Musik als Rettung
Ein Film aus dem wahren Afrika: über polio-kranke Musiker, die von einem Filmteam entdeckt werden und mit diesem diese anrührende und begeisternde Dokumentation über ihre Band "Benda Bilili" gedreht haben - was so viel heißt, wie "Öffne Dein Bewusstsein".
Als fiktionaler Spielfilm wäre "Jenseits des Scheins", wie der Titel übersetzt lautet, totaler Blödsinn. Als wahrhaftiger Dokumentarfilm à la "Kinshasa Social Club!" ("The Times") dagegen ist er ein Juwel - und sorgt für viel Neugier, Anteilnahme und schließlich Freude - ja Begeisterung.
Dabei ist der thematische Ausgangspunkt eher surreal: 2004 entdecken die beiden französischen Regisseure auf den Straßen von Kinshasa, Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo, eine Gruppe von Musikern. Sie nennen sich "Staff Benda Bilili", was aus der dortigen Lingala-Sprache übersetzt "Öffne dein Bewusstsein" oder auch "Das Verborgene sichtbar machen!" bedeutet.
Das "Besondere" - die meisten von ihnen sitzen in Rollstühlen. Polio-Opfer, die zudem obdachlos sind, auf dem Gelände des verwahrlosten Zoos der Stadt leben und proben und ihre Musik als Rettung betrachten: "Ich erfinde nichts, meine Lieder handeln vom Leben", sagt Wortführer und Straßenhändler "Papa" Leon "Ricky" Likabu und verweist auf Lieder, die wie Appelle klingen: "Arbeit ist Vater und Mutter!" Mal ermahnen sie in den Songs die Eltern, ihre Kinder unbedingt gegen Polio impfen zu lassen und sie unbedingt zur Schule zu schicken. Mal erzählen sie von den eigenen Erlebnissen und Emotionen. Vom Nächtigen auf Pappkartons ebenso wie von ihrer Armut, die sie nicht abhält, von einem besseren Dasein zu hoffen, zu träumen.
Die beiden Filmemacher begleiten die Band innerhalb der nächsten Jahre. Zunächst mit dem Ziel, ihnen einen Plattenvertrag zu verschaffen. Man freundete sich an und entschied sich dann, einen kompletten Dokumentarfilm miteinander zu drehen. Die Mitglieder der Gruppe begriffen ihre Chance und setzten fortan viel Engagement, Glauben und Begeisterung in das Projekt - das schließlich - trotz zahlreicher Rückschläge (den Familien brannten ihre Hütten ab; den Filmemachern ging das Geld aus) - schließlich doch "gelang".
Seit einem ersten umjubelten Auftritt beim Eurockéennes Festival in Belfort 2009 sind sie bekannt und weltweit unterwegs. "Benda Bilili!" geht sensibel-gut unter die Haut. Weil der Film "nicht getürkt" ist, sondern eine Hymne auf das afrikanische Leben und ihre wahren Kämpfer bedeutet. "Du musst verstehen, was es braucht, um aus dem Hundeleben rauszukommen", singt Benda Bilili auf einem Festival. Was für ein vorzügliches Dokument zur Gegenwart!
Kongo/Frankreich 2010, Regie: Renaud Barret, Florent de La Tullaye, Darsteller: Léon "Ricky" Likabu, Roger Landu, Coco Ngambali Yakala u. a., FSK: ab sechs Jahren, Länge: 84 Minuten
Filmhomepage: Benda Bilili!
Dabei ist der thematische Ausgangspunkt eher surreal: 2004 entdecken die beiden französischen Regisseure auf den Straßen von Kinshasa, Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo, eine Gruppe von Musikern. Sie nennen sich "Staff Benda Bilili", was aus der dortigen Lingala-Sprache übersetzt "Öffne dein Bewusstsein" oder auch "Das Verborgene sichtbar machen!" bedeutet.
Das "Besondere" - die meisten von ihnen sitzen in Rollstühlen. Polio-Opfer, die zudem obdachlos sind, auf dem Gelände des verwahrlosten Zoos der Stadt leben und proben und ihre Musik als Rettung betrachten: "Ich erfinde nichts, meine Lieder handeln vom Leben", sagt Wortführer und Straßenhändler "Papa" Leon "Ricky" Likabu und verweist auf Lieder, die wie Appelle klingen: "Arbeit ist Vater und Mutter!" Mal ermahnen sie in den Songs die Eltern, ihre Kinder unbedingt gegen Polio impfen zu lassen und sie unbedingt zur Schule zu schicken. Mal erzählen sie von den eigenen Erlebnissen und Emotionen. Vom Nächtigen auf Pappkartons ebenso wie von ihrer Armut, die sie nicht abhält, von einem besseren Dasein zu hoffen, zu träumen.
Die beiden Filmemacher begleiten die Band innerhalb der nächsten Jahre. Zunächst mit dem Ziel, ihnen einen Plattenvertrag zu verschaffen. Man freundete sich an und entschied sich dann, einen kompletten Dokumentarfilm miteinander zu drehen. Die Mitglieder der Gruppe begriffen ihre Chance und setzten fortan viel Engagement, Glauben und Begeisterung in das Projekt - das schließlich - trotz zahlreicher Rückschläge (den Familien brannten ihre Hütten ab; den Filmemachern ging das Geld aus) - schließlich doch "gelang".
Seit einem ersten umjubelten Auftritt beim Eurockéennes Festival in Belfort 2009 sind sie bekannt und weltweit unterwegs. "Benda Bilili!" geht sensibel-gut unter die Haut. Weil der Film "nicht getürkt" ist, sondern eine Hymne auf das afrikanische Leben und ihre wahren Kämpfer bedeutet. "Du musst verstehen, was es braucht, um aus dem Hundeleben rauszukommen", singt Benda Bilili auf einem Festival. Was für ein vorzügliches Dokument zur Gegenwart!
Kongo/Frankreich 2010, Regie: Renaud Barret, Florent de La Tullaye, Darsteller: Léon "Ricky" Likabu, Roger Landu, Coco Ngambali Yakala u. a., FSK: ab sechs Jahren, Länge: 84 Minuten
Filmhomepage: Benda Bilili!