Musik

Frage: Wo wurde das Lied „Wo die Nordseewellen trecken an den Strand“ gedichtet?
Antwort:

In Japan oder Tsingtau

Das Lied, das heute den Ostfriesen ebenso gehört wie Oldenburgern oder Schleswig-Holsteinern, wurde ursprünglich gar nicht auf die Nordsee, sondern auf die Ostsee gedichtet.

Textdichterin war Martha Müller-Grählert, die in Zingst/Pommern aufgewachsen war, dann den Chemieprofessor Müller heiratete und mit ihm in den Fernen Osten ging. Dort schrieb sie in Erinnerung an ihre pommersche Heimat diese Verse.

Ein Flensburger Glaser nahm das Gedicht mit nach Zürich, wo es vom Dirigenten des Arbeiter-Männergesangvereins, Simon Krannig, vertont wurde, und aus dem Ostsee- wurde ein Nordseelied, das 1908 zuerst im Druck erschien.

Leider war nicht endgültig festzustellen, ob der Text in Japan oder in Tsingtau entstand. Auch Germanistikprofessoren, der Musikverlag Sikorski, das Deutsche Volksliedarchiv oder andere Stellen konnten den Ort nicht endgültig feststellen.

Übrigens gibt es das Lied heute in weit über einem Dutzend verschiedener Fassungen (Wo des Haffes, Dnjeprs, Buges, Drina, Donau usw. Wellen). Im Fassa-Tal in den Dolomiten wurde das Lied so bodenständig, dass der Sender Bozen sogar die ersten Takte für seine ladinischen Sendungen als Pausenzeichen verwendet. Nur in Pommern hat sich das Lied nie so recht eingebürgert.

Mit freundlicher Genehmigung: (c) 1977 by LangenMüller in der F.A. Herbig Verlagsbuchhandlung GmbH, München