgerlichen und adeligen Publikums durchsetzen. Viele Koloraturen und Melismen in den Liedern, so Gudrun Schöffel, dürften die Kardinäle im Vatikan gar nicht gern gehört haben.
Auf der CD präsentiert der Mädchenchor Hannover nun den Höhepunkt dieser Entwicklung: sechs Kompositionen der Benediktinerin Chiara Margarita Cozzolani und zwei der Ursulinerin Maria Xaveria Perucona.
Erschienen sind die Musikdrucke um 1650; das waren wohl die letzten Kompositionen, die die singenden Nonnen im Kloster noch aufführen durften. Danach wurde der kirchenpolitische Druck des Mailänder Bischofs so groß, dass in den Klöstern kein mehrstimmiger Gesang mehr erklang.
Chiara Margarita Cozzolani komponierte ihre Stücke für die singenden Nonnen ihres Klosters; aber es gab damals – Mitte des 17. Jahrhunderts – auch durchaus schon kommerzielle Interessen. Der Markt für reine Frauenchöre war dem Musikverlag offenbar zu klein:
"Da heißt es, und das kann man auch nachweisen, dass das nur aus Verkaufszwecken gemacht wurde, also es wurde dann für gemischte Chöre herausgegeben, damit es sich besser verkauft, aber musiziert wurde es durch die Nonnenchöre."
Bei der Produktion war der Mädchenchor Hannover um eine historisch genaue Aufführungspraxis bemüht, wobei den Musikdrucken nicht zu entnehmen war, wann die Solistinnen und wann der Chor zum Einsatz kommt. Eine Herausforderung für die 14- bis 20-Jährigen war vor allem die schnelle Abfolge der Töne, die Koloraturen. Und die jugendlichen Sängerinnen haben sich in ganz neue Tiefen vorgewagt:
Der Mädchenchor klingt auch dann noch leicht, wenn er sich bis zu einer Quarte unterhalb des üblichen Tonumfanges bewegt.
"Ich war selbst erstaunt, aber wir mussten nichts transponieren, die Sängerinnen des renommierten Mädchenchors Hannover haben sich sofort auf das Abenteuer der frühbarocken Nonnenmusik eingelassen, berichtet Gudrun Schröfel."
"Ich glaube, dass der Chor, weil es sofort klingt, eben auch dann viel motivierter ist als wenn wir eine Uraufführung machen, wo erst mal dissonanzreiche Musik das Ohr stört am Anfang."
"Da stimme ich voll und ganz zu."
Sagt die 18-Jährige Sängerin Theresa Etzold.
"Und ich glaube auch, das ist etwas, warum alle Leute, die im Chor sind, den Chor so lieben, weil man die Möglichkeit bekommt, so viele verschiedene Stücke aus ganz verschiedenen Epochen singen zu dürfen, und bei den Cozzolanis war es eben so, dass alles toll klingt und dadurch keine Unsicherheiten entstehen im Gegensatz zu Uraufführungen, die dann erst mal dissonant klingen, an die man sich erst mal gewöhnen muss."
"Egal, wie man es einführt, man kann immer damit rechnen, dass der Chor hoch motiviert alles, was man ihm anbietet, auch bearbeitet, ich erlebe ganz selten, und das ist auch das Schöne an dieser Arbeit – Oh, das Stück mag ich nicht! – es wird schon mal gesagt: das Stück mag ich nicht, aber sie lassen sich auch immer wieder davon überzeugen, wenn es Qualität hat in der Komposition, dass es sich lohnt, es zu erarbeiten."
So schwärmte der Mailänder Chronist Filippo Picinelli Mitte des 17. Jahrhunderts über die singenden Nonnen um Chiara Margarita Cozzolani. Die 1602 geborene Italienerin war zwischen 1620 und 1672 nicht nur eine charismatische Komponistin, sondern auch noch Priorin und später Äbtissin des Mailänder Klosters. Sie muss eine selbstbewusste Frau gewesen sein, denn sie legte sich mit der Kirchenhierarchie an.
Konfliktträchtig waren nicht die Texte ihrer Kompositionen, die alle fromm und linientreu waren, sondern der musikalische Stil. Denn nach dem Konzil von Trient Mitte des 16. Jahrhunderts hatte der Vatikan den mehrstimmigen Gesang verboten.
"Es war so, dass die musikalische Ausschmückung der Linien nicht gestattet wurde, alles, was an Ornamentik schon entstanden war, sondern es sollte nur das Wort im Mittelpunkt stehen, und insofern gibt es ja auch viele Kompositionen in der damaligen Zeit, die syllabisch komponiert sind, wo der geistliche Text im Mittelpunkt stand und alles drum herum als nicht gottesfürchtig angesehen wurde."
Erläutert Gudrun Schröfel, Musikprofessorin und Leiterin des Mädchenchores Hannover.
"Das war ja das Besondere, dass das in den Klöstern trotzdem florierte, und dass die bürgerlichen hochgestellten Persönlichkeiten ihre Töchter ja in diese Klöster schickten, und auch die Besucher in diesen Konzerten eben wirklich das Bürgertum war und die Fürstenhöfe auch ihre Besucher dorthin geschickt haben, das florierte weiter trotz des Trienter Konzils."
Der Vatikan konnte sich zunächst nicht gegen die künstlerischen Vorlieben der Nonnen und des bürgerlichen und adeligen Publikums durchsetzen. Viele Koloraturen und Melismen in den Liedern, so Gudrun Schöffel, dürften die Kardinäle im Vatikan gar nicht gern gehört haben.
Auf der CD präsentiert der Mädchenchor Hannover nun den Höhepunkt dieser Entwicklung: sechs Kompositionen der Benediktinerin Chiara Margarita Cozzolani und zwei der Ursulinerin Maria Xaveria Perucona.
Erschienen sind die Musikdrucke um 1650; das waren wohl die letzten Kompositionen, die die singenden Nonnen im Kloster noch aufführen durften. Danach wurde der kirchenpolitische Druck des Mailänder Bischofs so groß, dass in den Klöstern kein mehrstimmiger Gesang mehr erklang.
Chiara Margarita Cozzolani komponierte ihre Stücke für die singenden Nonnen ihres Klosters; aber es gab damals – Mitte des 17. Jahrhunderts – auch durchaus schon kommerzielle Interessen. Der Markt für reine Frauenchöre war dem Musikverlag offenbar zu klein:
"Da heißt es, und das kann man auch nachweisen, dass das nur aus Verkaufszwecken gemacht wurde, also es wurde dann für gemischte Chöre herausgegeben, damit es sich besser verkauft, aber musiziert wurde es durch die Nonnenchöre."
Bei der Produktion war der Mädchenchor Hannover um eine historisch genaue Aufführungspraxis bemüht, wobei den Musikdrucken nicht zu entnehmen war, wann die Solistinnen und wann der Chor zum Einsatz kommt. Eine Herausforderung für die 14- bis 20-Jährigen war vor allem die schnelle Abfolge der Töne, die Koloraturen. Und die jugendlichen Sängerinnen haben sich in ganz neue Tiefen vorgewagt:
Der Mädchenchor klingt auch dann noch leicht, wenn er sich bis zu einer Quarte unterhalb des üblichen Tonumfanges bewegt.
"Ich war selbst erstaunt, aber wir mussten nichts transponieren, die Sängerinnen des renommierten Mädchenchors Hannover haben sich sofort auf das Abenteuer der frühbarocken Nonnenmusik eingelassen, berichtet Gudrun Schröfel."
"Ich glaube, dass der Chor, weil es sofort klingt, eben auch dann viel motivierter ist als wenn wir eine Uraufführung machen, wo erst mal dissonanzreiche Musik das Ohr stört am Anfang."
"Da stimme ich voll und ganz zu."
Sagt die 18-Jährige Sängerin Theresa Etzold.
"Und ich glaube auch, das ist etwas, warum alle Leute, die im Chor sind, den Chor so lieben, weil man die Möglichkeit bekommt, so viele verschiedene Stücke aus ganz verschiedenen Epochen singen zu dürfen, und bei den Cozzolanis war es eben so, dass alles toll klingt und dadurch keine Unsicherheiten entstehen im Gegensatz zu Uraufführungen, die dann erst mal dissonant klingen, an die man sich erst mal gewöhnen muss."
"Egal, wie man es einführt, man kann immer damit rechnen, dass der Chor hoch motiviert alles, was man ihm anbietet, auch bearbeitet, ich erlebe ganz selten, und das ist auch das Schöne an dieser Arbeit – Oh, das Stück mag ich nicht! – es wird schon mal gesagt: das Stück mag ich nicht, aber sie lassen sich auch immer wieder davon überzeugen, wenn es Qualität hat in der Komposition, dass es sich lohnt, es zu erarbeiten."