Museum der Woche
Der Kulturspeicher ist ein umgebautes Lagerhaus im alten Würzburger Hafen. Statt Warengüter speichert das Gebäude heute Kunstwerke: Zwei Sammlungen und eine Wechselausstellung sind hier untergebracht. Vor allem zeitgenössische Kunst soll den Besuchern nahegebracht werden. 2005 wurde das Museum mit dem Bayerischen Museumspreis ausgezeichnet.
"Kultur speichern ist etwas ganz Lebendiges. Und uns war dieses Wort wichtig, um zu zeigen: Wir sind Museum im vitalsten Sinne."
Blick aus dem Museumsrestaurant. Links oben die Festung Marienberg, umrahmt von Weinbergen. Und, direkt vor der Nase, der Alte Hafen. War der 160 Meter lange Kulturspeicher doch ursprünglich ein Lagerhaus, erbaut im Jahre 1904. Damals wurde hier nicht Kunst, sondern Getreide gespeichert.
Blick in die Speisekarte. Safranisierte Tagliatelle mit kleinen Flusskrebsschwänzen. Im Kulturspeicher kann man sich Kunst auf der Zunge zergehen lassen – alte wie neue. Museumsleiterin Marlene Lauter.
"Es ist ein Haus mit sehr vielen Kontrasten. Es ist überwiegend junge Kunst in einem schon etwas älteren Gebäude, wir haben regionale Kunst und internationale Kunst, es ist Gegenständliches bei uns und Ungegenständliches – ich denke, gerade aus diesen Kontrasten der verschiedenen Sammlungsbereiche bezieht das Museum sein Profil."
Von 1996 bis 2001 wurde der ehemalige Getreidespeicher in ein Kunstmuseum verwandelt. Steinfassaden, Fenster- und Torformen blieben erhalten, genauso wie die Holzstützenkonstruktion im zwölf Meter hohen glasgedeckten Foyer. Die Sammlung Peter C. Ruppert im linken Trakt zeigt Konkrete Kunst in Europa nach 1945, unter anderem von Max Bill, Josef Albers und Bridget Riley. Sie steht im Kontrast zur Sammlung der Städtischen Galerie im rechten Teil des Gebäudes.
Hier sind Werke von Künstlern aus der Region ausgestellt. Landschaften von Fritz Bamberger, biedermeierliche Porträts, impressionistische Gemälde, Skulpturen von Emy Roeder. Vor allem figürliche Kunst ab dem 19. Jahrhundert. Aber so unterschiedlich die Sammlungen auch sind: Sie lassen sich trotzdem gut verbinden.
"Es gibt Fragestellungen, die in beiden Sammlungen angelegt sind, die es ganz schön ermöglichen, mit Besuchern von der einen in die andere Sammlung zu gehen. Zum Beispiel die ganz zentrale Frage in der Malerei: Wie geschieht Raum im Bild? Wie kann man Raum umsetzen? Wie kann man das malen, wie gestalten?"
So löste der Würzburger Landschaftsmaler Fritz Bamberger in seiner Darstellung des Albufera-Sees bei Valencia die Raumgestaltung folgendermaßen:
"Da war es die klassische Landschaftsaufteilung mit diesen verschiedenen Möglichkeiten in das Bild einzusteigen, mit Repoussoir-Motiven, das heißt also hier ein Baum, dort ein Baum, so dass man stückchenweise, im Zick-Zack, in das Bild hinein genommen wird."
Ganz anders die Konkrete Kunst.
Auch hier wird Raum dargestellt, aber auf völlig andere Weise. Etwa in einem Kunstwerk von Josef Albers mit dem Titel Bright September. Um ein gelbes Quadrat sind hier ockerfarbene und braune Quadrate angeordnet.
"Klingt furchtbar langweilig auf den ersten Blick und ganz konstruiert, aber durch die Farbe, die da eingesetzt wird, bekommt dieses Bild ein Leben. Es pulsiert. Es tritt das gelbe Quadrat, obwohl es von der Anordnung weit nach hinten zu reichen scheint, immer wieder nach vorn, und die Augen versuchen sich räumlich zu orientieren."
Vor allem was die Konkrete Kunst betrifft, waren die Besucher des Würzburger Kulturspeichers am Anfang skeptisch. Marlene Lauter erinnert sich an Aussagen wie: Das kann mein Kind im ersten Schuljahr auch. Oder: Da kann man ja überhaupt nichts erkennen. Stimmt nicht, sagt die Museumsleiterin.
"Da geht’s eben um andere Faktoren: um das Wechselspiel von Farben, um Momente, die Bewegung suggerieren, um Balancen, Kräfteverhältnisse. All diese Dinge sind im Bild oder der Plastik Momente, die man sehr wohl erkennen kann. Und das alles kann man im Gespräch darstellen und lässt normalerweise auch immer sehr überzeugte Besucher zurück."
Mittlerweile ist der Kulturspeicher bei den Würzburgern angekommen. Auch deshalb, weil interessante Wechselausstellungen, Workshops und Führungen für alle Altersklassen den Zugang zur Kunst erleichtern.
Junge: "Ne Schildkröte"
Mädchen: "Ein Schmetterling"
Mädchen: "Ein Meerschweinchen"
Simone Doll-Gerstendörfer fragt Erstklässler nach ihren Lieblingstieren und zeigt ihnen dann Tier-Skulpturen der Würzburgerin Emy Roeder. Damit die Kleinen nachvollziehen können, woher die Künstlerin ihre Ideen nahm, liest sie ihnen einen Tagebucheintrag vor:
"Ich sitze stundenlang auf den Weiden oder in den Ställen, zwischen Pferden und Kälbern, Kühen und Schafen, und die Tiere mit all ihren Gewohnheiten nehme ich hier in mich auf.
- Habt ihr’s verstanden?
- Jaaaaaaaaa."
Am Ende dürfen die kleinen Künstler dann selbst ran – und mit Knete ihre eigenen Tiere genau so gestalten, wie sie das wollen. Im Kulturspeicher ist alles erlaubt.
Blick aus dem Museumsrestaurant. Links oben die Festung Marienberg, umrahmt von Weinbergen. Und, direkt vor der Nase, der Alte Hafen. War der 160 Meter lange Kulturspeicher doch ursprünglich ein Lagerhaus, erbaut im Jahre 1904. Damals wurde hier nicht Kunst, sondern Getreide gespeichert.
Blick in die Speisekarte. Safranisierte Tagliatelle mit kleinen Flusskrebsschwänzen. Im Kulturspeicher kann man sich Kunst auf der Zunge zergehen lassen – alte wie neue. Museumsleiterin Marlene Lauter.
"Es ist ein Haus mit sehr vielen Kontrasten. Es ist überwiegend junge Kunst in einem schon etwas älteren Gebäude, wir haben regionale Kunst und internationale Kunst, es ist Gegenständliches bei uns und Ungegenständliches – ich denke, gerade aus diesen Kontrasten der verschiedenen Sammlungsbereiche bezieht das Museum sein Profil."
Von 1996 bis 2001 wurde der ehemalige Getreidespeicher in ein Kunstmuseum verwandelt. Steinfassaden, Fenster- und Torformen blieben erhalten, genauso wie die Holzstützenkonstruktion im zwölf Meter hohen glasgedeckten Foyer. Die Sammlung Peter C. Ruppert im linken Trakt zeigt Konkrete Kunst in Europa nach 1945, unter anderem von Max Bill, Josef Albers und Bridget Riley. Sie steht im Kontrast zur Sammlung der Städtischen Galerie im rechten Teil des Gebäudes.
Hier sind Werke von Künstlern aus der Region ausgestellt. Landschaften von Fritz Bamberger, biedermeierliche Porträts, impressionistische Gemälde, Skulpturen von Emy Roeder. Vor allem figürliche Kunst ab dem 19. Jahrhundert. Aber so unterschiedlich die Sammlungen auch sind: Sie lassen sich trotzdem gut verbinden.
"Es gibt Fragestellungen, die in beiden Sammlungen angelegt sind, die es ganz schön ermöglichen, mit Besuchern von der einen in die andere Sammlung zu gehen. Zum Beispiel die ganz zentrale Frage in der Malerei: Wie geschieht Raum im Bild? Wie kann man Raum umsetzen? Wie kann man das malen, wie gestalten?"
So löste der Würzburger Landschaftsmaler Fritz Bamberger in seiner Darstellung des Albufera-Sees bei Valencia die Raumgestaltung folgendermaßen:
"Da war es die klassische Landschaftsaufteilung mit diesen verschiedenen Möglichkeiten in das Bild einzusteigen, mit Repoussoir-Motiven, das heißt also hier ein Baum, dort ein Baum, so dass man stückchenweise, im Zick-Zack, in das Bild hinein genommen wird."
Ganz anders die Konkrete Kunst.
Auch hier wird Raum dargestellt, aber auf völlig andere Weise. Etwa in einem Kunstwerk von Josef Albers mit dem Titel Bright September. Um ein gelbes Quadrat sind hier ockerfarbene und braune Quadrate angeordnet.
"Klingt furchtbar langweilig auf den ersten Blick und ganz konstruiert, aber durch die Farbe, die da eingesetzt wird, bekommt dieses Bild ein Leben. Es pulsiert. Es tritt das gelbe Quadrat, obwohl es von der Anordnung weit nach hinten zu reichen scheint, immer wieder nach vorn, und die Augen versuchen sich räumlich zu orientieren."
Vor allem was die Konkrete Kunst betrifft, waren die Besucher des Würzburger Kulturspeichers am Anfang skeptisch. Marlene Lauter erinnert sich an Aussagen wie: Das kann mein Kind im ersten Schuljahr auch. Oder: Da kann man ja überhaupt nichts erkennen. Stimmt nicht, sagt die Museumsleiterin.
"Da geht’s eben um andere Faktoren: um das Wechselspiel von Farben, um Momente, die Bewegung suggerieren, um Balancen, Kräfteverhältnisse. All diese Dinge sind im Bild oder der Plastik Momente, die man sehr wohl erkennen kann. Und das alles kann man im Gespräch darstellen und lässt normalerweise auch immer sehr überzeugte Besucher zurück."
Mittlerweile ist der Kulturspeicher bei den Würzburgern angekommen. Auch deshalb, weil interessante Wechselausstellungen, Workshops und Führungen für alle Altersklassen den Zugang zur Kunst erleichtern.
Junge: "Ne Schildkröte"
Mädchen: "Ein Schmetterling"
Mädchen: "Ein Meerschweinchen"
Simone Doll-Gerstendörfer fragt Erstklässler nach ihren Lieblingstieren und zeigt ihnen dann Tier-Skulpturen der Würzburgerin Emy Roeder. Damit die Kleinen nachvollziehen können, woher die Künstlerin ihre Ideen nahm, liest sie ihnen einen Tagebucheintrag vor:
"Ich sitze stundenlang auf den Weiden oder in den Ställen, zwischen Pferden und Kälbern, Kühen und Schafen, und die Tiere mit all ihren Gewohnheiten nehme ich hier in mich auf.
- Habt ihr’s verstanden?
- Jaaaaaaaaa."
Am Ende dürfen die kleinen Künstler dann selbst ran – und mit Knete ihre eigenen Tiere genau so gestalten, wie sie das wollen. Im Kulturspeicher ist alles erlaubt.