Museumsshop des phanTECHNIKUM

Die Wasserrakete aus Wismar

Wasserrakete zum Selbstbasteln aus dem phanTECHNIKUM in Wismar
Museumsdirektor André Quade testet eine Wasserrakete zum Selbstbasteln aus dem phanTECHNIKUM in Wismar. © Deutschlandfunk Kultur / Silke Hasselmann
Von Silke Hasselmann |
Im "phanTECHNIKUM" kann man aufs Schönste Neues lernen, Vergessenes auffrischen und vor allem: staunen. Zudem kann man dort auf der Suche nach einer besonders originellen Erinnerung fündig werden.
Ausstellungführerin: "Habt ihr jetzt erst mal bis hierhin noch Fragen? Sonst gehen wir nämlich noch eine Etage weiter."
Junge: "Dürfen da nachher noch alle rauf?"
Ausstellungführerin: "Wir haben noch so viele Stellen, an denen ihr was ausprobieren könnt. So, kommt mal weiter!"
Was die Kinder einer dritten Grundschulklasse gerade demonstrieren, erleben die Ausstellungsführer des Wismarer phanTECHNIKUMs seit fünf Jahren nahezu täglich: große Wissbegierde und vor allem unbändige Lust aufs Selbermachen an den Experimentierstationen. Doch während die Riesenseifenblasen irgendwann platzen und man nicht ewig in die Pedale treten kann, um Wind für eine Turbine zu erzeugen, gibt es eine Möglichkeit, etwas Bleibendes mit nach Hause zu nehmen. Dafür schicken die Kollegen im Museumsshop einen Richtung Museumswerkstatt.
"Josefin, kannste mal aufschließen? … Da sind wir jetzt in der Museumswerkstatt. Hier finden Workshops statt zu allen möglichen Sachen – Löten, Basteln. Tja, und jetzt wollten wir mal gucken wegen der Wasserrakete. Ich sehe doch da schon was..."

Ein fertiger Bausatz für eine Rakete

Museumsdirektor André Quade sieht richtig: In einem der Werkstattregale steht ein fertiger Bausatz für jene Wasserraketen, die seiner Meinung nach das originellste Mitnimmsel aus dem phanTECHNIKUM sind.
"Wir haben verschiedene Varianten schon gebaut. Sehen Sie ja: Ist ja ganz einfach. Alle können das basteln und zusammenbauen. Können das ja dann auch nach Hause nehmen. Innerhalb dieser Workshops machen wir das dann auch. Man wird nass dabei teilweise. Na, mein Gott – ist ja ´ne Wasserrakete! Das ist wirklich, also – das hat nicht jeder, so ein Angebot."

Josefin Hagelstein greift ins das Regal, wo auch jede Menge Einzelteile für die Abschussrampe der Wasserrakete liegen. Zu Aufbau, Funktion und Wirkungsweise:
"Wir arbeiten mit Sperrholz, und dort sägen wir vier Teile zu. Einmal natürlich einen Kreise, wo die Flasche nachher raufkommt..."
Die Museumspädagogin arbeitet viel mit Kindern und weiß: Deren Interesse an Technik und an den physikalischen Gesetzen der Natur weckt man am besten spielerisch und durch eigener Hände Arbeit. Sie holt Kabelbinder und einfache Stopfen aus einer Tüte – alles nötig, um eine zu einem Drittel mit Wasser gefüllte Plasteflasche kopfüber im Sperrholzgestell befestigen zu können.
"Hier ist ein Schlauch befestigt, und dieser Schlauch befindet sich an einer Fahrradpumpe. Und dann pumpt man Luft rein."
Wasserrakete zum Selbstbasteln aus dem phanTECHNIKUM in Wismar
Wasserrakete zum Selbstbasteln aus dem phanTECHNIKUM in Wismar© Deutschlandfunk Kultur / Silke Hasselmann

Wenn der Stöpsel aus der Flasche fliegt

Irgendwann ist der Druck in der Flasche so groß, dass der Stöpsel aus dem Flaschenhals ploppt und die Flasche – nun ja – raketengleich in die Höhe schießt. Wie hoch?
J. Hagelstein: "Also gemessen haben wir es noch nicht. Ist auch immer unterschiedlich, wie viel Druck reinkommt."
A. Quade: "Also 20 Meter doch. Locker. Die schaffen das ja prinzipiell über das Gebäude rüber. Aber es kommt auch auf den Wind an. Ich nehme fast an, es kommt auch auf den Außendruck an. Das kann man ja nebenbei auch erwähnen bei so ´ner Geschichte. Dann hören die Kinder das schon mal. `Aha!` Und das ist genau das, was wir eigentlich auch wollen: Mit wenigen Mitteln wirklich viel zeigen. Und im Endeffekt muss es auch Spaß machen."
Doch grau ist alle Theorie.
A. Quade: "Und wir gehen nach hinten hier gleich."
Es geht hinaus auf den Rasen.
A. Quade: "Wehe, jetzt klappt das nicht!"
In Cape Canaveral und Baikonur wären sie neidisch, würden sie sehen, wie unaufwendig ein Raketenstart sein kann. Ok, Muskelkraft ist nötig. Die bringt drei Meter von der wassergefüllten Flasche entfernt André Quade an der großen Fahrradpumpe auf. Und dann geht es ganz schnell – und mit lautem Plopp tatsächlich hoch hinaus.
A. Quade: "Och, das war aber ordentlich, oder?"

Sie sind das Ende eines jeden Museumsbesuches und oft eine wahre Wunderkammer: Museumsshops. Manche Besucher beginnen hier sogar aus Neugier den Rundgang durchs Haus. Am Ende verlässt man die Ausstellungshäuser beschwert durch hübsche, aber meist unnütze Staubfänger. Doch gibt es neben Bildbänden, Radiergummis, Stiften, Postkarten, T-Shirts und Umhängetaschen auch Gegenstände, die den Geist eines Museums aufs Schönste interpretieren und verkörpern? Wir haben für die "Fazit"-Winterserie wieder unsere Autoren in ihre Lieblingsmuseen geschickt – auf der Suche nach dem ultimativen Objekt.

24.12. Ultimatives Objekt #1
Kassel: "Pechkekse" als Eintrittskarte zur Hölle (Von Ludger Fittkau)

25.12. Ultimatives Objekt #2
Buenos Aires: Evita als Metall-Relief (Von Victoria Eglau)

26.12. Ultimatives Objekt #3
Paris: Die Postkartendame von 1760 (Von Jürgen König)

27.12. Ultimatives Objekt #4
London: Ai Weiwei-Gliederpuppe aus Holz (Von Friedbert Meurer)

28.12. Ultimatives Objekt #5
Weimar: "Faust I" und "Faust II" als Handschuhe (Von Henry Bernhard)

29.12. Ultimatives Objekt #6
Wismar: Die Wasserrakete zum Selbstbasteln (Von Silke Hasselmann)

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