Kompositionen des "bizarren" Jan Dismas Zelenka

Jan Dismas Zelenka, 1679 im böhmischen Launiowitz/Louňovice pod Blaníkem geboren, war Violinist, Kontrabassist und späterer Hofkomponist und wirkte über Jahrzehnte am sächsischen Königshof in Dresden. In der Musikwissenschaft wird er oft als der Bizarre neben Johann Sebastian Bach charakterisiert, weil Zelenka mit seinen Kompositionen meist seiner Zeit weit voraus war. Seine genialen Musikwerke gerieten nach seinem Tod in Vergessenheit und wurden erst gegen Ende des 20. Jahrhunderts und am Anfang des 21. Jahrhunderts wiederentdeckt. Zu den Entdeckern gehört auch die Cembalistin Barbara Maria Willi mit ihren exzellenten musikalischen Mitstreitern. Am 10. Juli 2014 standen sie mit Stücken von Bach und Zelenka in der Jakobuskirche in Oberkotzau im Rahmen des Festivals Mitte Europa auf der Bühne.

Das Festival ist eine deutsch-tschechische Unternehmung, die im 23. Jahrgang steht. Mitte Europa heißt, dass hier Böhmen, Bayern und Sachsen ein Festspieldreieck bilden, die Programmhefte sind zweisprachig, das Festival unterhält Büros in Deutschland und Tschechien, die Künstlerauswahl wird in guter Balance getroffen. Nils Mönkemeyer und Vilém Veverka sind Artists in Residence – auch hier also Input von beiden Seiten. Vor 15 Jahren starb Yehudi Menuhin, der großartige Musiker des 20. Jahrhunderts und weltweit geschätzte Humanist. Als Künstler und Versöhner engagierte er sich auch alljährlich für das Festival Mitte Europa. Manchmal unterbrach er hier sein Konzertprogramm und ermunterte mit eindringlichen Worten die Festivalinitiatoren, das Publikum und die Politiker dieses völkerverbindenden Kulturprojekt, das „Grenzen zum Schmelzen bringt", sorgsam zu hüten und zu pflegen.

Jakobuskirche, Oberkotzau

Aufzeichnung vom 10.07.2014

Sonaten von Jan Dismas Zelenka und Johann Sebastian Bach

Dominik Wollenweber / Vilém Veverka, Oboe

Mor Biron, Fagott

Ulrich Wolff, Kontrabass

Barbara Maria Willi, Cembalo