Museum der Woche

Von Paul Stänner |
Die Schlacht von Wittstock am 24. September 1636 war für den Fortgang des Dreißigjährigen Krieges von entscheidender Bedeutung. Der Sieg über die kaiserlich-sächsischen Truppen führte die Schweden zurück in das Zentrum Deutschlands. Heute erinnert das <papaya:link href="http://www.uni-potsdam.de/u/geschichte/mdk/" text="Museum des Dreißigjährigen Krieges" title="Museum des Dreißigjährigen Krieges" target="_blank" /> an diese blutige Schlacht.
Wittstock an der Dosse liegt in der brandenburgischen Priegnitz, einer flachen, idyllischen Landschaft. Das Städtchen selbst erscheint wie aus einer anderen Zeit mit Fachwerkhäusern, die auf soliden Feldsteinfundamenten stehen. Zweieinhalb Kilometer gut erhaltene und gepflegte Stadtmauer aus dunkelroten Klinkern erweckt den Anschein, Wittstock wolle mit dem aufgeregten Rest der Welt nichts zu tun haben. Die Kinder der Diesterweg-Grundschule toben entspannt auf ihrem Schulhof.

Der Nachbar der Grundschule ist die Alte Bischofsburg, auch sie verborgen hinter Mauern. In der äußersten Ecke steht ein massiver Turm. Einst war er dazu gedacht, die Landschaft vor der Stadt zu beherrschen, heute beherbergt er auf sieben Ebenen das Museum des Dreißigjährigen Krieges.

"Das war original eine Zeigeruhr aus dem 17. Jahrhundert, die uns in gewisser Weise zurückgebracht hat in die Zeit des 17. Jahrhunderts, in das Jahr 1618, als mit dem Prager Fenstersturz der Dreißigjährige Krieg begann."
Antje Zeiger ist die Leiterin des Museums in Wittstock.

In grober Einteilung zerfällt der sogenannte Dreißigjährige Krieg von 1618 bis 1648 in vier Phasen fast separater Einzelkriege. Die Schlacht in Wittstock fällt in die vierte Phase. Im Grunde genommen stand fest, dass die katholische Seite der protestantischen überlegen und somit der Kampf entschieden war - da trafen 1636 die katholischen-kaiserlichen und sächsischen Truppen auf ein protestantisches Expeditionsheer aus Schweden. Mit dem Sieg des schwedischen Feldherrn Johan Graf Banér in Wittstock kam die protestantische Seite wieder ins Spiel. Es folgten weitere zwölf Jahre Kampf und Elend. Ein Porträt zeigt den Sieger mit schulterlangen Haaren unter einem Mittelscheitel, Schnauzbart und Kinnbart zieren ein verlebtes Gesicht, und selbst aus dem Holzschnitt heraus fühlt sich der Betrachter noch misstrauisch gemustert.

"Banér soll nach der Überlieferung ein übler Trinker gewesen sein, das dürfte ihn kaum von anderen Feldherren dieser Zeit unterschieden haben, denn das, was an Schrecknissen damit zusammenhing, mit dem eigentlichen täglichen Handwerk, konnte wahrscheinlich auch nur durch Alkoholgenuss ertragen, das gehörte offensichtlich dazu."

Neben den zeitgenössischen Porträts der Beteiligten zeigt Antje Zeiger auch Beispiele der Propaganda jener Zeit. Ein Flugblatt beispielsweise verunglimpft Martin Luther und führt ihn als einen Lebemann vor - so fett, dass er seinen dicken Bauch auf einer Schubkarre vor sich her schieben muss.

"Martin Luther war sehr häufig Zielscheibe solcher Karikaturen, auch der Papst war sehr häufig Zielscheibe ... die sind verbreitet worden, auch einen Sieg richtig zu glorifizieren oder eine Niederlage zu schmälern oder auch noch tiefer zu machen, als sie denn war."

"Wir haben leider keinen Schlüssel dazu bekommen, aber gehalten wird der Deckel von insgesamt zwölf Verriegelungen, die alle in die Truhe mit eingriffen."

Die Truhe ist ein solides Stück von etwas mehr als einem Meter Kantenlänge. Unter dem aufgeschlagenen Deckel zeigt sich ein meisterhaft verschlungenes Zusammenspiel von Riegeln, Bolzen und Sperren – die Kiste enthielt den Sold. Allmählich wandern wir die sieben Ebenen des Bischofsturmes hinauf und kommen zum Kriegshandwerk. Söldner bildeten das Rückgrat der damaligen Heere. Dass es um den Glauben ging, war wichtig, aber noch wichtiger war für den einzelnen Soldaten der Sold.

"Die klassische Waffe des Dreißigjährigen Krieges war die Luntenschlossmuskete. Wir haben alle möglichen Attribute noch dazu, unten noch die Pulverfläschchen, die sogenannten zwölf Apostel, wo man also zwölf um den Körper trug mit der entsprechend abgemessenen Pulvermenge, Kugeln waren vorbereitet und dann brauchte ein geübter Schütze zwischen drei und fünf Minuten."

Weitere Ausrüstungen und Rüstungen der Heere jener Zeit sind zu besichtigen. Darunter die wunderbare Handwerksarbeit einer 18 bis 20 Kilo schweren "Pappenheimer Rüstung", die ihrem Träger wohl das Leben schwer gemacht, vielleicht aber auch gerettet hat. Im Falle, dass der Kampf nicht so glücklich verlaufen war, half die Knochensäge, die an der Wand hängt. Die zeitgenössischen Darstellungen ihrer Anwendung lassen allerdings nicht viel Gutes erhoffen. In der siebten Etage, die dem Friedenschluss 1648 in Münster und Osnabrück gewidmet ist, liegen Gedenkmünzen zur Erinnerung an die lang ersehnte Waffenruhe. Eine von ihnen hat ungefähr zehn Zentimeter im Durchmesser. Man sieht einen Wagen gezogen von zwei Pferden. Die Kutsche ist geformt wie eine Muschel, darin sitzt eine allegorische Figur und winkt mit einem geschmückten Stab -

"der Einzug der Herrschaft des Friedens, so etwa von der Symbolik."