Musikalische Grenzgänge

"Crossing borders", wie die Euroradio-Konzerte heißt, meint musikalische Grenzgänge offensichtlicher und subtiler Art, die für den vielfältigen Austausch zwischen den Kulturen stehen. Der estnische Rundfunk hat eine zeitliche Brücke geschlagen zwischen Gregorianik und Moderne
Wie eng verwandt können Alte und Neue Musik sein? In der St. Nikolaus-Kirche Tallinn ist es zu erleben. Die gotische Hallenkirche aus dem 14. Jahrhundert bietet eine eindrucksvolle Akustik, ein passender Ort für gregorianische Hymnen und Offertorien. Sie erklingen im Wechsel mit Kompositionen von Arvo Pärt (* 1935) und Helena Tulve (* 1972), die sich ihrerseits beide intensiv mit sakraler Musik beschäftigt haben.

Das Programm, das zeitlich weit voneinander entfernte Musik zusammenführt, besteht also nicht aus Gegensätzen, nicht aus der Fremdartigkeit unterschiedlicher Klangwelten. Es dokumentiert eher die vielfältigen Inspirationen, die zeitgenössische Komponisten den alten Werken entnehmen.
Neben drei Gesangssolisten und einem Spezialisten für Tastenfidel musizieren "Vox Clamantis", ein sechsköpfiges Ensemble für gregorianischen Gesang, und "Hortus Musicus", ein Instrumentalensemble für Alte Musik, unter der Leitung von Jaan-Eik Tulve.



St. Nikolaus-Kirche Tallinn
Aufzeichnung vom 30.10.2009


Helena Tulve
Arboles lloran por lluvia

Gregorianischer Introitus
Gaudeamus

Kyrie cunctipotens

Arvo Pärt
Da pacem

Perotinus
Beata viscera

Tõnis Kaumann
Dixit paterfamilias

Gregorianisches Offertorium
Justorum animae

Arvo Pärt
Most Holy Mother

Gregorianischer Hymnus
Ave Maris stella

Helena Tulve
Reyah hadas 'ala

Arvo Pärt
Halleluja Tropus


Charles Barbier, Countertenor
Taniel Kirikal, Countertenor
Marco Ambrosini, Tastenfidel
Vox Clamantis
Hortus Musicus
Leitung: Jaan-Eik Tulve