Museum der Woche
Wenzel Hablik gehört zu den wichtigsten Vertretern des deutschen architektonischen Expressionismus. Er entwickelte ein umfassendes Konzept einer visionären und utopischen Architektur. Das gleichnamige Museum in Itzehoe zeigt eine imposante Ausstellung mit Gemälden und Zeichnungen eines aufregenden Künstlers der Moderne.
Musik "Wind – Verkehr – Schritte Kopfsteinpflaster"
Das Wenzel-Hablik-Museum ist ein schönes klassizistisches weißes Gebäude in einer ruhigen Straße von Itzehoe. Norddeutschland. Ergo: Der Wind pfeift um die Ecken. Doch mit dem Gang durch die Museumstür öffnet sich plötzlich ein anderer Kosmos ... die Welt der avantgardistischen Kunst der Anfänge des 20. Jahrhunderts.
Musik "Wind – Verkehr – Kopfsteinpflaster"
Ein Gang in den ersten Stock, vorbei an Stühlen, Gemälden, Schränken, Sofas, einem Armsessel, der Vitrine mit Messern und Gabeln – alles entworfen und gestaltet von Wenzel Hablik. Also erster Stock.
Musik "Science-Fiction-Score"
Die Welt der Moderne und der, tja, der Science-Fiction. Simone Laubach, Leiterin des Museums, steht vor der Bleistiftskizze "Der Bau der Luftkolonie" von 1908.
Simone Laubach: "(...) Dort sieht man eine propellerartige Konstruktion, die einer Siedlung es ermöglicht zu fliegen. Und ist sehr detailliert beschrieben, was auch die Idee von Hablik war, um die vielleicht auch einmal umsetzen zu können. Dort gibt es Werkstätten, Wohnräume, Maschinenräume, also alles, was es bedarf, um in einer Siedlung unabhängig leben zu können."
Musik "Science-Fiction-Score"
Die Zukunft. In Radierungen, Gemälden, Entwürfen. Anderes Beispiel: das Bild "Große bunte utopische Bauten" von 1920 – sehr farbig. Von Orange, Blau, kräftigem Rot zu Pastellfarben. Eine Stadtlandschaft mit mäanderartigen Strukturen und auch Sternenkörper, die fliegend über einem Regenbogen stehen.
Musik "Zukunftsentwürfe"
Wenzel Hablik. 1881 in Brüx, Böhmen, geboren, 1934 in Itzehoe gestorben. Studium an der Wiener Kunstgewerbeschule. Seit 1907 in Itzehoe.
Musik "Zukunftsentwürfe"
Simone Laubach: "Wenzel Hablik kannte die Literatur von Paul Scheerbart. Das war eine Literatur, die sich – in heutigen Begriffen – mit Science-Fiction auseinandersetzte, mit fliegenden Siedlungen, utopischen Bauten. Und das nahm Hablik in sein Werk auf und illustrierte es sozusagen."
Diese utopischen Bauten und Stadtentwürfe gestaltete Wenzel Hablik übrigens auch in filigranen Strukturen aus Kristallen – ein Material, das dem aus dem Erzgebirge stammenden Künstler seit seiner Kindheit vertraut war. Das Multitalent lässt sich nicht auf seine utopische Architektur verkürzen, auch wenn man bei einigen Werken den Eindruck bekommt, als ob Wenzel Hablik die Phantasie und Ideen des Science-Fiction-Filmgenres vorweggenommen hat. Von den 1920er Jahren – Fritz Langs "Metropolis" – bis in die Gegenwart – "Blade Runner" von Ridley Scott beispielsweise scheint es, als ob sich die Regisseure auch bei Habliks utopischen Stadtlandschaften bedient haben.
Kulturgeschichtliche Epochen, die sich überlappen – das ist der Grundeindruck im Museum. Mitunter wird dies aber auch nur ausgelöst durch eine einfache Zuckerdose aus Messing, die bei Wenzel Hablik mehr ist als eine Dose. Ist dies ein ritueller Vogel aus dem Inka-Kulturkreis? Oder die Nachbildung eines Planeten? Oder eben ... eine Dose?
Simone Laubach: "Sie ist aus Messing. Ist ein, ja ein Sternenkörper. Vielleicht auch ein Flugobjekt. Aber auch ganz banal eine Keksdose."
Kunst und Alltagsgegenstände finden so eine Synthese.
Musik "Zukunftsentwürfe"
Seit 1908 entwirft Hablik für den Mäzen Richard Biel und andere Itzehoer Familien Mobiliar und Innendekorationen, seit 1919/20 auch kunsthandwerkliche Arbeiten in utopisch-kristallinen Formen wie Lampen, Dosen und Kleinplastiken.
Musik "Zukunftsentwürfe"
Simone Laubach: "Dieser Zugang, den er hier zu der bürgerlichen Gesellschaft hatte, ermöglichte ihm, seine Werke und sein Gesamtkunstwerk auszuführen. Also sozusagen den ganzen Lebensbereich seiner Kundschaft zu gestalten hin zu Möbelentwürfen, Textilarbeiten, Bildern und auch der Farbraumgestaltung."
Ein Foto aus den 1920er Jahren in der Itzehoer Sammlung zeigt ein Zimmer aus dem Haus des Mäzens Richard Biel in Itzehoe: Ausgehend von einem Gemälde an der Wand verlängern sich die Farben und Formen auf die Couch und "laufen" dann in gewisser Weise weiter zu den Einrichtungsgegenständen - Textilien, Tapeten – und finden sich schließlich ebenso in der Kristallsammlung, die Wenzel Hablik extra für diesen Raum entwarf.
Simone Laubach: "Bei Hablik war es wichtig, den ganzen Lebensbereich seiner Klienten zu gestalten."
Entstanden ist dieses Werk allerdings – trotz wohlwollendem Mäzen - unter dem Damoklesschwert mangelnder Finanzen. Häufig hatte Hablik nicht einmal das Geld, sich für die Ölarbeiten hochqualitative Farben zu kaufen. "Natürlich" - möchte man sagen – geht es auch dem Wenzel-Hablik-Museum in Itzehoe nicht rosig. Man schlägt sich durch mit einer Mischkalkulation, konstatiert Simone Laubach:
"Das Museum steht unter der Trägerschaft der Wenzel-Hablik-Stiftung. Die Stiftung hat leider kein großes Stiftungs-Kapital. Wir können nicht von den Zinsen leben, wie es dann eigentlich üblich ist bei einer Stiftung, oder wie man es sich wünscht."
Soll heißen: Alle Mittel, die hier im Museum zur Verfügung stehen, müssen eingeworben werden.
Musik "Science-Fiction-Score"
Die Präsentation des Werkes von Wenzel Hablik ist allerdings imposant und bietet einen Einblick in das Werk eines Künstlers, der für Simone Laubach eines ganz sicher ist:
"Wenzel Hablik war meiner Ansicht nach einer sehr großer Visionär und gestaltete auch sehr viel Utopien, die vor allem in seinen Bildern, seinen Skizzen wieder zu finden sind."
Musik "Science-Fiction-Score"
Das Wenzel-Hablik-Museum ist ein schönes klassizistisches weißes Gebäude in einer ruhigen Straße von Itzehoe. Norddeutschland. Ergo: Der Wind pfeift um die Ecken. Doch mit dem Gang durch die Museumstür öffnet sich plötzlich ein anderer Kosmos ... die Welt der avantgardistischen Kunst der Anfänge des 20. Jahrhunderts.
Musik "Wind – Verkehr – Kopfsteinpflaster"
Ein Gang in den ersten Stock, vorbei an Stühlen, Gemälden, Schränken, Sofas, einem Armsessel, der Vitrine mit Messern und Gabeln – alles entworfen und gestaltet von Wenzel Hablik. Also erster Stock.
Musik "Science-Fiction-Score"
Die Welt der Moderne und der, tja, der Science-Fiction. Simone Laubach, Leiterin des Museums, steht vor der Bleistiftskizze "Der Bau der Luftkolonie" von 1908.
Simone Laubach: "(...) Dort sieht man eine propellerartige Konstruktion, die einer Siedlung es ermöglicht zu fliegen. Und ist sehr detailliert beschrieben, was auch die Idee von Hablik war, um die vielleicht auch einmal umsetzen zu können. Dort gibt es Werkstätten, Wohnräume, Maschinenräume, also alles, was es bedarf, um in einer Siedlung unabhängig leben zu können."
Musik "Science-Fiction-Score"
Die Zukunft. In Radierungen, Gemälden, Entwürfen. Anderes Beispiel: das Bild "Große bunte utopische Bauten" von 1920 – sehr farbig. Von Orange, Blau, kräftigem Rot zu Pastellfarben. Eine Stadtlandschaft mit mäanderartigen Strukturen und auch Sternenkörper, die fliegend über einem Regenbogen stehen.
Musik "Zukunftsentwürfe"
Wenzel Hablik. 1881 in Brüx, Böhmen, geboren, 1934 in Itzehoe gestorben. Studium an der Wiener Kunstgewerbeschule. Seit 1907 in Itzehoe.
Musik "Zukunftsentwürfe"
Simone Laubach: "Wenzel Hablik kannte die Literatur von Paul Scheerbart. Das war eine Literatur, die sich – in heutigen Begriffen – mit Science-Fiction auseinandersetzte, mit fliegenden Siedlungen, utopischen Bauten. Und das nahm Hablik in sein Werk auf und illustrierte es sozusagen."
Diese utopischen Bauten und Stadtentwürfe gestaltete Wenzel Hablik übrigens auch in filigranen Strukturen aus Kristallen – ein Material, das dem aus dem Erzgebirge stammenden Künstler seit seiner Kindheit vertraut war. Das Multitalent lässt sich nicht auf seine utopische Architektur verkürzen, auch wenn man bei einigen Werken den Eindruck bekommt, als ob Wenzel Hablik die Phantasie und Ideen des Science-Fiction-Filmgenres vorweggenommen hat. Von den 1920er Jahren – Fritz Langs "Metropolis" – bis in die Gegenwart – "Blade Runner" von Ridley Scott beispielsweise scheint es, als ob sich die Regisseure auch bei Habliks utopischen Stadtlandschaften bedient haben.
Kulturgeschichtliche Epochen, die sich überlappen – das ist der Grundeindruck im Museum. Mitunter wird dies aber auch nur ausgelöst durch eine einfache Zuckerdose aus Messing, die bei Wenzel Hablik mehr ist als eine Dose. Ist dies ein ritueller Vogel aus dem Inka-Kulturkreis? Oder die Nachbildung eines Planeten? Oder eben ... eine Dose?
Simone Laubach: "Sie ist aus Messing. Ist ein, ja ein Sternenkörper. Vielleicht auch ein Flugobjekt. Aber auch ganz banal eine Keksdose."
Kunst und Alltagsgegenstände finden so eine Synthese.
Musik "Zukunftsentwürfe"
Seit 1908 entwirft Hablik für den Mäzen Richard Biel und andere Itzehoer Familien Mobiliar und Innendekorationen, seit 1919/20 auch kunsthandwerkliche Arbeiten in utopisch-kristallinen Formen wie Lampen, Dosen und Kleinplastiken.
Musik "Zukunftsentwürfe"
Simone Laubach: "Dieser Zugang, den er hier zu der bürgerlichen Gesellschaft hatte, ermöglichte ihm, seine Werke und sein Gesamtkunstwerk auszuführen. Also sozusagen den ganzen Lebensbereich seiner Kundschaft zu gestalten hin zu Möbelentwürfen, Textilarbeiten, Bildern und auch der Farbraumgestaltung."
Ein Foto aus den 1920er Jahren in der Itzehoer Sammlung zeigt ein Zimmer aus dem Haus des Mäzens Richard Biel in Itzehoe: Ausgehend von einem Gemälde an der Wand verlängern sich die Farben und Formen auf die Couch und "laufen" dann in gewisser Weise weiter zu den Einrichtungsgegenständen - Textilien, Tapeten – und finden sich schließlich ebenso in der Kristallsammlung, die Wenzel Hablik extra für diesen Raum entwarf.
Simone Laubach: "Bei Hablik war es wichtig, den ganzen Lebensbereich seiner Klienten zu gestalten."
Entstanden ist dieses Werk allerdings – trotz wohlwollendem Mäzen - unter dem Damoklesschwert mangelnder Finanzen. Häufig hatte Hablik nicht einmal das Geld, sich für die Ölarbeiten hochqualitative Farben zu kaufen. "Natürlich" - möchte man sagen – geht es auch dem Wenzel-Hablik-Museum in Itzehoe nicht rosig. Man schlägt sich durch mit einer Mischkalkulation, konstatiert Simone Laubach:
"Das Museum steht unter der Trägerschaft der Wenzel-Hablik-Stiftung. Die Stiftung hat leider kein großes Stiftungs-Kapital. Wir können nicht von den Zinsen leben, wie es dann eigentlich üblich ist bei einer Stiftung, oder wie man es sich wünscht."
Soll heißen: Alle Mittel, die hier im Museum zur Verfügung stehen, müssen eingeworben werden.
Musik "Science-Fiction-Score"
Die Präsentation des Werkes von Wenzel Hablik ist allerdings imposant und bietet einen Einblick in das Werk eines Künstlers, der für Simone Laubach eines ganz sicher ist:
"Wenzel Hablik war meiner Ansicht nach einer sehr großer Visionär und gestaltete auch sehr viel Utopien, die vor allem in seinen Bildern, seinen Skizzen wieder zu finden sind."
Musik "Science-Fiction-Score"