Musik als Balsam für die Seele
Der Autor ist evangelischer Pfarrer und Chorleiter. Seine musikalische Seelsorge soll Herz und Sinne öffnen für die Begegnung mit sich selbst, mit anderen und mit Gott. Wer sich den angeführten 44 Musikstücken von Johannes Brahms oder Elton John mit Höranleitungen zuwendet, kann in einer Art Selbstversuch Michael Heymels Thesen überprüfen.
Musik ist eine "Stimmungsmacht". Sie zielt auf Einstimmung und Zustimmung, bewirkt Umstimmung, versetzt in Hochstimmung. Im Zeitalter grenzenlosen Musikkonsums stellt Michael Heymel die seelsorgliche Bedeutung von Musik heraus. Im Blick auf biblische Basistexte, christentumsgeschichtliche Fakten und mit Hinweis auf 44 konkrete musikalische Beispiele führt der evangelische Pfarrer und Chorleiter ein in Theorie und Praxis musikalischer Seelsorge.
Mit welcher Art von Musik können wir leben und sterben? Diese Grundfrage dient dem Autor als roter Faden und eröffnet den Horizont für zahlreiche Reflexionen und Praxisbeispiele. Welche Bedeutung hat etwa das Singen für den Menschen, und was unterscheidet Hören vom Zuhören? In Abwandlung eines bekannten Bibelwortes fragt Michael Heymel ferner: Was "nützt es dem Menschen, wenn er die Musikerlebnisse der ganzen Welt gewinnt, aber Schaden nimmt an seiner Seele"?
Heymel ist auf der Suche nach einer Musik, "die Türen der Seele öffnet und ihr zum Leben hilft". Nicht genug: Die gesuchte Musik soll sich in Leidenssituationen bewähren, "indem sie mit Wort und Klang in die Seelsorge Jesu Christi hineinführt". Stoßrichtung und spezifischer Horizont des fast 300-seitigen Buches sind damit genannt: Es geht um Musik und um Seelsorge. Musikalische Seelsorge soll Herz und Sinne öffnen für die liebende Begegnung – mit sich selbst, mit anderen und mit Gott.
Folglich bewegt sich der evangelische Pfarrer und Chorleiter im Dialogfeld von Theologie und Musik(-wissenschaft). Dabei steht insbesondere die Praxis des Tröstens im Vordergrund und dient ihm als Nagelprobe.
Bei seiner Suche und Beweisführung geht Heymel auf zahlreiche Quellen, Fakten und Vorbilder ein. Er belegt die existentielle Bedeutung von Musik anhand von Beispielen aus dem Alten und Neuen Testament. Paulus und Silas singen im Dunkel des Gefängnisses (Apg 16) und üben so musikalische Seelsorge aus – "einer für den anderen, miteinander für die übrigen".
Im Blick auf die Christentumsgeschichte verweist der Privatdozent für Praktische Theologie auf die Kunst der Seelsorge, die Musik bewusst nutzt und mit einschließt. Martin Luther und Johann Sebastian Bach dienen ihm als zwei hervorragende Beispiele. Dem Trost-Potenzial der Kirchenlieder von Paul Gerhardt ist ebenso ein eigenes Kapitel gewidmet wie etwa Johannes Brahms, der nicht nur mit dem "Deutschen Requiem op. 45" Generationen von Trauernden begleitet und getröstet hat.
Eher selten verlässt Heymel das wohlvertraute Terrain der klassischen Musik, indem er auf populäre Musik eingeht. Neben der Filmmusik von "Der amerikanische Patient" führt er zum Beispiel die Version des Pophits "Candle In The Wind" an, die anlässlich der Beerdigung von Lady Diana erklang und mit der Elton John Millionen von Menschen aus der Seele sang und Trost spendete.
Heymels Buch ist für jedermann gut lesbar und regt in Zeiten endloser Musikberieselung durch längere Textzitate und dank seiner zahlreichen Hinweise auf musikalische Beispiele an, das genaue Zuhören einzuüben, eine Grundvoraussetzung für die tiefere Wirkung von Musik. Deren theologische sowie spirituelle Dimension legt Heymel ebenso dar wie mögliche therapeutische und seelsorgliche Folgen des Hörgenusses.
Wer sich den angeführten 44 Musikstücken und kurzen Höranleitungen zuwendet, kann in einer Art Selbstversuch Heymels Thesen überprüfen. Auch wer der christlichen Lehre und Praxis gegenüber auf Distanz ist und bleibt, wird dennoch die Kraft der Musik spüren und mit ihrer Hilfe an Orte und in Regionen der Seele gelangen können, die auf keiner Landkarte verzeichnet sind.
Rezensiert von Thomas Kroll
Michael Heymel,
In der Nacht ist sein Lied bei mir. Wie man mit Musik für die Seele sorgt
Matthias-Grünewald-Verlag der Schwabenverlag AG: Ostfildern 2006
192 Seiten, 19,90 €.
Mit welcher Art von Musik können wir leben und sterben? Diese Grundfrage dient dem Autor als roter Faden und eröffnet den Horizont für zahlreiche Reflexionen und Praxisbeispiele. Welche Bedeutung hat etwa das Singen für den Menschen, und was unterscheidet Hören vom Zuhören? In Abwandlung eines bekannten Bibelwortes fragt Michael Heymel ferner: Was "nützt es dem Menschen, wenn er die Musikerlebnisse der ganzen Welt gewinnt, aber Schaden nimmt an seiner Seele"?
Heymel ist auf der Suche nach einer Musik, "die Türen der Seele öffnet und ihr zum Leben hilft". Nicht genug: Die gesuchte Musik soll sich in Leidenssituationen bewähren, "indem sie mit Wort und Klang in die Seelsorge Jesu Christi hineinführt". Stoßrichtung und spezifischer Horizont des fast 300-seitigen Buches sind damit genannt: Es geht um Musik und um Seelsorge. Musikalische Seelsorge soll Herz und Sinne öffnen für die liebende Begegnung – mit sich selbst, mit anderen und mit Gott.
Folglich bewegt sich der evangelische Pfarrer und Chorleiter im Dialogfeld von Theologie und Musik(-wissenschaft). Dabei steht insbesondere die Praxis des Tröstens im Vordergrund und dient ihm als Nagelprobe.
Bei seiner Suche und Beweisführung geht Heymel auf zahlreiche Quellen, Fakten und Vorbilder ein. Er belegt die existentielle Bedeutung von Musik anhand von Beispielen aus dem Alten und Neuen Testament. Paulus und Silas singen im Dunkel des Gefängnisses (Apg 16) und üben so musikalische Seelsorge aus – "einer für den anderen, miteinander für die übrigen".
Im Blick auf die Christentumsgeschichte verweist der Privatdozent für Praktische Theologie auf die Kunst der Seelsorge, die Musik bewusst nutzt und mit einschließt. Martin Luther und Johann Sebastian Bach dienen ihm als zwei hervorragende Beispiele. Dem Trost-Potenzial der Kirchenlieder von Paul Gerhardt ist ebenso ein eigenes Kapitel gewidmet wie etwa Johannes Brahms, der nicht nur mit dem "Deutschen Requiem op. 45" Generationen von Trauernden begleitet und getröstet hat.
Eher selten verlässt Heymel das wohlvertraute Terrain der klassischen Musik, indem er auf populäre Musik eingeht. Neben der Filmmusik von "Der amerikanische Patient" führt er zum Beispiel die Version des Pophits "Candle In The Wind" an, die anlässlich der Beerdigung von Lady Diana erklang und mit der Elton John Millionen von Menschen aus der Seele sang und Trost spendete.
Heymels Buch ist für jedermann gut lesbar und regt in Zeiten endloser Musikberieselung durch längere Textzitate und dank seiner zahlreichen Hinweise auf musikalische Beispiele an, das genaue Zuhören einzuüben, eine Grundvoraussetzung für die tiefere Wirkung von Musik. Deren theologische sowie spirituelle Dimension legt Heymel ebenso dar wie mögliche therapeutische und seelsorgliche Folgen des Hörgenusses.
Wer sich den angeführten 44 Musikstücken und kurzen Höranleitungen zuwendet, kann in einer Art Selbstversuch Heymels Thesen überprüfen. Auch wer der christlichen Lehre und Praxis gegenüber auf Distanz ist und bleibt, wird dennoch die Kraft der Musik spüren und mit ihrer Hilfe an Orte und in Regionen der Seele gelangen können, die auf keiner Landkarte verzeichnet sind.
Rezensiert von Thomas Kroll
Michael Heymel,
In der Nacht ist sein Lied bei mir. Wie man mit Musik für die Seele sorgt
Matthias-Grünewald-Verlag der Schwabenverlag AG: Ostfildern 2006
192 Seiten, 19,90 €.