Museum der Woche
2003 wurde das Bibelhaus am Museumsufer in Frankfurt eröffnet. Das Museum bietet einen Einblick in die Lebensverhältnisse der biblischen Zeit und zeigt Papyrusfunde aus dem Heiligen Land. Ziel ist es, allen Altersgruppen Aussagen und Hintergründe der Bibel nahe zu bringen. Jedes Jahr kommen rund 25.000 Besucher.
Eines Tages stiegen Jesus und seine Jünger in ein Boot, und er forderte sie auf: „Fahrt über den See an das andere Ufer!“ Sie ruderten los. Unterwegs schlief Jesus ein. Mitten auf dem See kam plötzlich ein gewaltiger Sturm auf, und die Wellen schlugen ins Boot. In höchster Not rüttelten die Jünger Jesus wach. Und dieser sprach: „Sturm, lege dich!“
Zehn Drittklässler sitzen in einem Fischerboot und spielen die biblische Geschichte der Sturmstillung nach. Mit so genannten Ocean-Drums, kleinen runden Trommeln, erzeugen sie mächtig Wirbel. Alle außer dem kleinen Noah: Der spielt den Jesus und darf dem Seespuk ein Ende setzen. Die Grundschüler sind begeistert. Aber nicht nur für Kinder gibt es im Bibelmuseum Führungen im Fischerboot. Museumsleiter Jürgen Schefzyk:
„Man kann mit Konfirmanden oder mit Jugendlichen reden über die Vertrauensfrage, über die eigenen Ängste, die mit so einer Geschichte verbunden sind. Und mit Erwachsenen über wissenschaftliche Forschungsergebnisse.“
In den 80er Jahren entdeckten Forscher am Westufer des Sees Gennesaret im Uferschlamm ein etwa 2000 Jahre altes Boot. Diesem Fund wurde das 13 Meter lange Schiff im Bibelhaus originalgetreu nachgebaut. Um mehr über die wissenschaftlichen Hintergründe des biblischen Sturms zu erfahren, gab das Museum eine Klimastudie in Auftrag. Schefczyk:
„Diese Stürme hat es wirklich gegeben, die gibt es auch heute noch auf dem See Gennesaret. Es handelt sich dabei um einen Wirbelsturm, der zwischen zwei und vier Minuten dauert. Dieser See liegt ja über 200 Meter unter dem Meeresspiegel und hat ganz eigene klimatische Voraussetzungen, die wir so gar nicht kennen – und dem entsprechen auch die Gefahren auf dem See.“
Windstill ist es dagegen in den Ausstellungsräumen im Keller. Dort geht es um die Entstehung der Bibel.
„Wir Christen sind eine Schriftreligion, und wir sind eigentlich dazu verpflichtet, der Öffentlichkeit unsere schriftlichen Quellen zugänglich zu machen, sie zu zeigen. Die Bibel ist nicht vom Himmel gefallen, sondern langsam gewachsen. Und wir können die ältesten kleinen Stückchen und Pergamente zeigen, die zur Entstehung der Bibel beigetragen haben.“
Originale Papyrus- und Pergament-Funde aus dem 3. bis 9. Jahrhundert nach Christus, aber auch Alltagsgegenstände und Schmuckstücke sind hier ausgestellt. Zum Beispiel ein roter Karneol.
„Dieser Edelstein war damals so wertvoll, weil er farbig ist. Denn in der Steppe, der Wüste, da ist eben alles etwas trist. Und eingeritzt in diesen Edelstein ist ein Mischwesen aus Löwe und Adler. Das ist ein Siegel – damit hat man sein Eigentum gekennzeichnet.“
Spaziert man weiter, fällt der Blick auf eine kleine Truhe aus Ton aus der Zeit Jesu.
„Sie ist in Jerusalem gefunden worden, da waren Knochen drin. Man nennt das ein Ossoir. Ein Jahr nach der Beerdigung wurden aus der Grabkammer die Knochen in eine kleine Knochenkiste eingesammelt. Auf diesem Ossoir sind ein paar aramäische Schriftzeichen. Also was hier draufsteht, das heißt ‚AHABON’, das heißt übersetzt: Liebling.“
Die Besucher des Bibelhauses sollen aber nicht nur brav von einer Vitrine zur nächsten gehen, sondern können die Welt der Bibel hautnah erleben. Zum Beispiel im Nomadenzelt im Obergeschoss, wo sich die Grundschüler mittlerweile tummeln. Museumsführerin Sibylle Hoffmann-Merz wählt unter den Kindern einen Abraham und eine Sara aus. Die hüllen sich in feine Stoffumhänge – wie richtige Nomaden eben:
„Jetzt haben wir einen Abraham, eine Sara und einen Haufen Besucher – das seid ihr. Nomaden bekommen gerne Besuch, und eigentlich waschen sie den Besuchern dann die Füße! Wir machen was anderes, ein Begrüßungsritual, was auch mit der Bibel zu tun hat – nämlich eine Salbung.“
Sie hält ein kleines durchsichtiges Fläschchen mit kostbarem Öl in die Höhe. Dieses sollen Abraham und Sara nun zur Begrüßung auf die Hände ihrer Gäste tupfen. So lernen die Kinder nicht nur den Alltag der Nomaden kennen, sondern finden auch einen Bezug zu ihrem eigenen Leben, glaubt Jürgen Schefzyk:
„Nomaden haben heute noch den Spruch: Wer unter meinem Zeltdach sitzt, ist nicht mein Feind. Sie versuchen also, Fremden, die feindlich gesinnt sein könnten, dadurch ihre Aggressionen zu nehmen, indem sie sie einladen und freundlich sind. Und ich denke, das lässt sich auch auf Schulhöfen heute wiederfinden: Ich kann einem Mitschüler, der sich mir gegenüber aggressiv verhält, auch dadurch die Aggression nehmen, dass ich ihm mit Freundlichkeit und Offenheit begegne.“
Das Bibelhaus versteht sich also keineswegs als ein von der Außenwelt abgeschottetes Religionszentrum. Im Gegenteil: Was hier drin passiert, sollen die Besucher auch mit nach draußen nehmen.
Zehn Drittklässler sitzen in einem Fischerboot und spielen die biblische Geschichte der Sturmstillung nach. Mit so genannten Ocean-Drums, kleinen runden Trommeln, erzeugen sie mächtig Wirbel. Alle außer dem kleinen Noah: Der spielt den Jesus und darf dem Seespuk ein Ende setzen. Die Grundschüler sind begeistert. Aber nicht nur für Kinder gibt es im Bibelmuseum Führungen im Fischerboot. Museumsleiter Jürgen Schefzyk:
„Man kann mit Konfirmanden oder mit Jugendlichen reden über die Vertrauensfrage, über die eigenen Ängste, die mit so einer Geschichte verbunden sind. Und mit Erwachsenen über wissenschaftliche Forschungsergebnisse.“
In den 80er Jahren entdeckten Forscher am Westufer des Sees Gennesaret im Uferschlamm ein etwa 2000 Jahre altes Boot. Diesem Fund wurde das 13 Meter lange Schiff im Bibelhaus originalgetreu nachgebaut. Um mehr über die wissenschaftlichen Hintergründe des biblischen Sturms zu erfahren, gab das Museum eine Klimastudie in Auftrag. Schefczyk:
„Diese Stürme hat es wirklich gegeben, die gibt es auch heute noch auf dem See Gennesaret. Es handelt sich dabei um einen Wirbelsturm, der zwischen zwei und vier Minuten dauert. Dieser See liegt ja über 200 Meter unter dem Meeresspiegel und hat ganz eigene klimatische Voraussetzungen, die wir so gar nicht kennen – und dem entsprechen auch die Gefahren auf dem See.“
Windstill ist es dagegen in den Ausstellungsräumen im Keller. Dort geht es um die Entstehung der Bibel.
„Wir Christen sind eine Schriftreligion, und wir sind eigentlich dazu verpflichtet, der Öffentlichkeit unsere schriftlichen Quellen zugänglich zu machen, sie zu zeigen. Die Bibel ist nicht vom Himmel gefallen, sondern langsam gewachsen. Und wir können die ältesten kleinen Stückchen und Pergamente zeigen, die zur Entstehung der Bibel beigetragen haben.“
Originale Papyrus- und Pergament-Funde aus dem 3. bis 9. Jahrhundert nach Christus, aber auch Alltagsgegenstände und Schmuckstücke sind hier ausgestellt. Zum Beispiel ein roter Karneol.
„Dieser Edelstein war damals so wertvoll, weil er farbig ist. Denn in der Steppe, der Wüste, da ist eben alles etwas trist. Und eingeritzt in diesen Edelstein ist ein Mischwesen aus Löwe und Adler. Das ist ein Siegel – damit hat man sein Eigentum gekennzeichnet.“
Spaziert man weiter, fällt der Blick auf eine kleine Truhe aus Ton aus der Zeit Jesu.
„Sie ist in Jerusalem gefunden worden, da waren Knochen drin. Man nennt das ein Ossoir. Ein Jahr nach der Beerdigung wurden aus der Grabkammer die Knochen in eine kleine Knochenkiste eingesammelt. Auf diesem Ossoir sind ein paar aramäische Schriftzeichen. Also was hier draufsteht, das heißt ‚AHABON’, das heißt übersetzt: Liebling.“
Die Besucher des Bibelhauses sollen aber nicht nur brav von einer Vitrine zur nächsten gehen, sondern können die Welt der Bibel hautnah erleben. Zum Beispiel im Nomadenzelt im Obergeschoss, wo sich die Grundschüler mittlerweile tummeln. Museumsführerin Sibylle Hoffmann-Merz wählt unter den Kindern einen Abraham und eine Sara aus. Die hüllen sich in feine Stoffumhänge – wie richtige Nomaden eben:
„Jetzt haben wir einen Abraham, eine Sara und einen Haufen Besucher – das seid ihr. Nomaden bekommen gerne Besuch, und eigentlich waschen sie den Besuchern dann die Füße! Wir machen was anderes, ein Begrüßungsritual, was auch mit der Bibel zu tun hat – nämlich eine Salbung.“
Sie hält ein kleines durchsichtiges Fläschchen mit kostbarem Öl in die Höhe. Dieses sollen Abraham und Sara nun zur Begrüßung auf die Hände ihrer Gäste tupfen. So lernen die Kinder nicht nur den Alltag der Nomaden kennen, sondern finden auch einen Bezug zu ihrem eigenen Leben, glaubt Jürgen Schefzyk:
„Nomaden haben heute noch den Spruch: Wer unter meinem Zeltdach sitzt, ist nicht mein Feind. Sie versuchen also, Fremden, die feindlich gesinnt sein könnten, dadurch ihre Aggressionen zu nehmen, indem sie sie einladen und freundlich sind. Und ich denke, das lässt sich auch auf Schulhöfen heute wiederfinden: Ich kann einem Mitschüler, der sich mir gegenüber aggressiv verhält, auch dadurch die Aggression nehmen, dass ich ihm mit Freundlichkeit und Offenheit begegne.“
Das Bibelhaus versteht sich also keineswegs als ein von der Außenwelt abgeschottetes Religionszentrum. Im Gegenteil: Was hier drin passiert, sollen die Besucher auch mit nach draußen nehmen.