Musik als Lebensretter

Auszeit für das Gehirn

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Eine junge Frau mit Kopfhörern und geschlossenen Augen scheint in entspannter Stimmung zu sein
Beim Hören von Musik werden Signalstoffe im Gehirn ausgeschüttet, die uns zum Beispiel trösten können, sagt Stefan Kölsch. © imago / Westend61
Stefan Kölsch im Gespräch mit Liane von Billerbeck · 16.12.2020
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In der Pandemie fühlen sich viele Menschen gestresst und bedrückt. Musik könne helfen, aus negativen Gedankenschleifen zu kommen und inneren Frieden zu finden, sagt der Psychologe Stefan Kölsch. Ob Bach oder Rammstein, sei egal.
Es klingt nach einem simplen Rezept: Man höre Beethovens "Ode an die Freude" – und schon ist man mental gegen das Coronavirus und seine seelischen Belastungen gewappnet. Im Grunde wirkt Musik tatsächlich auf unser Wohlbefinden, wie der Psychologe, Neurowissenschaftler und Violinist Stefan Kölsch bestätigt:
"Zum einen kann Musik unsere Stimmung heben, aber zum anderen kann Musik uns auch helfen, unseren Geist zu beruhigen, unseren inneren Frieden zu finden, unsere Gedanken abzulenken von negativen Gedankenschleifen, was wir oft tun, wenn wir emotional gestresst sind."
Er empfiehlt dabei, sich Musik auszusuchen, die jene Stimmung ausdrückt, in die man selbst gelangen möchte. Das könne durchaus Klassik sein, aber auch Rammstein, ACDC, Elvis oder Jazz. Kölsch, der in seinem Buch "Good Vibrations. Die heilende Kraft der Musik" die überlebenswichtige Rolle eines Banjos bei der Endurance-Expedition in die Antarktis beschreibt, kennt weitere ermutigende Fälle.

Ein Sterbewilliger fasste neuen Lebensmut

So habe ihm eine Krankenschwester von einem sterbewilligen Patienten berichtet, der beim Hören seiner Lieblingsmusik neuen Lebensmut gefasst habe: "Es gibt mehrere Beispiele dafür, wie Musik Leben tatsächlich retten kann", sagt Kölsch. Musik könne besonders dann helfen, wenn man sich an ihr beteilige: zum Beispiel wenn man den Takt mitklopfe, innerlich mitsinge oder dazu tanze.
"Unsere Aufmerksamkeit wird so auf die Musik gelenkt, dass wir sozusagen mit unserem Gehirn gar nicht mehr an die negativen Dinge, die uns sonst belasten, gerade denken können. Und das kann für das Gehirn eine Auszeit bedeuten und für den Rest des Körpers, die uns dann guttut."
(bth)
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