Musikalische Macbeth-Variationen
"Ich erinnere mich noch keines solchen Genusses, als den mir die Musik neulich auf einer Reise gewährte. Ich ging in das Schauspiel, und Macbeth sollte gegeben werden. Ein berühmter Tonkünstler hatte zu diesem herrlichen Trauerspiele eine eigene Symphonie gedichtet, die mich so entzückte und berauschte, dass ich die großen Eindrücke aus meinem Gemüte immer noch nicht entfernen kann...
... Ich kann nicht beschreiben, wie wundervoll allegorisch dieses große Tonstück mir schien, und doch voll höchst individueller Bilder. Ich sah in der Musik die trübe nebelichte Heide, in der sich im Dämmerlichte verworrene Hexenzirkel durcheinander schlingen… Entsetzliche Stimmen rufen und drohn durch die Einsamkeit …." Die "Symphonie", die der Dichter Ludwig Tieck hier 1799 begeistert schildert, war die Ouvertüre zu Shakespeares "Macbeth" des Komponisten, preußischen Hofkapellmeisters, Musikschriftstellers und Goethefreundes Johann Friedrich Reichardt.
Tiecks Begeisterung ist eines der frühesten Beispiele der romantischen Hörweise. Reichardts Musik, im Konzertsaal heutzutage eine Rarität, nahm manche Züge der musikalischen Romantik bereits im 18. Jahrhundert vorweg.
Die Hexen auf "trüber nebelichter Heide" aus Macbeth, die Ludwig Tieck in Reichardts Musik fand, beschäftigten auch andere Komponisten, beispielsweise Bedřich Smetana, der ein großer Verehrer des englischen Dramatikers war. 1859 entwarf er seinen "Macbeth" als "Skizze" zur Hexenszene ursprünglich für Klavier allein. Eine endgültige Form für seine Komposition konnte er dabei nicht finden und so existiert auch eine Fassung für Soloklavier und Orchester.
Anfänglich erging es Richard Strauss mit seiner Tondichtung "Macbeth" op. 23 ähnlich: von diesem Stück liegen gleich drei Fassungen vor, deren früheste, vollendet 1888, seine erste Tondichtung überhaupt war. Die Musik aber ist so konsequent düster wie ihr dramatisches Vorbild.
Ein wenig handelt jedes Instrumentalkonzert von Einsamkeit - und wenn es nur die Einsamkeit des Solisten vor der Masse der Orchestermusiker ist. Edward Elgar, der zweifellos populärste britische Komponist seit Henry Purcell und vor Benjamin Britten, komponierte sein Cellokonzert am Ende des Ersten Weltkriegs, in einer Welt, die sich gegenüber der Vorkriegszeit auch musikalisch gründlich gewandelt hatte. "Es ist ein eigenartiges Werk, komponiert von einem einsamen Mann in der Kriegszeit, der begreift, dass die künstlerischen Werte seiner Welt sich unwiderruflich geändert haben." (Ian Parrott)
Das Cellokonzert war Elgars letztes großes Werk, ein Stück, das er sehr liebte. Während seiner letzten Krankheit 1933 summte Elgar das Eingangsthema des Cellokonzerts einem Freund vor und sagte: "Wenn Sie irgendwann nach meinem Tod jemanden diese Melodie auf den Malvern Hills (Elgars Heimat) pfeifen hören, haben Sie keine Angst! Das bin nur ich."
www.stuttgart.de/philharmoniker
Beethoven-Saal der Stuttgarter Liederhalle
Aufzeichnung vom 3.12.2008
Johann Friedrich Reichardt
Ouvertüre zu "Macbeth"
Bedřich Smetana
"Macbeth und die Hexen" für Klavier und Orchester
Richard Strauss
"Macbeth" op. 23
ca. 21 Uhr Konzertpause mit Nachrichten
Edward Elgar
Konzert für Violoncello und Orchester e-Moll op. 85
Daniel Röhm, Klavier
Wolfgang Emanuel Schmidt, Cello
Stuttgarter Philharmoniker
Leitung: Gabriel Feltz
Tiecks Begeisterung ist eines der frühesten Beispiele der romantischen Hörweise. Reichardts Musik, im Konzertsaal heutzutage eine Rarität, nahm manche Züge der musikalischen Romantik bereits im 18. Jahrhundert vorweg.
Die Hexen auf "trüber nebelichter Heide" aus Macbeth, die Ludwig Tieck in Reichardts Musik fand, beschäftigten auch andere Komponisten, beispielsweise Bedřich Smetana, der ein großer Verehrer des englischen Dramatikers war. 1859 entwarf er seinen "Macbeth" als "Skizze" zur Hexenszene ursprünglich für Klavier allein. Eine endgültige Form für seine Komposition konnte er dabei nicht finden und so existiert auch eine Fassung für Soloklavier und Orchester.
Anfänglich erging es Richard Strauss mit seiner Tondichtung "Macbeth" op. 23 ähnlich: von diesem Stück liegen gleich drei Fassungen vor, deren früheste, vollendet 1888, seine erste Tondichtung überhaupt war. Die Musik aber ist so konsequent düster wie ihr dramatisches Vorbild.
Ein wenig handelt jedes Instrumentalkonzert von Einsamkeit - und wenn es nur die Einsamkeit des Solisten vor der Masse der Orchestermusiker ist. Edward Elgar, der zweifellos populärste britische Komponist seit Henry Purcell und vor Benjamin Britten, komponierte sein Cellokonzert am Ende des Ersten Weltkriegs, in einer Welt, die sich gegenüber der Vorkriegszeit auch musikalisch gründlich gewandelt hatte. "Es ist ein eigenartiges Werk, komponiert von einem einsamen Mann in der Kriegszeit, der begreift, dass die künstlerischen Werte seiner Welt sich unwiderruflich geändert haben." (Ian Parrott)
Das Cellokonzert war Elgars letztes großes Werk, ein Stück, das er sehr liebte. Während seiner letzten Krankheit 1933 summte Elgar das Eingangsthema des Cellokonzerts einem Freund vor und sagte: "Wenn Sie irgendwann nach meinem Tod jemanden diese Melodie auf den Malvern Hills (Elgars Heimat) pfeifen hören, haben Sie keine Angst! Das bin nur ich."
www.stuttgart.de/philharmoniker
Beethoven-Saal der Stuttgarter Liederhalle
Aufzeichnung vom 3.12.2008
Johann Friedrich Reichardt
Ouvertüre zu "Macbeth"
Bedřich Smetana
"Macbeth und die Hexen" für Klavier und Orchester
Richard Strauss
"Macbeth" op. 23
ca. 21 Uhr Konzertpause mit Nachrichten
Edward Elgar
Konzert für Violoncello und Orchester e-Moll op. 85
Daniel Röhm, Klavier
Wolfgang Emanuel Schmidt, Cello
Stuttgarter Philharmoniker
Leitung: Gabriel Feltz