Museum der Woche

Von Georg Gruber |
Einst wurde um den Eifelort Mechernich Bleierz abgebaut. Im Bergbaumuseum wird die Geschichte der Region wieder lebendig. Zu sehen sind dort die Arbeitsgeräte der Bergleute, historisches Kartenmaterial und ein Modell des weit verzweigten Stollensystems. Die eigentliche Attraktion des Museums, das Besucherbergwerk, ist allerdings unterirdisch.
Ohne Helm kommt hier keiner rein, in das Besucherbergwerk Mechernich.

Führung mit Friedrich Hunsicker: " An der Seite muss ich höllisch aufpassen, ich geh mal vor! "

Bis 1957 wurde hier in der Eifel, rund 50 km von Köln entfernt, Bleierz abgebaut. Als sich der Abbau nicht mehr rentierte, wurden die Gruben geschlossen.
" Dieses ganze Bergwerk, was wir jetzt hier besichtigen werden, war zugespült mit Schlamm und da hat man fast 10 Jahre lang den Schlamm raus gefahren und das Ganze so vorbereitet, dass man überhaupt jemand reinführen konnte. Gucken wir es uns mal an! "

Friedrich Hunsicker ist der Vorsitzende das Fördervereines Bergbaumuseum Mechernich, der das Museum und das Besucherbergwerk am Laufen hält. Alles ehrenamtlich. Eineinhalb bis zwei Stunden dauert der Rundgang unter Tage, 9 Grad plus hat es hier, Sommer wie Winter. Die Gänge sind mit Holzstempen abgestützt, so wie früher.

" Diese Art von Bohrern gab’s am Ende natürlich nicht mehr, das war ein Trockenbohrer und das hat natürlich wahnsinnig gestaubt, und der Bergmann, der hinter der Bohrmaschine war, hat diesen Staub eingeatmet, und deswegen sind hier in Mechernich sehr wenige Bergleute an Bleivergiftung gestorben, aber sehr sehr viele durch Staublungen, durch Silikose, diesen Staub, den sie beim Bohren aufgenommen haben. (…) Wir sind jetzt gerade unter dem Museum durchgegangen, das liegt über uns. "

Ein markantes Gebäude am Ortsrand von Mechernich mit viel Glas und hohen Wänden, die so ausgerichtet sind wie die Stollen unter der Erde. In dem großen Ausstellungsraum kann man sich vor dem Gang in die Tiefe einstimmen, und über die Arbeitswelt der Bergleute und die lange Tradition des Bergbaues in dieser Region informieren:

Hunsicker: " Stücke, die sicherlich auch wertvoll und hochinteressant, sind Münzen aus römischer Zeit, geprägt etwa 40 nach Christus und die sind gefunden worden in einem Schacht, im Stollen, und die belegen, dass die Römer hier Bergbau betrieben haben und damit kann man sagen, der Bergbau ist älter als 2000 Jahre mittlerweile. "

Mitte des 15. Jahrhunderts erreichte der Bergbau in der Eifel eine erste Hochzeit. Damals gruben so genannte "Eigenlöhner" nach Bleierzen. Aus dieser Zeit stammt auch ein "Beutelkorb", mit dem sie den Sandstein auswaschen konnten. Übrig blieben "Erzknotten", so groß wie Pfefferkörner oder Erbsen.

Im 19. Jahrhundert wurde das Erz dann industriell im großen Stil abgebaut, bis zu 4500 Bergleute waren in den Gruben bei Mechernich beschäftigt. Das Blei aus der Region zeichnete sich durch eine besonders gute Qualität aus. Trotzdem wurde nach dem Zweiten Weltkrieg die Erzförderung eingestellt: Importe aus dem Ausland, etwa aus Chile, waren einfach billiger.

Schink: " Die letzte Schicht wurde gefahren am 31.12.1957. "

Alfred Schink, heute Grubenführer im Besucherbergwerk, war von der Schließung selbst betroffen:

" Ich bin mit 14 Jahren aus der Schule gekommen und mit 14 Jahren bin ich dann in den Berg, nach dreijähriger Lehrzeit die Knappenprüfung gemacht, zwei Jahre später wurde dann stillgelegt - was sollte man machen."

Sozialplan gab es keinen. Auch wenn er letztlich nur fünf Jahre im Berg war, sagt der 68-Jährige heute:

" Einmal Bergmann immer Bergmann, ja da hängt noch irgendwie das Herz dran. "

Und so war Alfred Schlink auch unter den Männern, die Anfang der 90er Jahre Teile der zugeschütteten Bergwerksstollen wieder frei schaufelten. Eine mühsame Arbeit – die sich gelohnt hat.

Hunsicker: " Gehen wir weiter. (…) Es ist verblüffend, wenn Sie mit einem Mann aus der Kohle hierher kommen, der traut sich gar nicht hierhin. "

Über eine Metalltreppe gelangt man in einen mächtigen Hohlraum, groß wie ein Kirchenschiff, 17, 18 Meter hoch, 40 Meter lang.

Hunsicker: " Wenn Sie in der Kohle einen Holraum von der Größe aufmachen, der bricht zusammen, da haben die Kohlebergleute alle Angst, im Salz- und im Erzbergwerk, da sind solche Hohlräume stabil, kein Problem. Ich finde es auch deshalb die schönste Ecke, weil man hier mit der Größe was sehen kann, hier waren Riesenhallen aufgefahren, und das war Handarbeit, und da bewundere ich die heute noch für."

In das Besucherbergwerk kommen inzwischen jedes Jahr rund 10.000 Besucher. Ein unerwarteter Erfolg wurde die Schatzsuche für Kinder – und seit zwei Jahren kann man in der Tiefe sogar den Bund fürs Leben schließen.

Hunsicker: " Da hängen dann Carbidlampen, da steht ein Tisch da mit Samttischtuch, und dann wird hier ne Eheschließung vorgenommen. Weiß nicht, wie viele haben wir gehabt? Sieben oder acht waren das bisher schon - aber die ersten sind auch schon geschieden."